Breuer war in seiner fünfjährigen Tätigkeit bei KIT weniger beliebt als geachtet. Als er 2012 seinen Dienst antrat, fand er eine Millionenlücke im Budget des KIT vor, das er - nach den Bestimmungen des öffentlichen Haushaltsrechts - durch rigide Sparmaßnahmen über mehrere Jahre hinweg abbauen musste. In einer solchen Situation kann man sich schwerlich Freunde machen und so kam es dazu, dass die geschröpften Professoren des Senats vor ca. zwei Jahren gegen seine Vertragsverlängerung votierten.
Breuer hat inzwischen zügig eine neue Stelle als Kaufmännischer Direktor beim Dresdner Forschungszentrum gefunden. Im KIT musste man die Vakanz (kommissarisch und temporär) auf mehrere Schultern verteilen - eine finanzielle Gratwanderung angesichts der Höhe des Jahresbudget.
Michael Ganß mit Präsident Holger Hanselka (KIT)
Große Aufgabe für den Neuen
Der zukünftige Vizepräsident des KIT wurde im April 2018, zur großen Erleichterung der Führungsgremien, vom Senat "mit großer Mehrheit" bestätigt. Es ist der Maschinenbauer und Diplomingenieur Michal Ganß. Der 59-Jährige war seit 15 Jahren als Kaufmännischer Geschäftsführer im Helmholtz-Zentrum Geesthacht bei Hamburg tätig. Dieses Forschungszentrum wurde 1956 gegründet und hat mittels zweier Schwimmbadreaktoren etwa 40 Jahre lang Nuklearforschung betrieben. Vor knapp zehn Jahren wurde der letzte dieser Reaktoren stillgelegt und man verlegte sich auf Küsten- und Festkörperforschung. Das Helmholtz-Zentrum gehört mit ca. 800 Mitarbeitern und einem Jahresetat von rd. 100 Millionen Euro zu den kleineren Forschungseinheiten im Helmholtzbereich und wird vornehmlich vom Bund gefördert.
Was Michael Ganß beim KIT vorfinden wird, ist eine Institution, die um mehrere Nummern größer ist als sein bisheriger Arbeitsbereich. Das KIT besitzt einen Jahresetat von 850 Millionen Euro, beschäftigt ca. 9.500 Mitarbeiter, darunter etwa 350 Professoren. Durch den Zusammenschluss von Forschungszentrum und Technischer Universität ist das KIT in seiner Struktur auch wesentlich komplexer geworden. Die Finanzierung erfolgt immer noch getrennt über Bund und Land und die Geldströme dürfen nicht vermischt werden. Die Verschlankung der Infrastruktur, was Breuer nur teilweise gelungen ist, steht nun als dringliche Aufgabe vor dem Nachfolger Michael Ganß. Dafür hat dieser, angesichts seines fortgeschrittenen Alters, vermutlich nur eine einzige Amtszeit zur Verfügung.
Häufiger Wechsel auf der Präsidialebene
Charakteristisch für die eher kurze 12-jährige Geschichte des KIT ist ein häufiger Wechsel auf der Präsidialebene bzw. (hierarchisch gleichrangig) des Vorstands. Nur selten wurden die zumeist 6-jährigen Amtszeiten sowie die ebenso langen Verlängerungen ausgenutzt. Das Kommen und Gehen der Topmanager in der KIT-Geschichte soll in Kürze dargestellt werden.
Dr. Manfred Popp, der Vorstandsvorsitzende des ehemaligen Forschungszentrum und Co-Vorsitzende des neuformierten KIT, verließ 2006 - bereits nach wenigen Monaten(!) - seine Position und verabschiedete sich in den Ruhestand.
Prof. Horst Hippler, Gründungspräsident des KIT, verließ vorzeitig im Mai 2012 - unmittelbar vor Verlust des Elitestatus - seine Position und ließ sich zum Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz wählen.
Prof. Eberhard Umbach, nach der formellen Fusion des KIT im Oktober 2009 zu dessen Präsidenten ernannt, verabschiedete sich bereits im Oktober 2013 in den Ruhestand.
Dr. Peter Fritz, Vizepräsident und Nuklearexperte, schied im Jahr 2013 als 61-Jähriger aus dem Präsidium aus.
Dr. Elke Luise Barnstedt, Vizepräsidentin für Personal und Recht von Anfang 2011 an, verabschiedete sich im Dezember 2016 vorzeitig in den vorgezogenen Ruhestand.
Dr. Ulrich Breuer, Vizepräsident des KIT für Wirtschaft und Finanzen von 2012 an, wurde vom Senat die Verlängerung seines Dienstvertrags verweigert und schied im Dezember 2017 aus dem Präsidium aus.
Der jetzige Präsident des KIT, Professor Dr. Holger Hanselka, ein Maschinenbauer, kam von der Fraunhofer-Gesellschaft und trat 2013 sein Amt an. Seine Wiederwahl - für die er kandidieren will - steht also im nächsten Jahr an. In einem Zeitungsinterview bekannte sich Hanselka erstaunlich offen dazu, dass er nicht die übliche Vertragsverlängerung von 6 Jahren, sondern lediglich eine solche von 4 Jahren anstrebe. Die verbleibenden 2 Jahre wolle er "genießen", denn insgesamt 10 Jahre für dieses Amt bei KIT seien anstrengend genug. Falls die Gremien dem zustimmen, wird man also schon mittelfristig wieder nach einem Präsidenten suchen müssen.
KIT-Vision: Filettieren oder Eindampfen
Seinen ursprünglichen Erwartungen konnte das KIT bislang nicht gerecht werden. Die Gründungsväter haben "wissenschaftlichen Mehrwert, eine schlankere Verwaltung und mehr finanziellen Spielraum" versprochen. Nichts davon ist eingetreten. Stattdessen hat man durch den Zusammenschluss von FZK und TU einen Koloss, um nicht zu sagen ein organisatorisches Monstrum geschaffen, das kaum zu managen ist, viel Geld verschlingt und aus der Sicht vieler Institute und Fakultäten nicht notwendig wäre. Schuld daran ist unter anderem das KIT-Gesetz, welches bindend vorschreibt, dass die Geldströme von Bund und Land nicht miteinander vermengt werden dürfen, sowie die über viele Jahre gewachsenen "verschiedenartigen Kulturen" von FZK und TU.
Angesichts dieser unerfreulichen Situation, in welche nichts ahnende bis naive Organisationslaien die beiden frühen eigenständigen Partner gedrängt haben, sollte man die Trennung von FZK und TU ernsthaft in Erwägung ziehen. Es wäre sozusagen die Filettierung des KIT , ein organisatorischer Reset, welcher die ursprünglichen und inhärenten Kräfte der beiden Einheiten wieder freilegen würde. Allerdings wäre dafür die komplette Abschaffung des 2009 beschlossenen KIT-Gesetzes erforderlich. Daran ist jedoch schwerlich zu glauben, denn die Politiker scheuen es, ihre eigenen Gesetze zu annullieren und sich damit der Kritik der Opposition und den Medien auszusetzen.
Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, um aus der gegenwärtigen vertrackten Situation herauszukommen. Ich möchte sie als Eindampfen des KIT bezeichnen. Dafür wäre eine Sortierung aller Aufgaben und Abläufe des KIT erforderlich - je nachdem ob diese vom Forschungszentrum allein, oder von der Universität allein, oder: nur im Zusammenwirken von FZK und TU, also vom KIT, erledigt werden können. Diese thematische Aufspaltung würde mit hoher Wahrscheinlichkeit ergeben, dass allenfalls für 10 Prozent der jetzigen Aufgaben ein inniges Zusammenwirken von FZK und TU erforderlich wäre. Ausgedrückt in Geld sind dies ca. 85 Millionen Euro pro Jahr.
Dies vorausgesetzt, sollte man die früheren Gesellschafter FZK und TU wieder aufleben lassen und ihnen ihre Selbstständigkeit zurückgeben. Der Rest wäre eine Fusionsgesellschaft KIT-neu, für die weiterhin die KIT-Gesetze gelten würden - allerdings in leicht novellierter Form. Die gemeinsamen Aufgaben würden in einem Anhang dieses revidierten Gesetzes festgelegt und jährlich neu (unter enger Mitwirkung des Senats) beschlossen. Im Prinzip würde man sich damit dem Jülicher Kooperationsmodell "JARA" annähern, allerdings die Bezeichnung KIT beibehalten.
Wer könnte diese Umorganisation lancieren und auf den Weg bringen? Nun, nicht in erster Linie der Präsident. Sein Arbeitsvertrag sieht vor, das KIT in seiner gegenwärtigen Form zu leiten; eine Initiative von seiner Seite würde zuviel unerwünschten medialen Wirbel verursachen. Auch der Aufsichtsrat wäre in der Anfangsphase wohl nicht das optimale Gremium. Seine wirkmächtigsten Mitglieder, die Abgesandten von Bund und Land, kämen mit den Vorschlag eines KIT-neu wohl kaum über die Staatssekretärsebene hinaus. Nein, das Ganze sollte klug von einigen Senior-Mitgliedern und renommierten Professoren des Senats "eingetütet" und vorsichtig den Entscheidungsträgern in Bund und Land schmackhaft gemacht werden. Der richtige Zeitpunkt für ein solches Vorgehen wäre vermutlich kurz nach der gegenwärtig laufenden Exzellenzinitiative, wo KIT hoffentlich einige ihrer Projekte ("Cluster") durchbekommen wird - aber wohl kaum den 2012 verlorenen Titel "Eliteuniversität".
Das "Eindampfen" des KIT und seine Umwandlung in FZK, TU sowie KIT-neu könnte mit geringem Aufwand an Management und rechtlichen Veränderungen vollzogen werden und hätte außerdem den Charme, dass die aufwändige externe Suche nach geeignetem Führungspersonal (bei Beginn) überflüssig wäre. Denn das Leitungspersonal könnte mühelos und effizient aus dem bereits vorhandenen Fundus von Präsidenten, Vizepräsidenten, Bereichsleitern und Vorständen rekrutiert werden. Das Management von KIT-neue könnte in Personalunion durch Führungspersonen oder Prokuristen der beiden Hauptgesellschaften FZK und TU geschehen.
Also: Glückauf!
Was Michael Ganß beim KIT vorfinden wird, ist eine Institution, die um mehrere Nummern größer ist als sein bisheriger Arbeitsbereich. Das KIT besitzt einen Jahresetat von 850 Millionen Euro, beschäftigt ca. 9.500 Mitarbeiter, darunter etwa 350 Professoren. Durch den Zusammenschluss von Forschungszentrum und Technischer Universität ist das KIT in seiner Struktur auch wesentlich komplexer geworden. Die Finanzierung erfolgt immer noch getrennt über Bund und Land und die Geldströme dürfen nicht vermischt werden. Die Verschlankung der Infrastruktur, was Breuer nur teilweise gelungen ist, steht nun als dringliche Aufgabe vor dem Nachfolger Michael Ganß. Dafür hat dieser, angesichts seines fortgeschrittenen Alters, vermutlich nur eine einzige Amtszeit zur Verfügung.
Häufiger Wechsel auf der Präsidialebene
Charakteristisch für die eher kurze 12-jährige Geschichte des KIT ist ein häufiger Wechsel auf der Präsidialebene bzw. (hierarchisch gleichrangig) des Vorstands. Nur selten wurden die zumeist 6-jährigen Amtszeiten sowie die ebenso langen Verlängerungen ausgenutzt. Das Kommen und Gehen der Topmanager in der KIT-Geschichte soll in Kürze dargestellt werden.
Dr. Manfred Popp, der Vorstandsvorsitzende des ehemaligen Forschungszentrum und Co-Vorsitzende des neuformierten KIT, verließ 2006 - bereits nach wenigen Monaten(!) - seine Position und verabschiedete sich in den Ruhestand.
Prof. Horst Hippler, Gründungspräsident des KIT, verließ vorzeitig im Mai 2012 - unmittelbar vor Verlust des Elitestatus - seine Position und ließ sich zum Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz wählen.
Prof. Eberhard Umbach, nach der formellen Fusion des KIT im Oktober 2009 zu dessen Präsidenten ernannt, verabschiedete sich bereits im Oktober 2013 in den Ruhestand.
Dr. Peter Fritz, Vizepräsident und Nuklearexperte, schied im Jahr 2013 als 61-Jähriger aus dem Präsidium aus.
Dr. Elke Luise Barnstedt, Vizepräsidentin für Personal und Recht von Anfang 2011 an, verabschiedete sich im Dezember 2016 vorzeitig in den vorgezogenen Ruhestand.
Dr. Ulrich Breuer, Vizepräsident des KIT für Wirtschaft und Finanzen von 2012 an, wurde vom Senat die Verlängerung seines Dienstvertrags verweigert und schied im Dezember 2017 aus dem Präsidium aus.
Der jetzige Präsident des KIT, Professor Dr. Holger Hanselka, ein Maschinenbauer, kam von der Fraunhofer-Gesellschaft und trat 2013 sein Amt an. Seine Wiederwahl - für die er kandidieren will - steht also im nächsten Jahr an. In einem Zeitungsinterview bekannte sich Hanselka erstaunlich offen dazu, dass er nicht die übliche Vertragsverlängerung von 6 Jahren, sondern lediglich eine solche von 4 Jahren anstrebe. Die verbleibenden 2 Jahre wolle er "genießen", denn insgesamt 10 Jahre für dieses Amt bei KIT seien anstrengend genug. Falls die Gremien dem zustimmen, wird man also schon mittelfristig wieder nach einem Präsidenten suchen müssen.
KIT-Vision: Filettieren oder Eindampfen
Seinen ursprünglichen Erwartungen konnte das KIT bislang nicht gerecht werden. Die Gründungsväter haben "wissenschaftlichen Mehrwert, eine schlankere Verwaltung und mehr finanziellen Spielraum" versprochen. Nichts davon ist eingetreten. Stattdessen hat man durch den Zusammenschluss von FZK und TU einen Koloss, um nicht zu sagen ein organisatorisches Monstrum geschaffen, das kaum zu managen ist, viel Geld verschlingt und aus der Sicht vieler Institute und Fakultäten nicht notwendig wäre. Schuld daran ist unter anderem das KIT-Gesetz, welches bindend vorschreibt, dass die Geldströme von Bund und Land nicht miteinander vermengt werden dürfen, sowie die über viele Jahre gewachsenen "verschiedenartigen Kulturen" von FZK und TU.
Angesichts dieser unerfreulichen Situation, in welche nichts ahnende bis naive Organisationslaien die beiden frühen eigenständigen Partner gedrängt haben, sollte man die Trennung von FZK und TU ernsthaft in Erwägung ziehen. Es wäre sozusagen die Filettierung des KIT , ein organisatorischer Reset, welcher die ursprünglichen und inhärenten Kräfte der beiden Einheiten wieder freilegen würde. Allerdings wäre dafür die komplette Abschaffung des 2009 beschlossenen KIT-Gesetzes erforderlich. Daran ist jedoch schwerlich zu glauben, denn die Politiker scheuen es, ihre eigenen Gesetze zu annullieren und sich damit der Kritik der Opposition und den Medien auszusetzen.
Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit, um aus der gegenwärtigen vertrackten Situation herauszukommen. Ich möchte sie als Eindampfen des KIT bezeichnen. Dafür wäre eine Sortierung aller Aufgaben und Abläufe des KIT erforderlich - je nachdem ob diese vom Forschungszentrum allein, oder von der Universität allein, oder: nur im Zusammenwirken von FZK und TU, also vom KIT, erledigt werden können. Diese thematische Aufspaltung würde mit hoher Wahrscheinlichkeit ergeben, dass allenfalls für 10 Prozent der jetzigen Aufgaben ein inniges Zusammenwirken von FZK und TU erforderlich wäre. Ausgedrückt in Geld sind dies ca. 85 Millionen Euro pro Jahr.
Dies vorausgesetzt, sollte man die früheren Gesellschafter FZK und TU wieder aufleben lassen und ihnen ihre Selbstständigkeit zurückgeben. Der Rest wäre eine Fusionsgesellschaft KIT-neu, für die weiterhin die KIT-Gesetze gelten würden - allerdings in leicht novellierter Form. Die gemeinsamen Aufgaben würden in einem Anhang dieses revidierten Gesetzes festgelegt und jährlich neu (unter enger Mitwirkung des Senats) beschlossen. Im Prinzip würde man sich damit dem Jülicher Kooperationsmodell "JARA" annähern, allerdings die Bezeichnung KIT beibehalten.
Wer könnte diese Umorganisation lancieren und auf den Weg bringen? Nun, nicht in erster Linie der Präsident. Sein Arbeitsvertrag sieht vor, das KIT in seiner gegenwärtigen Form zu leiten; eine Initiative von seiner Seite würde zuviel unerwünschten medialen Wirbel verursachen. Auch der Aufsichtsrat wäre in der Anfangsphase wohl nicht das optimale Gremium. Seine wirkmächtigsten Mitglieder, die Abgesandten von Bund und Land, kämen mit den Vorschlag eines KIT-neu wohl kaum über die Staatssekretärsebene hinaus. Nein, das Ganze sollte klug von einigen Senior-Mitgliedern und renommierten Professoren des Senats "eingetütet" und vorsichtig den Entscheidungsträgern in Bund und Land schmackhaft gemacht werden. Der richtige Zeitpunkt für ein solches Vorgehen wäre vermutlich kurz nach der gegenwärtig laufenden Exzellenzinitiative, wo KIT hoffentlich einige ihrer Projekte ("Cluster") durchbekommen wird - aber wohl kaum den 2012 verlorenen Titel "Eliteuniversität".
Das "Eindampfen" des KIT und seine Umwandlung in FZK, TU sowie KIT-neu könnte mit geringem Aufwand an Management und rechtlichen Veränderungen vollzogen werden und hätte außerdem den Charme, dass die aufwändige externe Suche nach geeignetem Führungspersonal (bei Beginn) überflüssig wäre. Denn das Leitungspersonal könnte mühelos und effizient aus dem bereits vorhandenen Fundus von Präsidenten, Vizepräsidenten, Bereichsleitern und Vorständen rekrutiert werden. Das Management von KIT-neue könnte in Personalunion durch Führungspersonen oder Prokuristen der beiden Hauptgesellschaften FZK und TU geschehen.
Also: Glückauf!