Am vergangenen 8. Mai, einem wunderschönen Frühlingssonntag, war es wieder einmal so weit: Sonne und Wind ballerten die Netze mit Strom voll und die Netzbetreiber mussten schnell handeln. Satte 352 Gigawattstunden (GWh) waren zu viel im Angebot. Das ist eine beachtliche Energiemenge, denn ein großes Kernkraftwerk muss dafür 15 Tage ununterbrochen in Betrieb sein. Da gerade Muttertag war, sollte der Strom (zumeist) ins Ausland verschenkt werden. Aber die Beschenkten wollten anfangs dieses Präsent gar nicht annehmen. So mussten die Strommanager noch 21,3 Millionen Euro in bar dazu legen, damit ihr Überschussstrom überhaupt abgenommen wurde.
Dieser Irrsinn wird noch eine Zeitlang anhalten und dem privaten deutschen Stromkunden hohe Kosten aufhalsen. Denn der Ausbau der Stromnetze kommt nicht voran und ihre (teilweise) unterirdische Verlegung wird sehr teuer sein. Das hat auch zur Folge, dass die EEG-Umlage von derzeit 6,3 Cent je Kilowattstunde im nächsten (Wahl-) Jahr weiter klettern wird. Allein schon wegen der stark fallenden Großhandelsstrompreise. Denn merke: je tiefer die Strompreise an der Börse fallen, desto höher steigt die Umlage! Verstanden? (Falls nein, Gabriel fragen.)
Frühjahrsputz: der Dreck muss weg
Damit der Sonnenstrom in geplanter Höhe erzeugt wird und die staatliche Einspeisung die Kasse füllt, muss zuerst mal "Frühjahrsputz" betrieben werden. Und zwar sowohl bei dem Besitzer einer kleinen häuslichen Solaranlage als auch bei dem "Kapitalisten" einer großen Freiflächenanlage. Das aber sei voraus geschickt: mit ein bisschen "Wischi-Waschi" ist es dabei keineswegs getan!
Photovoltaik- und Solarthermieanlagen sind 24 Stunden am Tag der Witterung ausgesetzt. Dabei wirken nicht nur Regen, Wind, Schnee und Sonne auf die Module ein - auch Verschmutzungen durch Luftstaub, Vogelkot oder Baumlaub können Solarpanels auf die Dauer beträchtlich zusetzen. Am Übergang zwischen Rahmen und Glas nistet sich besonders gerne Schmutz ein, ja, hier können sich im Laufe der Zeit sogar Moose und Flechten ansiedeln.
Immer wieder wird auf den Selbstreinigungseffekt von Regen und Schnee verwiesen. Dies ist jedoch kaum mehr als ein Verkaufsargument. Unbestritten hilft ein heftiger Regenguss bei der Reinigung, aber in der Sonne festgebackene Verunreinigungen lassen sich damit nicht entfernen. Darüber hinaus hängt dieser Reinigungseffekt von der Dachkonstruktion ab; unter 12 Grad Neigung ist er kaum spürbar. Im Durchschnitt wird man im ersten bis dritten Jahr nach der Inbetriebnahme feststellen können, dass der Ertrag der Solaranlage wegen Verschmutzung sich um 6 bis 15 Prozent mindert. In extremen Fällen können es bis zu 35 Prozent sein.
Inzwischen gibt es mehrere hundert Firmen, die sich professionell mit der Reinigung von Solaranlagen beschäftigen. Sie kennen die Vorgaben der Modulhersteller, wie etwa: Reinigung mit kalkfreiem Reinstwasser, Nutzung von tensidfreien Reinigungsmitteln und Wahrung von maximal 20 Grad Temperaturunterschied zwischen Wasser und Panel. Die Einhaltung dieser Kriterien ist deshalb so wichtig, weil man sonst die Gewährleistungs- und Garantieleistungen des Herstellers verlieren kann. Naturgemäß schwanken die Preise der Reinigungsfirmen. Für die professionelle Reinigung einer 15 kWp-Anlage auf einem Einfamilienhaus muss man mit ca. 350 Euro einschließlich Anfahrt rechnen. Wird eine Hubbühne benötigt, so können nochmals 400 Euro hinzu kommen. Die Preise hängen auch davon ab, wie gut oder schlecht die Solaranlage zugänglich ist und ob sie vom Boden aus oder nur vom Dachfirst erreichbar ist.
Dachreinigung mit fahrbarer Hubbühne
Selbst ist der Mann - aber Vorsicht!
Natürlich kann man die Reinigung der eigenen Solaranlage auch selbst vornehmen. Keinesfalls sollte man aber einfach mit dem Gartenschlauch darauf spritzen, denn Leitungswasser enthält zumeist viel Kalk nebst anderen schädlichen Salzen. Dadurch kommt es zu Schlierenbildung und die Sonne brennt die Kalkreste zudem noch ein. Jede Hausfrau kennt dieses Problem vom Fensterputzen. In Baumärkten werden bereits Heimwerkersets angeboten, welche die Entsalzung des Wassers ermöglichen. Außerdem sollte man keine zu harten Bürsten oder Schrubber verwenden, da hierdurch die Glasoberfläche beschädigt werden kann, wodurch die Lichtdurchlässigkeit der Module leidet. Rotierende Reinigungssysteme zerstören nicht selten die Antireflexbeschichtungen; die Folge ist die Blendung der Anwohner oder gar des Luftverkehrs. Wasserführende Teleskopstangen sollten zur Grundausrüstung eines jeden Heimwerkers gehören.
Bevor man sich aber mit Eimer und Schrubber bewaffnet an die Reinigung der teuren Solarkollektoren macht, sollte man das Unfallrisikos dieser Tätigkeit abschätzen - in Verbindung mit dem eigenen Lebensalter! Das Betreten der Panels ist "streng verboten". Zu leicht könnte man abrutschen oder die Glasflächen beschädigen. Und eines sollte man im Gedächtnis behalten:
Beim Reinigen von Solaranlagen sind in den letzten 10 Jahren weitaus mehr Menschen zu Schaden gekommen als beim Betrieb der deutschen Kernkraftwerke über 40 Jahre hinweg.
In bereits 4 Jahren laufen die allerersten geförderten PV-Anlagen mit einer Einspeisevergütung von EUR 0,56 / kWh nach dem EEG 2000 aus.
AntwortenLöschenIch bin gespannt, was danach mit der zunehmenden Anzahl von ertraglosen Anlagen geschieht.
Anerkennung für die interessanten und fundierten Beiträge hier!
Danke. Dies bestätigt auch einige Annahmen in unserem open access Artikel
AntwortenLöschenwww.sciencedirect.com/science/article/pii/S0301421516301379
Hi,
AntwortenLöschenich bin Mitglied des PV-Bürgerbeteiligungsprojektes "Sunnaseitn", welches in diesem Zusammenhang eventuell auch interessant sein könnte: https://www.stw.at/privatkunden/energie/photovoltaik
Habe mir aber bis jetzt über die Reinigung der Anlagen noch nie Gedanken gemacht...