Das Kernkraftwerk liegt etwa 7 Kilometer südlich von Schweinfurt und 25 km nordöstlich von Würzburg. Es ist damit im sog. Schweinfurter Becken gelegen; der Main verläuft in etwa 500 Meter Entfernung. Die Region um das KKW gilt als erdbebensicher und ist durch Hochwasserschutzdämme vor Überflutungen geschützt. Die Bereitstellung großer Mengen Wasser für die Kühltürme ist durch die nahe Lage des Mains gewährleistet.
Das KKW Grafenrheinfeld und seine Umgebung
Bau und Betrieb der Anlage
Die Planungen für das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld reichen zurück bis ins Jahr 1969. Damals beschloss das Energieversorgungsunternehmen Bayernwerk AG in dieser fränkischen Gegend ein Kernkraftwerk zu bauen. Die Politik unterstützte dies Vorhaben, wobei der damalige SPD-Forschungsminister Klaus von Dohnanyi 1972 bei einer Podiumsdiskussion feststellte: dass es angesichts des ständig steigenden Energiebedarfs keine Alternative zur Kernenergie gibt. Der Auftrag zur Errichtung des Kernkraftwerks ging an Siemens-KWU; mit dem Bau wurde 1975 begonnen. Ins Auge gefasst war ein Druckwasserreaktor der 3. Generation, eine sog. "Vor-Konvoi-Anlage". Die thermische Leistung lag bei 3765 Megawatt, die elektrische Bruttoleistung wurde (später) auf 1345 MW festgelegt. Die Schmiederinge für den 530 Tonnen schweren Reaktordruckbehälter wurden in Japan gefertigt. Er war auf einen Druck von 160 bar ausgelegt und wurde (pro Stunde) von 68.000 Tonnen 300 Grad heißem Wasser durchströmt.
In Betrieb ging Grafenrheinfeld im November 1981. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf 2,5 Milliarden DM. Der Bundespräsident Karl Carstens besuchte damals den Standort und bekundete: die deutschen Kernkraftwerke sind die sichersten in Europa, kein Weg führt an der Kernenergie vorbei. Auffallend war, dass die abgehenden Leitungen auf teilweise sehr niedrigen Strommasten verlegt waren. Die Benutzung des Weges außerhalb des Kraftwerkgeländes entlang der Schaltanlage war deshalb für Fahrzeuge mit mehr als vier Meter Höhe untersagt. Der Reaktorbetrieb verlief insgesamt ohne ernsthafte Störungen. Es gab nur einen einzigen Vorfall, welcher mit der INES-Stufe 1 in der sonst siebenfachen Bewertungsskala eingeordnet wurde. Dies waren Korrosionsschäden an den Buchsen der Steuerstäbe.
Wertung und Fazit
Erstens: Hervorragende Betriebsbilanz
Das KKW Grafenrheinfeld blickt auf 33 Jahre zuverlässigen Betrieb mit einer durchschnittlichen Verfügbarkeit von 90 Prozent zurück. Mehrfach wurde es "Kraftwerks-Weltmeister", d. h. dasjenige Kernkraftwerk, welches - weltweit und jährlich - den meisten Strom produzierte. Insgesamt platzierte sich Grafenrheinfeld 15 Mal in dieser sog. Top-Ten-Liste der ca. 400 Kernkraftwerke weltweit.
Bis Ende März 2015 wurden insgesamt 331 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das entspricht einer Einsparung von ca. 330 Millionen Tonnen CO2 - einer Menge, die der gesamte deutsche Straßenverkehr in 2 Jahren verursacht.
Zweitens: Millionenschwere Nachrüstung
Im Laufe der Jahre wurden 600 Millionen Euro in die Nachrüstung zur Anlagenverbesserung investiert. Noch im Jahr 2013/14 wurden die Kältemaschinen ausgetauscht, weil der Einsatz des bisherigen Kältemittels wegen einer EU-Verordnung nicht mehr zulässig war. Zudem setzte die Betriebsleitung alle Punkte der "Post-Fukushima-Maßnahmen" ohne Einschränkung trotz des vorgesehenen Abschalttermins in 2015 um.
Drittens: Internationale Entwicklung
Das deutsche Beispiel der vorzeitigen Abschaltung funktionstüchtiger Kernkraftwerke findet international keine Nachfolger. Im Gegenteil: in vielen Ländern werden die Betriebsgenehmigungen der laufenden Atomkraftwerke auf 50 bis 60 Jahre ausgedehnt. Darüberhinaus gibt es konkrete Neubaupläne für Kernkraftwerke in Polen und Großbritannien. Mit finanzieller Unterstützung der EU.
Viertens: Kapitalvernichtung
Die im Frühjahr 2011 sofort abgeschalteten 8 Kernkraftwerke und die 9 bis zum Jahr 2022 stillzulegenden Anlagen besitzen einen erheblichen Restwert. Von Finanzfachleuten wird er auf 20 bis 25 Milliarden Euro abgeschätzt. Dieses Kapital ist durch die politische Entscheidung zum vorzeitigen Atomausstieg vernichtet worden. Gleichzeitig wird der volkswirtschaftliche Schaden dadurch vermehrt, dass im Zuge der Energiewende für die Förderung von Wind und Sonne jährlich 25 Milliarden an Subventionen verschlungen werden.
Ein sehr interessanter Artikel!
AntwortenLöschenES ist schade, dass die benachbarten Länder da nicht mitziehen. Aber du hast es richtig erkannt - erst noch viel investieren und dann abschalten. Und das trotz dieser guten Betriebsbilanz.
ich bin gespannt, wie sich das weiterhin in der EU entwickeln wird.
So vernichtet die ehemalige Genossin Merkel unser Geld und führt die Planwirtschaft ein.
AntwortenLöschenGruss Drazen