Sonntag, 11. Dezember 2016

2050: Das Ende der Menschheit ?

Die Künstliche Intelligenz (abgekürzt: KI) ist ein Teilgebiet der Informatik und befasst sich mit der Nachbildung der menschlichen Intelligenz in einem Computer. Eine genaue Definition für die KI ist problematisch, da schon der Begriff Intelligenz sich der präziseren Beschreibung entzieht. Begründet wurde die KI im Jahr 1956, also vor 60 Jahren, bei einem Workshop an der US-amerikanischen Universität Dartmouth unter der Bezeichnung Artificial Intelligence (AI).

In regelmäßigen Abständen vergleichen Menschen ihre spezifischen Fähigkeiten mit entsprechend programmierten Computern. Hohe publizistische Wellen schlug ein kürzlicher Wettbewerb im März 2016, bei dem der koreanische Weltmeister Lee Sedol im Go-Spiel gegen den von Google Deepmind programmierten Computer AlphaGo antrat. Go ist ein traditionelles chinesisches Brettspiel mit 361 Gitterpunkten, bei dem jeder der beiden Spieler versucht, die gegnerischen Steine zu umzingeln und dann weg zu nehmen. Wer die meisten Felder erobert hat, gewinnt schließlich. Bei dem genannten Go-Turnier, das über 5 Spiele angesetzt war, galt der Koreaner als klarer Favorit. Am Ende verlor er deutlich mit 4:1, war erkennbar geschockt und zeigt sich seitdem nicht mehr in der Öffentlichkeit. Dieses Turnier wird als Wendepunkt im Kampf "Mensch gegen Maschine" gewertet. Erstmals hatte ein "lernendes System" sich gegen die natürliche Intelligenz eines Menschen durchgesetzt.

Das war anders bei dem berühmten Schachturnier 1997 in Philadelphia, als der amtierende Weltmeister Garri Kasparov gegen den von IBM programmierten Computer Deep Blue antrat. Der Champion Kasparov verlor in 6 Partien 3,5 : 2,5 und seitdem ist unbestritten, dass selbst hervorragende Spieler gegen einen käuflichen Schachcomputer in Schwierigkeiten gelangen können. Deep Blue war von seinen Entwicklern zu Trainingszwecken vorher mit tausenden von Schachpartien "gefüttert" worden; aufgrund seiner leistungsfähigen Prozessoren und Speicher konnte der Computer pro Sekunde 200 Millionen Stellungen berechnen und bewerten. Hier kämpfte also menschlich Intelligenz und Intuition gegen "brutale" Rechenleistung. Im Gegensatz dazu war AphaGo nur mit wenigen Go-Partien gefüttert worden. Seine Spielintelligenz eignete er sich dadurch an, dass er monatelang gegen sich selbst spielte, dabei immer besser wurde und schließlich ein übermenschliches Spielniveau erreichte.


Auf dem Weg zum Supercomputer

Bislang ist das menschliche Gehirn noch das Maß aller Dinge. Es ist nicht nur intelligent, sondern auch "empathisch", d. h. es ist in der Lage "Gefühle" zu zeigen. Und das Gehirn erzeugt "Bewusstsein", was dem Menschen ermöglicht, über sich selbst nachzudenken und sich in der umgebenden Welt einzuordnen. All diese Dinge kann derzeit noch kein technischer Computer. Er ist allerdings fähig auf spezialisierten Teilbereichen - etwa als "Experte" - große Dinge zu leisten. Zum Beispiel im Quadratwurzelziehen von zehnzifferigen Zahlen, in der Wettervorhersage oder beim Hochgeschwindigkeits-Börsenhandel. Die Spitzenforscher in der KT (resp. AI), z. B. der in Oxford lehrende Nick Bostrom und der Google-Entwicklungschef Ray Kurzweil (um nur einige zu nennen), sind der festen Überzeugung, dass technische Computer bald das menschliche Gehirn übertreffen werden.

Die wesentlichen Schritte zu diesem Ziel ist der Bau von leistungsfähigen Supercomputern und die Programmierung mit (künstlichen) neuronalen Netzen. Dafür kann man Computer mit 2 Gigahertz betreiben, während das Gehirn nur zu 200 Hertz fähig ist. In der räumlichen Größe sind Computer weitgehend frei, während das menschliche Gehirn in den Schädel (und in den Geburtskanal) passen muss. Schließlich kann man Computer ab einer gewissen Entwicklungsstufe via Programm damit beauftragen, sich selbst zu optimieren - und das viel schneller, als ein Mensch dazu fähig wäre. Problematisch auf diesem Weg des "deep learning" ist derzeit noch das Erreichen der Empathie. Der Computer kann zwar schon Mann und Frau unterscheiden, aber nicht einen traurigen Mann oder eine schöne Frau erkennen.

Trotzdem: die genannten AI-Forscher und ihre weltweiten Kollegen (z. B. an der Universität Kaiserslautern) sind der festen Überzeugung, dass es - noch im Laufe dieses Jahrhunderts (!) - gelingen wird, ein Duplikat des menschlichen Gehirns zu erzeugen. Wann dieser faustischen Homunculus sagen wird "Klick, ich bin da", darüber gehen die Meinungen noch auseinander.
Der Medianwert der verschiedenen Prophezeihungen liegt beim Jahr 2050!

Ein guter oder ein böser Gott?

Halten wir einen Augenblick inne und besehen den von uns geschaffenen "Neuro-Computer". Er hat einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten (IQ) von ca. 120, eben wie die meisten Normalmenschen. Aber schon nach kurzer Zeit - infolge des exponentiellen Lerntempos - kann sein IQ auf 130 anwachsen und damit im Grenzbereich eines menschlichen Genies liegen. Aber das ist noch nicht das Ende, denn der IQ unseres Supercomputers klettert flugs auf 140, das Level von Albert Einstein. Und so weiter, und so fort.

Sehr bald wird es schwierig für uns Menschen, denn wie soll man mit einem Wesen, das einen IQ von 240 hat kommunizieren? Und schließlich geht gar nichts mehr, denn der IQ des Computers ist bei 12.870 angelangt. Da hilft wohl nur noch das Ziehen des elektrischen Steckers oder die Flucht in ein anderes Zimmer des Hauses. Vergeblich, denn der moderne Homunculus hat die armseligen Menschen seiner Umgebung natürlich längst durchschaut und verhindert jegliche Notwehrmaßnahme.

Die Zukunft der menschlichen Spezies liegt von nun an in den Händen dieser Superintelligenz - so wie heute die Zukunft der Gorillas von uns abhängt. Es ist offen, was dieses Wesen, welches wir "Gott" oder sonst wie nennen können, mit uns anstellen wird. Blickt es gelangweilt oder verächtlich auf uns herab, wie wir auf eine Ameise? Die wir jederzeit achtlos zerquetschen können?
Wird dieser Gott gut sein oder böse?

Letzteres könnte den Untergang der gesamten Menschheit bedeuten.
Und das schon im Jahr 2050!




4 Kommentare:

  1. Bei dem turbulenten Jahr 2016 kann man schon in Endzeitstimmung kommen ;)

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  2. Ich gebe zu bedenken, was in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts nicht alles an Zukunftshoffnungen mit dem Jahr 2000 verknüpft waren. Obwohl der Fortschritt seither beträchtlich war, hat sich unser Leben im Jahr 2000 und heute so grundlegend nicht verändert.

    Eine ähnliche Entwicklung erwarte ich auch für die nächsten 30 bis 40 Jahre.

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  3. Hallo Herr Marth,
    vielen Dank für Ihren informativen Artikel, der einen nachdenklich stimmt und den Fortschritt in der Entmenschlichung unserer Gesellschaft in den nächsten Dekaden erahnen lässt.

    Und dann kommt irgendwann die Frage:
    Wenn solch ein inteligentes Wesen existiert wieso geben wir diesem nicht die Macht zu regieren und unsere komplexen Probleme zu lösen?
    Und von da an sind wir wie die Ochsen im Stall die auch nicht entscheiden können welchen Wagen sie ziehen oder wann sie geschlachtet werden.

    Dann sind mir persönlich doch die opportunistischen, narzistischen, populistischen, autokratischen oder wie auch immer gesinnte Machthaber (vielleicht à la Trump) lieber denn diese besitzen für im Sprachjargon der Kerntechnik zu bleiben eine politische aber zumindestens eine menschliche Halbwertzeit.

    Mit besten Grüßen

    Kai

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  4. Danke Herr Marth für Ihre Darstellung einer möglichen Entwicklung, die den Menschen aus ihrer Einflussnahme entziehen würde.
    Was hätten diese Superhirne für ein Interesse daran, eine Menschheit in großer und steigender Anzahl zu erhalten und zu versorgen. Unser Aussterben wäre programmiert, wenn nicht sogar bewusst gesteuert (z.B. gezielte Unfruchtbarkeit).
    Diese Kunstwesen hätten mit uns kein Erbarmen, wie wir mit den Gorillas.
    Also rechtzeitig Stecker ziehen!
    Derry

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