Dieser Tage bekam ich von meiner Bank, der "Badischen Beamtenbank Karlsruhe", einen dreiseitigen DIN A4 "Informationsbogen Einlagesicherung". Darauf stand vermerkt, dass sich der Einlegerschutz für meine Bankeinlagen - also für Guthaben in Festgeld und Giro - verändert habe, und zwar wegen der "Harmonisierung in Europa". Im übrigen bräuchte ich mir aber um meine Bankguthaben keine Sorgen zu machen.
Die Bankmitteilung war so verschroben formuliert, dass auch meine noch vorhandenen Betriebswirtschaftskenntnisse nicht ausreichten, um sie wirklich zu verstehen und zu werten. Deshalb habe ich angefangen zu recherchieren und bin schließlich zu nachfolgenden Blog gelangt.
Status quo und Pläne der EU
Im Grunde bräuchte man in Deutschland überhaupt nichts zu veranlassen. Bereits nach den bestehenden Richtlinien sind die Geldeinlagen von bis zu 100.000 Euro überall gesetzlich geschützt. Das gilt für die privaten Banken, die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken, wozu auch die o. g. Badische Beamtenbank gehört. Auf den Konten dieser Institute liegen mit 3,4 Billionen Euro bei weitem die meisten Einlagen in Europa. Das Risiko eines Bankencrash wird über einen "Einlagensicherungsfonds" abgedeckt. Anders als in Deutschland existieren in etlichen europäischen Ländern diese Fonds aber gar nicht, oder sind nicht ausreichend gefüllt.
Die EU-Kommission in Brüssel beabsichtigt von 2017 an einen gemeinsamen Einlagensicherungsfonds für ganz Europa einzurichten. Er soll bis 2024 die nationalen Sicherungssysteme ersetzen und - ganz wichtig! - bis dahin voll gefüllt sein. Im Kontext der geplanten "Bankenunion" stellt man sich folgende Haftungskaskade vor: Bricht in Zukunft eine europäische Bank zusammen, so sollen deren Verluste zuerst aus dem Eigenkapital, den Anleihen und den Einlagen über 100.000 Euro abgedeckt werden. Danach tritt ein "Insolvenzfonds" in Kraft, der mit 55 Milliarden Euro bestückt sein soll. Und zum Schluss, erst dann, soll der europäische Einlagenfonds greifen. Das klingt ganz beruhigend, ist es aber nicht. Man erinnere sich nur, dass am 15. September 2008, als die amerikanische Investmentbank Lehmann Brothers bankrott ging, weltweit Vermögensverluste in der Höhe von 15.000 Milliarden Dollar entstanden.
Die Pleitebanken der Südländer
Das Problem bei der Europäisierung der Einlagensicherung sind die Südländer. Deren Banken, vor allem in Griechenland und Italien, sind allesamt sehr wackelig. Besonders schlimm ist es in Griechenland. Die Kunden der dortigen Banken ziehen jede Woche den Maximalbetrag von 4 - 500 Euro aus den Geldautomaten und gehen damit nach Hause. Dort werden die Euros aber nicht in einen Tresor versteckt, was viel zu riskant wäre. Nein, Usus ist es bei den Griechen, die Geldscheine -eingewickelt in Ölpapier- an einer diskreten Stelle im heimischen Garten zu vergraben. Da die Banken ohnehin kaum Guthabenszinsen gewähren, entsteht dadurch kein nennenswerter Verlust. Kein Wunder, dass die griechischen Banken bei diesem Geschäftsgebaren ihrer Einleger weder Eigenkapital bilden noch Gewinne erzielen können.
In Italien befinden sich seit Anfang des Jahres die Monte die Paschi di Siena, die älteste Bank der Welt und die Carige Bank in einer prekären Finanzlage. Die Aktienkurse der beiden Kreditinstitute sanken bis zu 30 Prozent ihres Marktwertes. Darüber hinaus versucht die italienische Regierung seit Dezember vier weitere Banken vor dem Konkurs zu retten. Dafür fordert der Premierminister Matteo Renzi händeringend Stützungsgelder aus Brüssel ein. Dort zeigt man sich jedoch hartleibig, da Italien bereits mit 132 Prozent seines Bruttosozialprodukts verschuldet ist. Tendenz steigend. Es leuchtet ein, dass in einer derartigen finanziellen Schieflage die oben beschriebene Haftungskaskade sofort auf Stufe 3 durchrauschen würde. Mit der Folge, dass die einzigen solventen Institute, nämlich die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, massiv in Anspruch genommen würden.
Angela Merkel als Retterin
Bei den Sitzungen des Europäischen Rats in Brüssel steht das Thema "Harmonisierung der Einlagesicherung" immer ganz oben auf der Tagesordnung. Bisher hat die deutsche Bundeskanzlerin dieses Ansinnen der klammen Europäer stets strikt abgelehnt. Aber das wird ihr nicht mehr lange gelingen. Denn die cleveren Chefs der Südländer wollen diese Frage in Zukunft nicht mehr als Einzelproblem behandeln, sondern in ein Problempaket verschnüren. Dafür bietet sich das hochaktuelle Flüchtlingsproblem an. So hat der italienische Premier Renzi bereits angekündigt, dass er seinen Beitrag von 300 Millionen Euro zur 3-Milliarden-Türkeihilfe nur auszahlen werde, wenn gleichzeitig über den europäischen Einlagensicherungsfonds entschieden würde. In seinem Sinne, selbstredend. Ähnliches führt der Grieche Tsypras mit seinen "Hot Spots" im Schilde.
Die deutschen Bankkunden werden zwischenzeitlich durch unverständlich formulierte "Informationsbögen" ruhig gestellt. Wenn in einigen Jahren der Einlagefonds europäisiert sein wird und sich daraus - wegen der maroden Südbanken - weit höhere Risiken ergeben, werden die erfahrenen Bankmanager an verborgenen Stellen Zinsen und Gebühren entsprechend erhöhen.
Bis dahin sei dem braven deutschen Bankkunden geraten, nicht allzu sehr auf das 100.000-Euro-Limit zu vertrauen, sondern seine ersparten Groschen auf mehrere Geldinstitute zu verteilen. Oder sie im Garten zu verbuddeln.
Ja das sind wohl die "Vorteile" der Eurozone und der EU. Hoffentlich gibt es bald den Brexit und die ganze Sache zerfällt.
AntwortenLöschenGruss Drazen