Samstag, 13. Mai 2017

Die EnBW im Sinkflug

Die Aktie des Strom-und Gasversorgers Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) ist kein Wertpapier mehr, das man Witwen und Waisen zur Anlage empfehlen kann. Innerhalb von zehn Jahren ist der Aktienkurs von 60 auf 20 in die Tiefe gerauscht und bei der kürzlichen Hauptversammlung blieb sogar die Dividendenzahlung aus. Das Unternehmen hatte im Berichtsjahr 2016 einen Rekordverlust von fast 2 Milliarden Euro erlitten, wodurch der Gesamtschuldenstand auf 10 Milliarden anstieg. Die Eigenkapitalsquote lag 2016 auf dem mickrigen Wert von 8,3 Prozent, was gegenüber dem Vorjahr einen Abschlag von 5 Prozentpunkte bedeutete. Wo soll unter diesen Umständen das Kapital für Neuinvestitionen herkommen? Kein Wunder, dass mit 800 Aktionären die Reihen im Karlsruher Kongresszentrum deutlich lückenhafter waren als in der Vergangenheit.


EnBW-Chef Frank Mastiaux;
erläutert seine Bilanzzahlen bei der Hauptversammlung 2017

Reaktoren und Rückbau

Es waren die fünf Kernkraftwerke in Obrigheim, Philippsburg und Neckarwestheim, welche der EnBW über Jahrzehnte hinweg 50 Prozent ihres Konzerngewinns bescherten. KWO (mit 360 Megawatt), KPP 1 (930 MW) und GKN I (840 MW) mussten im Gefolge der Energiewende stillgelegt werden und befinden sich seitdem im Rückbau. Damit verbunden war ein dramatischer Finanzeinbruch, der nur dadurch gebändigt werden konnte, weil EnBW dem Land Baden-Württemberg samt einigen Landkreisen zu ca. 95 Prozent gehört und von diesen finanziell unterstützt wurde. Die ganz großen Atomkraftwerke KPP 2 (1.450 MW) und GKN II (1.400 MW) müssen gesetzesgemäß 2019 bzw. 2022 abgeschaltet werden. Das wird nochmals einen riesigen Gewinneinbruch verursachen.

Nicht im Entferntesten wird der Ausfall dieser Kernkraftwerke kompensiert durch Windparks, von denen bislang onshore nur 270 MW und offshore nur 350 MW in Betrieb sind. Zehn Solarparks mit einer Gesamtleistung von 35 MW komplettieren den Bestand an EE-Kapazität.

Seit 2012 bemüht sich die EnBW, die Voraussetzungen zum Rückbau und zur Abfalllagerung der genannten fünf KKW zu erbringen. Dafür waren 4,7 Milliarden Euro in den Atomfonds der Bundesregierung einzuzahlen, welche (hoffentlich) in all den früheren Betriebsjahren bilanziell zurückgestellt worden sind. Im Vorjahr wurde damit begonnen, an den Standorten Philippsburg und Neckarwestheim sogenannte Reststoffbearbeitungszentren zu errichten. Darin sollen die leicht-und mittelaktiven Abfallstoffe vom nichtradioaktiven Abfall (ca. 90 Prozent) getrennt werden. Einige Castorbehälter beabsichtigt man auf dem Neckarfluss  von Obrigheim nach Neckarwestheim zu schiffen.


Kohlekraftwerke und Kolumbien

Zur Energieversorgung ist die EnBW derzeit noch auf konventionelle Kraftwerke angewiesen, die zu jeder Tages-und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Das haben die kalten Wintermonate einmal mehr gezeigt. Doch gerade diese Anlagen sind kaum wirtschaftlich zu betreiben. Seit 2014 musste die EnBW deshalb für acht Kraftwerksblöcke die Stilllegung beantragen, welche aber allesamt von der Netzagentur als "systemrelevant" eingestuft wurden. Seit 2013 wurde das Erzeugungsportfolio bereits um 40 Prozent reduziert. (Zum Umstieg auf Gas ist derzeit das Gaskraftwerk Stuttgart-Gaisburg mit 210 MW im Gange). Trotzdem sind die Kohlekraftwerke immer noch der zentrale Baustein für die Versorgungssicherheit.

Der Großteil der Kohle kommt aus dem südamerikanischen Land Kolumbien. Deswegen gab es bei den vergangenen Aktionärstreffen immer wieder heftige Kritik; Umweltschutzorganisationen werfen den Förderkonzernen Drummond und Prodeco Umwelt-und Menschenrechtsverfehlungen vor. Aber offensichtlich haben sich die Verhältnisse in diesem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land erkennbar verbessert. Mit einer Delegation vor Ort konnte sich die EnBW-Manager davon überzeugen, dass die kolumbianischen Kohleproduzenten nun deutliche Verbesserungen beim Arbeitsschutz und den Gewerkschaftsrechten eingeführt haben. Ein Stopp der Kohlelieferungen, wie manche es fordern, wären weder für die Mitarbeiter vor Ort, noch für das wirtschaftlich arme Land hilfreich. EnBW wird deshalb weiterhin Steinkohle aus dieser südamerikanischen Region beziehen.


Vertrieb und Vergütung

Der Stromverkauf - sprich: der Vertrieb von Kilowattstunden (kWh) - ist mittlerweile zu einem schwierigen Geschäft geworden. Die Gründe dafür sind zweifacher Natur:  zum einen ist der Stromverbrauch seit Jahren rückläufig; zum anderen gibt es nicht mehr (wie früher) nur wenige Stromproduzenten, sondern deren Zehntausende. All die Mini-Erzeuger von Wind- und Solarstrom dürfen nach den planwirtschaftliche Gesetzen der Energiewende nahezu risikolos in das Stromnetz einspeisen und drücken damit die Preise. Und die Großkunden, wie Daimler, DB etc, kaufen ihren Strom billig für 2 bis 3 Cent/kWh an der Börse in Leipzig. Die EnBW wird damit immer mehr in Nischen gedrängt, wie zur Telekommunikation, zu E-Tankstellen und zur Straßenbeleuchtung. Nicht mehr um die Versorgung großer  Umspannwerke geht es, sondern um einzelne Steckdosen in der Garage eines E-Mobil-Besitzers. Im Berichtsjahr 2016 hat sich die EnBW deshalb schweren Herzens entschlossen, den imageträchtigen Bereich des Großkundenvertriebs zur Gänze aufzugeben.

Ein weitreichender Schritt, den der frühere Vertriebsvorstand Dirk Mausbeck schon seit Jahren vorhergesehen hatte und mit einem Bündel von Effizienzmaßnahmen begegnen wollte. Aber Mastiaux ließ seinen Anstellungsvertrag Ende 2014 auslaufen und bestellte die Vodafone-Managerin Susan Hennersdorf als Generalbevollmächtigte für den Vertrieb. Aber auch diese, eine Branchenfremde, konnte das Ruder nicht herumreißen und gab Ende 2016 ziemlich frustriert auf. Nun sollen zwei hausinterne Vertriebler möglichst viele Kilowattstunden verkaufen. Es könnte noch schlimmer für die EnBW kommen, wenn US-amerikanische Internetfirmen sich in den Verkauf von Kilowattstunden einschalten würden. Denn bedenke: das Unternehmen Uber besitzt kein eigenes Taxi, hat aber das globale Mietwagengeschäft revolutioniert. Und Airbnb verfügt über kein einziges Zimmer und lehrt weltweit den Hoteliers das Fürchten. Demnächst eine IT-Firma (ohne Erzeugungsanlagen und Netze!), die Strom verhökert?...

Aufgrund der Einnahmeausfälle haben der CEO Frank Mastiaux und sein Finanzvorstand Thomas Kusterer inzwischen den Notanker geworfen. Wegen der finanziellen Schieflage des Konzerns sollen alle Mitarbeiter für die nächsten vier Jahre auf ihre Erfolgsbeteiligung verzichten. Bei den leitenden Angestellten wird die variable Vergütung entsprechend gekürzt.

Da fällt natürlich auf, dass die Aufsichtsrätin Gunda Röstel ihre Vergütung im Berichtsjahr 2016 - im Vergleich zum Vorjahr - von 57.000 auf 74.427 Euro erhöhen konnte. Ich frage deshalb den Vorsitzenden des Aufsichtsrats:

Welche sonderlichen Leistungen, Herr Lutz Feldmann, hat Gunda,die gelernte Sonderschulpädagogin und ehemalige Chefin der Grünen Partei  für die EnBW erbracht, dass die Erhöhung ihrer Jahresvergütung um satte 30 Prozent angemessen war?




Sonntag, 7. Mai 2017

KIT - publish or perish ?

Beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) köchelt es. Das Problem steht im Zusammenhang mit der Vergabe des sogenannten Leibniz-Preises an eine Institutschefin. Der Leibnizpreis ist ein Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), benannt nach dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716). Das Preisgeld von bis zu 2,5 Millionen Euro darf sieben Jahre lang nach Vorstellungen der Preisträger und ohne bürokratischen Aufwand für eigene Forschungsarbeiten verwendet werden - im Gegensatz zum Nobelpreis, dessen Summe bei nur ca. 1 Million Euro liegt, die allerdings voll für private Zwecke zur Verfügung steht. Bislang wurde der Leibnizpreis - zum Teil geteilt - an 48 Wissenschaftlerinnen und 326 Wissenschaftler vergeben. Gefördert wurden damit 115 mal die Naturwissenschaften, 101 mal die Sozial-und Geisteswissenschaften und 53 mal die Ingenieurwissenschaften.

Diesmal sollte der Preis - zum 7. Mal - an eine Wissenschaftlerin des KIT gehen. Geehrt werden sollte damit die Materialwissenschaftlerin Frau Professor Dr. Britta Nestler, Direktorin am Institut für Angewandte Materialien - Computational Material Science (IAM-CMS). Die Verleihung des Preises stand für Mittwoch am 15. März um 15 Uhr an - aber wenige Stunden vorher sagten die Verantwortlichen des DFG die Preisvergabe an Frau Nestler ab. Begründet wurde dies mit "anonymen Hinweisen" in Bezug auf ihre Forschungsarbeiten, welche auf Umwegen zum DFG gelangt seien. Seitdem werden diese Vorwürfe vom einem Expertengremium geprüft. Das Ergebnis ist bislang (2. Mai 15 Uhr) offen.

Frau Professor Nestler hat Mathematik und Physik studiert und ist seit dem Jahr 2010 in der o. g. Position beim KIT tätig. Seitdem hat sie ca. hundert wissenschaftliche Arbeiten - also im Schnitt eine Publikation pro Monat -  vorwiegend auf dem Gebiet der computergestützten Materialmodellierung (meist zusammen mit Ko-Autoren) veröffentlicht. Der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka, bezeichnet sie auf der Website des KIT als "Top-Wissenschaftlerin in ihrem Fachgebiet". Im Internet kann man nachlesen, dass Frau Nestler diese beträchtliche wissenschaftliche Arbeit zusätzlich zu ihren Verpflichtungen als 44-jährige ledige Mutter von 4 Kindern schafft.

Die graue Vorzeit

Die "Causa Nestler" ist bisher nur aus den Medien bekannt und kann deshalb erst endgültig bewertet werden, wenn das Votum des Gutachtergremiums vorliegt. Dessen ungeachtet drängt sich dem aufmerksamen Beobachter heutzutage der Eindruck auf, dass der puren Anzahl von Veröffentlichungen manchmal ein zu großer Wert beigemessen wird. Das war früher, etwa in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, deutlich anders.

Es war die Zeit, als ich in München am kernphysikalischen Institut von Professor Heinz Maier-Leibnitz in Physik promovierte. Dort (und an der dazugehörigen Reaktorstation Garching) schrieben die Assistenten und akademischen Mitarbeiter eine bis (maximal) zwei Veröffentlichungen pro Jahr. Manchmal auch weniger, wenn der Aufbau einer komplexen Versuchsanlage länger dauerte. Und ML, wie wir unseren Chef Maier-Leibnitz kurz benannten, fand das ganz in Ordnung. Er legte aber Wert darauf, dass nur die wirklichen Bearbeiter eines Themas als Autoren genannt wurden; sogenannte "multi-people-papers" gab es nicht. Das hatte für mich die Konsequenz, dass ich meine Doktorarbeit unter meinem - und nur meinem - Namen veröffentlichen durfte. Daraus erwuchs mir kein Nachteil, denn kurz darauf bekam ich eine der damals begehrten Post-Doc-Stellen in den USA.

Viel bekannter wurde ein Kollege, der im Labor nebenan promovierte und mit dem ich mir die damals wertvollen Messgeräte, wie den Tectronix-Oszillografen, teilte: Rudolf Mößbauer. Er hatte von Maier-Leibnitz als Doktorthema die Messung der Kernresonanz-Fluoreszenz erhalten und entdeckte im Verlauf seiner Experimente die Resonanzabsorption an Iridium 191. Damit erschloss er den Naturwissenschaften ein völlig neues Gebiet, nämlich die sogenannte Mößbauer-Spektroskopie. Sie erlaubt es, kleinste Änderungen und Aufspaltungen der Gammastrahlen zu messen.  Mößbauer durfte seine Ergebnisse allein unter seinem Namen in einem (deutschen) Journal veröffentlichen. Im Jahr 1961 erhielt er dafür den Nobelpreis für Physik.

Dass Maier-Leibnitz bei dieser Ehrung leer ausging, machte viele in seinem Institut betroffen. Später wurde bekannt, dass das Nobelkommittee in Stockholm ML durchaus als weiteren Preisträger vorgesehen hatte. (Drei Preisträger sind nach den Statuten möglich). Aber Maier-Leibnitz verzichtete freiwillig auf den Nobelpreis, obwohl Professor Waller, ein Abgesandter aus Stockholm, ML am Rande einer Konferenz in Paris eindringlich zuredete. Mößbauer, ein besessener Forscher, mit zuweilen genialischen Zügen - aber auch leichten charakterlichen Defiziten - verlieh diesem Festkörpereffekt seinen Namen und wurde dadurch weltberühmt.

Sein  Altruismus wurde Maier-Leibnitz wenig gedankt. Beim 75. Geburtstag im April 1986 war Rudolf Mößbauer als Festredner in die Münchener Universität geladen. Der ehemalige Doktorand von Maier-Leibnitz nutzte fast die gesamte Redezeit um nur seinen eigenen Beitrag zur Nobelarbeit herauszustellen. Die Verdienste seines Doktorvaters bei der Betreuung unterdrückte er nahezu total.  Das geladene hochrangige Publikum war entsetzt.

Die rekordsüchtige  Gegenwart

Die stilistische Hyperbel "publish or perish" kommt aus dem amerikanischen Wissenschaftsbetrieb und ist an den dortigen Universitäten eine gängige Redewendung. Bei Vertragsverhandlungen mit den Hochschulpräsidenten um "Tenure-Track-Positionen", also um die begehrten Lebenszeit-Professuren, ist die schlichte Anzahl der eigenen Publikationen ein gewichtiges Argument. Auch in Deutschland hängt die Verlängerung der häufig befristeten Personalstellen nicht selten am (veröffentlichten) Forschungserfolg. Motto: "Wer schreibt, der bleibt".

Dagegen versucht die Deutsche Forschungsgemeinschaft als wichtiger Drittmittel-Sponsor anzukämpfen. In ihrer Empfehlung aus dem Jahr 1998 zur "Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" hat sie alle Forscher daran erinnert, dass "Originalität und Qualität den Vorrang vor Quantität" habe. Diesen Aufruf verknüpfte sie mit der Empfehlung, bei Projektanträgen nur noch maximal 5 Titel aus der Publikationsliste auszuwählen. Die Forscher-Community umging dieses Verlangen durch die Einführung der "Ehrenautorschaft". Damit waren jene Autoren gemeint, welche zur Bereitstellung der Fördermittel beigetragen haben, also in der Regel die Institutsleiter.

Auch die wissenschaftlichen Verlage fühlten sich durch die schiere Menge der eingehenden Manuskripte überrollt. Sie verlangten die sogenannte "Peer-Review" als Verfahren zur Qualitätssicherung. Unabhängige Gutachter aus dem gleichen oder benachbartem Fachgebiet sollen die zur Veröffentlichung eingereichten Papers auf ihren wissenschaftlichen Wert hin überprüfen. Doch auch dieses Verfahren birgt seine Probleme. So dauert es häufig Monate, ja Jahre, bis ein Fachartikel erscheinen kann. Und die "Peers" können durch abwertende Gutachten das Eindringen von Konkurrenten in ihre "Forschungsnische" verhindern.

Durch den "Impact-Faktor" versucht man bei veröffentlichten Arbeiten im Nachhinein die Qualität festzustellen. Dabei gibt dieser Faktor an, wie häufig im Durchschnitt ein veröffentlichter Artikel in einem anderen Artikel zitiert wird. Doch auch hier sind Manipulationen möglich. Etwa dadurch, dass manche Zeitschriften ihre Autoren dazu anhalten, die eigenen Publikationen bevorzugt in ihre Referenzen aufzunehmen.

Schließlich gibt es auch in der Wissenschaft das weite Feld von Fälschung und Betrug. Insbesondere bei Doktorarbeiten in den Geisteswissenschaften werden immer wieder Plagiate bekannt, ja sogar Arbeiten, die ausschließlich von "Ghostwritern" stammen. Selbst in den Naturwissenschaften gibt es Fälle von bewusster Manipulation durch "Schönung" von Ergebnissen über Weglassen abweichender Messwerte. In der angloamerikanischen Literatur verwendet man dafür das bezeichnende Wort "cooking".

Unübertroffen:  CERN

Ein "multi-people-paper", das den Weltrekord in Bezug auf die Anzahl der Autoren für sich beanspruchen kann, wurde vor ca. 2 Jahren beim Beschleunigerzentrum CERN in Genf verfasst. Im Rahmen eines Hochenergie-Teilchenversuchs beschlossen die beiden Experimentiergruppierungen ("Collaborationen")  ATLAS und CMS ihre Daten zusammen zu legen, wodurch die Masse des Higgs-Bosons auf +/- 0,25 % bestimmt werden konnte. Der Nobelpreis für die Vorhersage dieses Teilchens war bereits 2013 an den Namensgeber Peter Higgs und den Belgier Francois Englert gegangen.

Die Poolung der Messdaten von ATLAS und CMS war ein hochkomplexer Vorgang, denn jede der genannten Collaborationen bestand aus Dutzenden von Institutionen in vielen Ländern. Dementsprechend waren viele Wissenschaftler und Ingenieure an dem Gesamtunternehmen beteiligt. Bei der Veröffentlichung des gemeinsamen Papers in den Phys. Rev. Lett. 114 191803 (2015) beschloss man ein einzigartiges Verfahren:

Alle am Higgs-Experiment beteiligten Forscher - 5.154 Personen - wurden namentlich genannt. 

Die Publikation umfasste insgesamt 33 Seiten. Auf den ersten 9 Seiten wurden die Versuchsdaten und ihre Auswertung beschrieben. Danach folgte - auf 24 Seiten -  nur noch die Auflistung der verschiedenen internationalen Forschungsinstitutionen mit der alphabetischen und namentlichen Nennung sämtlicher beteiligter Wissenschaftler:

von Georges Aad bis Lukasz Zwalinski.



Der CERN- Beschleuniger LHC
mit den beiden Detektoren ATLAS und CMS


Eine Vorläuferpublikation zur Entdeckung des Higgsteilchens durch das ATLAS-Team wurde ebenfalls im Rahmen einer "hyperauthorship" beschrieben, wie die Amerikaner diese kollektiven Veröffentlichungen benennen. Damals, im Jahr 2012, waren 2.932 Forscher in der Zeitschrift Phys. Lett. B 716, 1-29 (2012) aufgelistet.

21 von ihnen waren während der langjährigen Versuchskampagne bereits verstorben.

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