Von dem US-amerikanischen Hotel-König
Conrad Hilton ist überliefert, dass er auf die Frage nach den drei wichtigsten Kriterien für den Wert einer Immobilie antwortete:
Lage, Lage, Lage.
Tatsächlich ist der Standort (=Lage) das prinzipiell Einzige, welches sich bei einer Immobilie nicht verändern lässt. In der Regel besitzt ein Hotel im Touristenstaat Florida, wegen der Besucherfrequenz, per se einen weitaus höheren Wert, als ein gleichartiges Hotel im abgelegenen, ländlichen Staat Alabama.
Den gleichen Maßstab kann man auch an ganze Ländereien anlegen. Die USA, welche als gewaltiger "Brocken" zwischen den beiden Weltmeeren Atlantik und Pazifik liegt, ist strategisch viel besser plaziert als beispielsweise Deutschland in seiner europäischen Mittellage. (Der Ausgang zweier Weltkriege mag als Beweis dienen). Aber bei dieser Bilanzierung sollte man nicht vergessen, dass den Amerikanern ihr jetziges Heimatland nicht vom Himmel geschenkt worden ist. Stattdessen wurde es im Laufe von fast vier Jahrhunderten den damals regierenden Weltmächten (Briten, Franzosen, Spanier) in harten Kämpfen abgerungen, zum Teil auch durch eine kluge Ankaufspolitik (siehe Alaska) preiswert erweitert oder durch kaltblütige Annektionen (Hawaii) ganz einfach in Besitz genommen. Der zielstrebige Aufbau des Landes USA ist einzigartig in der neueren Geschichte der Menschheit und soll - da damit ein Jubiläum verbunden ist - in geraffter Form und im Rahmen dieses Blogs gewürdigt werden.
Erste Besiedelung Amerikas und die "Mayflower"
Die ersten Europäer kamen zu Anfang des 17. Jahrhunderts an der Ostküste der heutigen USA an. Geplagt durch heimische Religionskriege und Hungersnöte, merkten die Siedler bald, dass sie in ein Schlaraffenland gekommen waren. Die Böden strotzten vor Fruchtbarkeit und überall gab es natürliche Häfen um Schifffahrt zu betreiben. Als besonderes historisches Highlight wird - aus heutiger Sicht - die Ankunft des Schiffes
Mayflower auf Cape Cod am 21. November 1620 im Rahmen der amerikanischen Folklore gefeiert. Den Amerikanern steht also nächstes Jahr ein bedeutsames 400er-Jubiläum ins Haus. Die Passagiere der Mayflower (zwei verstarben während der Überfahrt aus England, ein Kind wurde geboren) waren die sogenannten "Pilgerväter" (=
Pilgrim Fathers), eine streng religiöse Sekte, welche dem Calvinismus nahe stand.
Der Kapitän des Schiffes nannte sich Christopher Jones und auch viele Passagiere hörten auf typisch englische Namen, wie Smith, Miller, Ferguson etc. So konnte es nicht ausbleiben, dass zahlreiche traditionsbewusste heute lebende Amerikaner (insbesondere aus vornehmen Familien) ihre Abstammung auf einen Passagier der Mayflower zurückführen möchten. Doch diese genealogischen Bemühungen sind nicht schlüssig, denn die Mayflower müsste, angesichts der zahlreichen Namensbewerber die Größe eins mittleren modernen Kreuzfahrtschiffs gehabt haben. Stattdessen war sie nur ein mittelgroßes Segelboot, das gerade mal 102 Passagiere beherbergen konnte.
Der Unabhängigkeitskrieg und die Vertreibung der Briten
Die Besiedlung der amerikanischen Ostküste erstreckte sich über ein knappes halbes Jahrhundert hinweg und geschah unter der politischen Aufsicht des britischen Königsreichs. London strukturierte die 1.600 Kilometer lange Landfläche mit ca. 2,5 Millionen Menschen in 13 sogenannte Kronkolonien, wovon die letzte, Georgia im Süden, 1732 gegründet wurde. Allmählich jedoch wuchs unter den Siedlern der Wunsch nach Unabhängigkeit von Großbritannien, was die Briten aber nur dazu ermuterte, ihren amerikanischen Kronkolonien die Steuern und Zölle zu erhöhen. Die Forderung der Siedler nach angemessener Repräsentation im englischen Unterhaus ("no taxation without representation") überhörte London geflissentlich, denn es benötigte diese Einnahmen um seine Kriege gegen Frankreich zu finanzieren. So kam es im Dezember 1673 zu einem revolutionären Akt, der als die "Bostoner Tea Party" in die amerikanische Geschichte einging: als Indianer verkleidet enterten einige Siedler ein britisches Frachtschiff und kippten einige Tonnen Tee schlicht ins Meer.
London konnte diesen "Aufruhr" nicht zulassen und so kam es zum sogenannten "Unabhängigkeitskrieg" (1775 - 83). Die kampferprobten englischen Krieger waren anfangs in der Übermacht, aber die (heimliche) Unterstützung der Franzosen und das strategische Können des (ehemaligen) preußischen Offiziers Friedrich Wilhelm von Steuben führte 1681 zur Schlacht von Yorktown in Virginia, wo die Briten kapitulieren mussten. Im Frieden von Paris (1683) erkannte Großbritannien die Unabhängigkeit ihrer ehemaligen Kronkolonien an und räumte das Feld.
Der Louisiana-Deal und die Vertreibung der Franzosen
Jetzt waren die Franzosen die unmittelbaren Nachbarn der Vereinigten Staaten. Die Weltmacht Frankreich beherrschte ungefähr das Gebiet, welches heute der "Mittlere Westen" genannt wird. Insbesondere war es der westliche Mississippi bis hinunter nach New Orleans. Damit beherrschte Frankreich den amerikanischen Handel, der über den Golf von Mexiko in die Alte Welt ging, sowie das riesige Gebiet westlich des heutigen amerikanischen Kernlands. Der Präsident Thomas Jefferson schrieb 1802: "Auf diesem Erdball gibt es nur einen einzigen Punkt, dessen Besitzer unser natürlicher und dauerhafter Feind ist. Das ist New Orleans". Üblicherweise wäre die "Lösung" ein Krieg zwischen Amerika und Frankreich gewesen. Aber die Geschichte meinte es anders. In Europa war Napoleon Bonaparte in arge Geldnot geraten, wegen seiner vielen Kriege gegen die Nachbarländer. Er sanktionierte den Verkauf der gesamten Kolonie Louisiana (viel größer als der heutige Bundesstaat Louisiana!) für den Preis von 15 Millionen Dollar. Nie mehr vorher noch nachher haben die Vereinigten Staaten so viel Land für so wenig Geld bekommen.
"Louisiana Purchase" 1803 (dunkelgrünes Gebiet)
Territorien bis 1810 (hellblau)
Gebietsansprüche (hellgrün)
Das Territorium Louisiana war ein Gebiet so groß wie die modernen Länder Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland zusammen. Im Großraum des Mississippibeckens gibt es mehr schiffbare Flusskilometer als im Rest der Welt zusammen. Nirgendwo sonst gibt es so viele Flüsse, die nicht im Hochland entspringen und deren Wasser über so weite Entfernungen (bis zu 3.000 km!) ruhig bis zum Meer fließen. Somit sind diese Flüsse der natürliche Kanal für den ständig wachsenden Handel, führen im Süden zum großen Hafen New Orleans und ermöglichen allen Anliegern die Nutzung von Wasserwegen, was um ein Vielfaches billiger ist als der Transport auf Straßen. Und: die Franzosen waren de facto aus dem Land getrieben.
"Go west, young man" und die Vertreibung der Spanier
Nachdem 1814 die Briten abgezogen waren und die Franzosen Louisiana aufgegeben hatten, war die amerikanische Politik darauf ausgerichtet auch die Spanier - das letzte verbliebene Weltreich - zum Gehen zu bewegen. Im ersten Schritt kaufte man ihnen Florida ab, ein ziemlich großes Territorium. Dann erlaubten die Spanier den USA den teilweisen Zugang zum fernen Westen nördlich des 42. Breitengrads. Ein Problem war Mexiko. Hier ermunterte man die Neuankömmlinge sich in Texas niederzulassen, wodurch schließlich in der Texanischen Revolution 1835/36 die Mexikaner aus diesem Gebiet vertrieben wurden. Im nachfolgenden Krieg gegen Mexico 1846-48 überwältigte man den südlichen Nachbarn, der nun akzeptieren musste, dass sein Staatsgebiet am Südufer des Rio Grande endete.
Mit Kalifornien, New Mexico und der Region, die heute Arizona, Nevada, Utah und einen Teil von Colorado umfasst, handelt es sich in vieler Hinsicht um natürliche Grenzen. Im Süden fließt der Rio Grande durch eine Wüste, im Norden liegen große Seen und Felsengebirge, wo vor allem in der Ostküste des Kontinents wenige Menschen dicht an der Grenze leben. Und im Westen und Osten gibt es große Ozeane. Nichts mehr bedroht diese USA. Der Goldrausch 1848/49 (nachzulesen bei Jack London) war hilfreich, aber die Einwanderer zog es ohnehin in den Westen. "Go west, young man, go west" war der Schlachtruf. 1867 kaufte man dem klammen Russenzar Alaska für 7,2 Millionen Dollar ab. Zehn Jahre später nahm die transkontinentale Eisenbahn den Betrieb auf. Nun konnte man das ganze Land in einer Woche durchqueren. In weiteren Kriegen beziehungsweise Scharmützeln erlangte man den (zeitweiligen) Besitz der Inselgebiete Puerto Rico, Guam,Kuba und die Philippinen. Die Hawaii-Inseln wurden einfach annektiert und 1903 unterschrieben die USA einen Vertrag mit Exklusivrechten am Panamakanal. Die Vereinigten Staaten waren als Großmacht auf der Weltbühne angekommen.
Grönland - das Tüpferl aufs i
Immobiliengeschäfte, insbesondere wenn es um ganze Ländereien geht, sind heute viel schwieriger abzuwickeln, als noch vor fünfzig oder hundert Jahren. Das musste selbst der weltweit prominenteste Immo-Händler, der US-Präsident
Donald Trump, erkennen. Er wollte den Dänen, am Rande des kürzlichen G7-Treffens in Biarritz die Felsen- und Eisinsel
Grönland abschwatzen - und blitzte dabei ab. Die Dänenkönigin
Margarete und ihre Ministerpräsidentin
Mette Frederiksen lehnten bereits im Vorfeld glatt ab, sodass Donald, deutlich verschnupft, den Abstecher nach Kopenhagen erst gar nicht antrat. Dieses Eiland, nahe am Nordpol gelegen, wäre für die USA als "Blocker" gegen Russland von strategischer Bedeutung gewesen und außerdem vermutet man dort allerhand wertvolle Mineralien vom Erdöl bis zu Seltenen Erden.
Aber die Messe um Grönland ist noch lange nicht gelesen. Die 50.000 Ureinwohner, welche zum Teil die Politik mitbestimmen, könnten in 10 oder 20 oder 30 Jahren sehr wohl für die Angliederung an die mächtige USA stimmen - und das Mutterland Dänemark stünde mehr oder minder nur noch als Zaungast daneben. Dänemark dürfte sich allerdings wohl auf einen (einstelligen?) Milliardenbetrag freuen und könnte fortan die jährlich 600 Millionen Euro Hilfsgelder für die ferne Insel sparen. Einen Fuß haben die Amerikaner bereits in der Tür mit einer mächtigen Raketenstation, die seit Jahren auf Grönland platziert ist. Da kann in Zukunft noch manches hinzu kommen.
Wait and see!
Grönland und USA (nach Google Maps)
Fläche Grönland: ca. 2 Mio Quadratkilometer
Fläche USA: ca 10 Mio Quadratkilometer