Aufbauorganisation KIT (Stand Januar 2017)
VP Barnstedt verließ das KIT (offiziell) freiwillig und nutzte damit die Chance des Vorruhestands. Gerüchteweise hatten sich jedoch bereits einige Mitglieder des Senats "in Stellung gebracht", die mit der Personalpolitik der Vizepräsidentin nicht einverstanden waren. Ihr wurde besonders vorgeworfen, die zeitlich befristeten Verträge am KIT übermäßig ausgeweitet zu haben. Das Phänomen der "Permadocs", die sich von einer befristeten Stelle zur nächsten hangeln, ist ab einem gewissen Lebensalter nicht mehr eine Frage der Wahl, sondern oftmals die einzige noch verbleibende Option. Barnstedts Nachfolgerin ist - gendergerecht - Frau Christine von Vangerow (56), vermutlich dem pommersch-märkischen Landadel entstammend. Sie ist Juristin und war zuletzt 23 Jahre am Bundesamt für Materialforschung (BAM) wo sie sich vornehmlich im Dienstleistungsbereich betätigte. Manchen erscheint die BAM als "kuscheliges Biotop", im Vergleich zum "wilden Dschungel" des KIT, in den sie jetzt geraten ist.
Finanzchef gesucht
Zum Eklat kam es bei der Wiederberufung des Vizepräsidenten für Wirtschaft und Finanzen. Der Stelleninhaber Dr. Ulrich Breuer, gelernter Physiker, fiel überraschend beim Senat durch. Breuer hatte seine Position noch unter Horst Hippler, dem Vorgänger von Hanselka zu Anfang 2012 angetreten. Hippler verließ schon drei Monate später seinen Chefposten, als absehbar war, dass der Elitestatus des KIT verloren gehen würde. Er hinterließ Breuer einen Schuldenberg - sich selbst besorgte er den lukrativen und (nahezu überflüssigen ) Posten eines Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz. Breuer konnte in der Folge zeitweise die akademischen Hilfskräfte und Sekretärinnen nicht zeitgerecht bezahlen, was ihm verständlicherweise keine Freunde einbrachte. Als er auch einige Dienstleistungseinheiten im Bereich der Infrastruktur schließen bzw. auslagern wollte, kam es zu einem sogenannten "go-in" des Personalrats bei einer Präsidiumssitzung - ein Ereignis das singulär in der Geschichte des KIT ist und heute noch der prozessualen Aufarbeitung harrt. Finanzchefs machen sich eben selten Freunde, Breuer war jedoch von Anfang an mit einer "mission impossible" konfrontiert.
Aber Hanselka schätzt offenbar seinen Vizepräsidenten, denn er schlug den KIT-Gremien vor, Breuer für weitere sechs Jahre in seiner gegenwärtigen Position zu bestätigen. Der Aufsichtsrat gab, (ohne Gegenstimme) sein ok, aber beim Senat, einem Club von ca. 50 Professoren, klemmte es. Dort hatte sich im Lauf der vergangenen fünf "dürren" Jahre unter Breuer erheblicher Frust angesammelt, sodass sich dieses Gremium (auch nach mehrfacher Abstimmung) nicht erweichen und den Vizepräsidenten glatt durchfallen ließ. Spätestens an dieser Stelle würde ein außenstehender Steuerzahler (wie ich) gerne etwas mehr über diesen mächtigen Senat erfahren, beispielsweise über seine Zusammensetzung und Organisationsstruktur. Leider ist das nicht möglich, da dieses Gremium - anders als Aufsichtsrat und Präsidium - sich sehr bedeckt hält, indem es im Internet nicht auftritt, sondern nur im geschlossenen "Darknet" des Intranets.
Dass es Präsident Hanselka nicht gelungen ist, den Senat umzustimmen, kann man aus seinen Rundschreiben Nr. 23 und 31 entnehmen, wo jeder am Schwarzen Brett lesen konnte, dass Breuer zum Jahresende 2017 gehen muss. Leider konnte Hanselka auch nicht verhindern, dass die regionale Zeitung BNN genüsslich und ausführlich in Wort und Bild darüber berichtete ("Ulrich Breuer muss Ende 2017 gehen", "Heftiger Streit im KIT", "Die Wut trifft den Vizepräsidenten" etc.). Das Jahr 2017 wird also von einer zeitweiligen Vakanz im wichtigen Finanzsektor geprägt sein, denn Breuer (Jahrgang 61) muss sich verständlicherweise um einen neuen Job umsehen. (Gerüchteweise wurde er bereits in München, im Umfeld der dortigen Universitäten LMU und TUM, gesichtet). Währenddessen wird das KIT versuchen, einen Ersatz für Breuer anzuheuern. Das wird nicht leicht sein, denn Finanzchefs, die in der Lage sind, einen nahezu-ein-Milliarden-Etat zur Zufriedenheit der Zuwendungsgeber und der Rechnungshöfe zu managen, wachsen nicht auf den Bäumen. Die Newcomerin von Vangerow (und Hanselka selbst?) werden wohl unterstützend eingreifen müssen, wenn Breuer wieder mal absent ist.
Öffentlichkeitsarbeit gevierteilt
Schon seit Monaten pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass die einst so mächtige Dienstleistungseinheit PKM (=Presse, Komunikation und Marketing) aufgelöst und restrukturiert werden würde. Mit dem Rundschreiben Nr. 3 des Präsidenten vom 23. Januar 2017 ist dies nun geschehen. Die Umorganisation kommt der Höchststrafe nahe und gleicht einer Vierteilung, denn die vormaligen Aufgaben des PKM wurden auf vier verschiedene DE aufgeteilt. Der Hauptbrocken, die Strategische Entwicklung und Kommunikation, verbleibt im Ressort des Präsidenten und wird künftig von der (smarten) Frau Alexandra-Gwyn Paetz (SEK) verwaltet, deren Präsidialstab sechs Abteilungen umfasst und die sich kein x für ein u vormachen lässt. Für Innovations- und Relationsmanagement sowie für Allgemeine Services sind ab jetzt die Herren Fahrenberg und Dullenkopf zuständig. Der frühere langjährige Leiter des PKM, Dr. Thomas Windmann, wird zum Ressort von Frau von Vangerow geschlagen. Er soll dort (als Einzelkämpfer) die neugegründete Stabsstelle "Mediation" übernehmen.
Im KIT gehen die wildesten Gerüchte darüber um, was den Präsidenten zu diesem Kahlschlag bewogen haben könnte. Es muss etwas Triftiges vorgefallen sein, welches das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und seinen Pressechef zerstört hat. Einige der zirkulierenden "Vermutungen" sind so krass, dass sie wiederum nicht "blogreif" sind. Egal, jedenfalls hat Dr. W. in seiner neuen Position reichlich Gelegenheit, die Instrumente der Mediation (=Vermittlung im Konfliktfall) an sich selbst zu erproben.
Zwei Kulturen
In seinen Zeitungsinterviews räumt Präsident Hanselka ein, dass am KIT - auch nach fast zehn Jahren - immer noch "zwei Kulturen" bestünden. Zum einen wegen der räumlichen Trennung von Campus Nord und Campus Süd, zum anderen wegen der Finanzierung aus verschiedenen Geldquellen. Die Universität erhält ihre Forschungsmittel vornehmlich vom Land, das Forschungszentrum vom Bund. Beide Finanzströme dürfen qua Auflage nicht vermengt werden. Hanselka sagt öffentlich, dass es sein Ziel bis zum Ende seiner Amtszeit (2019) sei, dieses Mischungsverbot aufzuheben.
Das wird nicht leicht sein, denn die ministeriellen Vorschriften zur Trennung der verschiedenen Geldströme gab es auch schon früher am sogenannten Kernforschungszentrum. Selbst innerhalb des gleichen Projekts, z. B. beim Schnellen Brüter, wurde die Forschung aus anderen Geldquellen finanziert als der Bau der Brüterkraftwerke, obwohl häufig die gleichen Wissenschaftler damit beschäftigt waren. Und am Jahresende haben die Zuwendungsgeber und Rechnungshöfe die Projektleitungen genau dahingehend überprüft, ob sie diese Finanzvorgaben auch eingehalten haben.
Da das KIT eine eigene gesetzliche Grundlage hat, ließe sich dieses Mischungsverbot dort natürlich leichter aufheben. Aber bei der Bundesregierung scheut man offensichtlich die Schaffung eines Präzendenzfalles. Denn in der deutschen Forschungslandschaft gibt es noch weitere Institutionen, welche eng miteinander kooperieren - und aus verschiedenen Quellen finanziert werden.
Diese könnten dann vermutlich alsbald in Berlin vor der Tür stehen mit dem Ansinnen, auch ihnen das Trennungsgebot zu erlassen.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzten und dem Präsidium meinen Dank für ihre Arbeit aussprechen.
AntwortenLöschenInsbesondere Prof. Wanner den ich bereits als Dozenten als extrem engagiert und im ehrlichen Interesse für die Studenten und das KIT erlebt habe.
Sehr geehrter Herr Marth,
AntwortenLöschendie Zusammensetzung des KIT-Senats (der im Übrigen weniger Rechte halt als der WTR, den Sie noch kennen dürften) ergibt sich aus der in den Amtlichen Bekanntmachungen Nr. 51/2013 veröffentlichten Gemeinsamen Satzung, §3. Er ist aus den verschiedenen Statusgruppen des KIT und paritätisch zwischen GFB und UB zusammengesetzt.
MfG