Freitag, 29. November 2013

Von Wassernot zu Wassersnot in Fukushima

Die gute Nachricht zuerst: Im Reaktor Nr. 4 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima hat die Betreiberfirma TEPCO damit begonnen, die hochradioaktiven Brennelemente zu bergen. Sie befinden sich in einem Abklingbecken in 30 Metern Höhe, welches durch das Erdbeben vom März 2011 ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Jedes weitere starke Beben - und damit muss man in Japan täglich rechnen - könnte das grosse Wasserbecken zum Absturz bringen, oder es zumindest leckschlagen, mit der Folge, dass die Brennelemente sich aufheizen, undicht werden und die gefährlichen Spaltgase Cäsium und Strontium freilassen.

Der Plan des Betreibers sieht vor, dass die 1.500 Brennelemente in CASTOR-ähnliche Abschirmbehälter gezogen werden, die man sodann zu einem sicheren Zwischenlager abtransportiert. In einem Jahr soll diese Prozedur beendet sein, was darauf hinausläuft, dass im Schnitt stündlich ein Brennelement vom Abklingbecken in die Transportbehälter gezogen werden muss. Ein ziemlich ambitionöses Unterfangen, denn man muss damit rechnen, dass manches Brennelement im Becken verklemmt ist und sich nicht so einfach (fernbedient) in den Castorbehälter bugsieren lässt. Immerhin, diese Aktion des Betreibers Tepco ist positiv zu bewerten und man sollte viel Glück dazu wünschen.


Die anfängliche Wassernot

Rekapituliert man den Störfallablauf bei den Kraftwerken Nr. 1 - 3 in Fukushima, so herrschte dort in den ersten Monaten Wassernot. Die Reaktoren hatten sich zwar automatisch abgeschaltet - was bei einem Beben der Stärke 9 nicht trivial ist - aber die Brennelemente im Tank produzierten immer noch Wärme, die sogenannte Nachwärme. (Verglichen mit einem Küchenherd, der noch Hitze abstrahlt, auch wenn der Ofen bereits elektrisch abgeschaltet ist). Diese Nachwärme, in ihrer Stärke vergleichbar mit ca. 10.000 handelsüblichen Tauchsiedern, wäre im Normalfall durch das Nachwärmeabfuhrsystem sicher beherrscht worden. Leider war dieses Notsystem in Fukushima durch die Fluten des Tsunamis zerstört worden. Deshalb sah sich die Betriebsmannschaft gezwungen, die drei Reaktoren - die Nr. 4 war von vornherein ausser Betrieb - aus Feuerwehrschläuchen mit kühlendem Meerwasser zu bespritzen, was in der Konsequenz dazu führte, dass diese aus Korrosionsgründen endgültig unbrauchbar wurden. Die partielle Kernschmelze, verbunden mit dem Austritt der radioaktiven Spaltprodukte Jod, Cäsium und Strontium, konnte trotzdem nicht verhindert werden. Auch strukturelle Schäden in den Beton- und Stahlstrukturen waren die Folge.


Die jetzige Wassersnot

Das eingespritzte Wasser wird durch die Berührung mit den Kernmaterialien selbst kontaminiert und muss deshalb wieder aufgefangen und abgesaugt werden. Ein spezielles Team nicht sonderlich kompetenter Arbeiter schweisst deshalb "auf die Schnelle" Stahlbehälter zusammen, worin dieses radioaktive Abflusswasser eingefüllt wird und die man in der Nähe der Reaktoren positioniert. Die Qualität dieser Wassertanks ist offensichtlich mangelhaft, denn nach eigenen Angaben der Fa. Tepco kommt es immer wieder zu Leckagen. Im August diesen Jahres ergoss sich ein Drittel eines 1.000-Kubikmeter-Tanks in den nahen Pazifik. Ein Aufschrei der lokalen Fischer war die Folge.

Inzwischen sind einige hundert Tanks in der Umgebung der Reaktoren aufgestellt; die grössten haben einen Durchmesser von 12 Meter und sind 11 Meter hoch. Im Jahr 2015 sollen es weit über 2.000 sein: Tepco ersäuft in diesem Wasser, es herrscht Wassersnot! Immer wieder stellen Kontrolltrupps fest, dass an Roststellen mancher Tanks kontaminiertes Wasser ausläuft, im Erdboden versickert und letztlich ins Meer gerät.



Wassersnot und Platznot in Fukushima

Statt nur passiv zu lagern, sollte man diese radioaktiven Wässer dekontaminieren, d. h. verfahrenstechnisch die schädlichen Nuklide abtrennen. Die Grundlagen dafür sind bekannt; schon im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe hat man jahrelang mit Erfolg (kleine Mengen) von strahlenden Flüssigkeiten "dekontaminiert". In Fukushima bräuchte man für diese Prozedur sicherlich eine fabrikartige grosse Anlage. Warum die Japaner mit dem Bau einer solchen Anlage zögern, ist nicht bekannt.


Ring-Lösungen

Inzwischen nimmt die Wassersnot immer mehr überhand. Messungen haben ergeben, dass offensichtlich das Grundwasser unter den beschädigten Reaktoren nach oben drückt, mit den Brennmaterial in Kontakt kommt und dadurch kontaminiert wird. Auf diese Weise sind täglich etwa 400 Kubikmeter Abwasser abzupumpen und in den erwähnten Stahlbehältern zu lagern. Das kann keine Dauerlösung sein. Deshalb ist man auf die Idee gekommen, den Erdboden rings um die vier Reaktoren künstlich zu vereisen, damit das Grundwasser nicht mehr hindurchdringen kann. Kühlstäbe sollen in den Grund versenkt werden, wodurch quasi ein künstlicher Permafrost-Wall entstehen würde, der das Wasser abhalten soll. Das Ganze ist ein gigantisches Unternehmen, denn der Frost-Ring würde einen Umfang von 1,4 Kilometer haben müssen. Noch nirgendwo auf der Erde ist diese (Bergbau-) Methode in diesem Masstab angewendet worden.  Möglicherweise ist dieser Ring aus Permafrost aber gar nicht wirksam, wenn das Wasser nicht nur von der Seite, sondern auch von unten hochdrückt.

Nimmt man alles zusammen, dann wird immer deutlicher, dass der Betreiber Tepco - und die japanische Regierung - dem Wassersproblem nicht gewachsen ist. Dieses Thema wird die Öffentlichkeit über die Medien noch viele Jahre beunruhigen.

Mittwoch, 27. November 2013

Karrierebeschleuniger MBA?

Es gibt Menschen, die möchten sich mit ihrem, von den Eltern tradierten Namen, nicht zufrieden geben. Betrachten wir den Zeitgenossen Franz Meier, an dessen Namen eigentlich nichts auszusetzen ist. Trotzdem nimmt er ein 5- bis 8-jähriges Studium der Volkswirtschaft auf sich, um unter Dr. Franz Meier, bzw. noch ausführlicher unter Dr. rer. pol. Franz Meier firmieren zu dürfen. Aber damit nicht genug: neulich überreichte er mir mit erkennbarem Stolz seine neue Visitenkarte, auf der zu lesen stand: Dr. rer. pol. Franz Meier, MBA. Donnerwetter, jetzt ist der Franz, welcher im Gymnasium kaum auffiel, vorne und hinten mit akademischen Titeln eingemauert.


Teures Zusatzstudium

Es ist keine Bildungslücke, wenn man den Titel "MBA" noch nicht so richtig verorten kann. Bis vor kurzem war er in Deutschland weitgehend unbekannt - ganz im Gegensatz zu den USA, wo er bereits seit mehr als hundert Jahren verliehen wird, allerdings meist anstatt des Doktortitels. MBA heisst in Langschrift Master of Business Administration und ist eine Art Diplom in den Wirtschaftswissenschaften. Der MBA-Lehrplan umfasst alle relevanten Managementfunktionen, wie Mikro- und Makroökonomie, Finanzwirtschaft, Rechnungswesen, Marketing, Produktion, Logistik und Personalwesen. Da fragt man sich doch, was das MBA-Programm von einem gewöhnlichen Betriebs- oder Volkswirtschaftsstudium unterscheidet, das die gleichen Kerndisziplinen hat? Nun, das MBA ist ein Zusatzstudium, bei dem die Studenten auf Internationalität eingeschworen werden, Netzwerke aufbauen sollen und mit Fallstudien arbeiten.


Es geht voran

Das Studium dauert in Deutschland meist nur ein Jahr, in den USA sind zwei Jahre zu veranschlagen. Zuvor muss der MBA-Bewerber mindestens zwei bis drei Jahre in seinem Beruf gearbeitet haben. Ein strikter Auswahlprozess geht dem Studium voraus. Und es ist nicht billig. Eine MBA-Ausbildung an einer deutschen Top-Business School kostet mittlerweile mehrere 10.000 Euro. So muss man für den Mannheim Executive MBA beispielsweise knapp 50.000 Euro berappen, für den WHU Executive MBA (an der Otto Beisheim  School of Management) sogar 75.000 Euro. An amerikanischen Business Schools, z. B. in Harvard, kann es noch teurer werden.


Durchhaltevermögen gefragt

Mit dem MBA können sich auch Geisteswissenschaftler, Juristen oder Ingenieure betriebswirtschaftliche Expertise aneignen. Mehrere hundert Studienangebote wetteifern in Deutschland und es ist nicht leicht, sich auf diesem Markt zurecht zu finden. Es gibt Präsenzprogramme in Vollzeit und in Teilzeit, sogar Fernstudienlehrgänge in Online werden angeboten. Oftmals wird neben dem Beruf studiert, die dadurch entstehende Doppelbelastung ist nicht trivial. Von allen Schulen werden hervorragende Englischkenntnisse verlangt. Im Ranking der britischen Zeitung Financial Times liegen die angloamerikanischen und asiatischen Schulen vorn. Nur wenige deutsche findet man unter den ersten 50, so beispielsweise die Mannheim Business School.

Warum tun sich die Studenten dieses teure und zeitaufwendige Zusatzstudium an? Nun, die Schulen ködern sie alle mit den gleichen Versprechen: Karrierebeschleuniger, Türöffner, Aufstiegsgarantie, Gehaltszuwachs, Laufbahnsprung etc. etc.

Vielleicht auch nur ein Mythos.

Sonntag, 24. November 2013

Die INKA-Austellung in Stuttgart

Wer in diesen Tagen in der Stadt Stuttgart zu tun hat, der möge sich zwei oder drei Stunden Freizeit gönnen zum Besuch der dortigen INKA-Ausstellung im Lindenmuseum. Das Staatliche Museum für Völkerkunde bietet einen umfassenden Blick auf den ehemaligen Staat der Inka, einem südamerikanischen Imperium der Superlative. Es ist die grösste Ausstellung zu diesem Thema, die je in Europa arrangiert worden ist; sie wird noch über die kommenden Feiertage bis zum 16. März 2014 geöffnet sein.

Die Inka, ihr Leben und ihre Kultur haben seit jeher Rätsel aufgegeben und uns zugleich in ihren Bann gezogen. Dieses Volk kannte keine Schrift, kein Geld, kein Eisen, keine Pferde - nicht einmal das Rad. Und doch gründete es das grösste Reich der damaligen Zeit, welches sich - vergleichsweise - über eine Entfernung vom Nordkap nach Sizilien erstreckte. Es war perfekt organisiert und trotzdem gelang es dem spanischen Eindringling Francisco Pizarro mit wenigen Gefolgsleuten dieses Imperium in kurzer Zeit zu Fall zu bringen und nahezu auszulöschen. Ein Rätsel noch bis zum heutigen Tag!


Ein Imperium in den Anden

Geografisch gesehen, erstreckte sich das Reich der Inka über 5.000 Kilometer vom (heutigen) Kolumbien bis zum südlichen Chile. Es bestand im 15. und 16. Jahrhundert nach Christus aus etwa 200 ethnischen Gruppen, die in dem gebirgigen Land der Anden unter grössten klimatischen Gegensätzen zusammenlebten. Der politische Mittelpunkt des Reichs war das heutige Peru mit dem Titicacasee, welcher zu allen Zeiten eine wichtige Trinkwasserreserve bildete. Die Herkunft der Führungsschicht - die ebenfalls als Inka bezeichnet wurden - liegt weitgehend im mythischen Dunkel. Etwa um 1250 n. Chr. sollen sie die Herrschaft angetreten haben, aber nur die sechs letzten Inka-Führer von 1438 - 1633) sind namentlich bekannt. Der wichtigste König der Inka, Pachacutec (1438 - 1471), ist in der Ausstellung als Mumie in Fiberglass zu sehen.



Goldmaske eines Inka-Adeligen

Regiert wurde das Andenreich mit seinen 6 Millionen Bewohnern von der Stadt Cuzco aus, die im Mittelpunkt des langgestreckten Staatsgebiets auf 3.400 Meter Höhe liegt. Zur Zeit seiner Hochblüte bestand Cuzco aus gitterförmig angeorneten Gebäudekomplexen, die durch dicke Mauern mit einer Höhe von bis zu fünf Meter von der Aussenwelt abgetrennt waren. Diese Stadt war das Zentrum der Verwaltung und der Geistlichkeit sowie der Schnittpunkt aller Strassen im Reich. Vieles von der alten Inka-Architektur hat überlebt, deshalb wurde Cuzco 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Erst vier Jahrhunderte nach dem Einfall der Spanier wurde das Felsennest Machu Picchu von den US-Amerikaner Hiram Bingham entdeckt. Aufgrund von Radiokarbondatierungen weiss man, dass die Anlage um 1450 n. Chr. von dem genannten König Pachacutec erbaut wurde, um für sich und seine Edelsippe eine Vergnügungsareal zu schaffen. Die Ausgräber legten u. a. ein königliches Bad frei, eine Brauerei für Maisbier sowie ein Sternenobservatorium. Aus konservatorischen Gründen dürfen heute pro Tag maximal 2.500 Touristen diese Stätten besuchen.


Knotenschnüre zur Information

Die Inka benutzten keine Schrift im herkömmlichen Sinne, sondern entwickelten den qiupu, eine Knotenschnur. Ein qiupu besteht aus einer dicken Hauptschnur, an der dünnere Nebenschnüre hängen. Die verschiedenen Knotenarten stehen für unterschiedliche Zahleninformationen. Weitere Hinweis ergeben sich aus Dicke, Farbe, Material, Drehung etc. der herabhängenden Schnüre. Diese "Schrift" ist bis heute erst teilweise verstanden; viele Wissenschaftler beschäftigen sich noch damit. Die Verwalter des Inka-Reichs konnten ihre Berechnungen und Zuweisungen nur mit Hilfe der Knotenschnüre festhalten. Daneben gab es Stafettenläufer zur Übermittlung von Botschaften. Barfuss rannten sie los, mit Schneckenhörnern kündigten sie der nächsten Raststelle und dem nächsten Läufer ihre Ankunft an. So gelang es, Depeschen an einem Tag bis zu 400 Kilometer zu befördern.

Zusammengehalten und regiert wurde das Inka-reich durch eine ausgeklügelte Planwirtschaft. Das ganze Land war in tributpflichtige Einheiten aufgeteilt. Anstelle des Zehnten verlangten die Inka-Herrscher Arbeitsleistung als Tribut. Alle Bürger mussten für den Sohn der Sonne harte Fron leisten. Sie errichteten Wasserleitungen, bauten Tempel und beschäftigten sich mit Ackerbau der Zucht der Lama und Alpaka. Jeder noch so steile Hang wurde terrassiert und mit Bohnen, Tomaten und Avocados bepflanzt. Die Gartenbauern züchteten nicht weniger als 240 verschiedene Sorten von Kartoffeln. Das Land war von einem 40.000 Kilometer langen  Strassennetz durchzogen. Störende Felswände wurden durch Tunnels durchbrochen, Schluchten mit Hängebrücken überwunden.

Die Inka waren kein sonderlich friedfertiges Volk. Jeder neu antretende König musste das Land durch eigene Eroberungen erweitern. Kriegsdienst war wie andere Arbeitspflichten als "Steuer" für das Reich zu entrichten. Planten die Inka eine Eroberung, so forderten sie die Bewohner dieser Länder durch Botschafter auf, sich friedlich zu ergeben. Das gelang in vielen Fällen. Kam es zum Krieg, dann marschierten die Inka mit einem möglichst grossen Heer in das gegnerische Territorium ein und versuchten eine Entscheidungsschlacht zu erzwingen. Zuerst kamen die Steinschleudern zum Einsatz, dann suchte man den Nahkampf mit Palmschwertern. Siegten die Inka in der Schlacht - was häufig der Fall war - dann konnten die Gegner auf Milde hoffen, wenn sie sich schnell ergaben. Dabei verloren die Herrscher nie ihr Ziel aus den Augen: die Gewinnung neuer, produktiver Untertanen.


Die Spanische Eroberung

Im Jahr 1492 landete Christoph Kolumbus in Amerika. Ursprünglich wollte Spanien in der Neuen Welt friedliche Handelsniederlassungen gründen. Aus Geldmangel gab die spanische Krone aber bald die Eroberung Amerikas für "private Investoren" frei. Das Königshaus beanspruchte nur das eroberte Land für sich, sowie 20 Prozent der erbeuteten Edelmetalle. Bald war der amerikanische Kontinent von gierigen Desperados überschwemmt, die auf Schiffen angesegelt kamen.

Einer von ihnen war Francisco Pizarro, ein mutiger und willensstarker Mann. Er stammte aus der ärmlichen Extremadura in Westspanien und war Analphabet. Als Kind musste er Schweine hüten. Nach zwei vorsichtigen Erkundungsreisen, die er von Panama aus antrat, bracht ihn die dritte Reise im Jahr 1531 auf drei Schiffen vor die Küste Ecuadors. Dort ging er an Land und zog mit 180 schwerbewaffneten Spiessgesellen und 27 Pferden in Richtung Süden. In zwei Jahr hatte er das Land der Inka erobert! Wie war das möglich? Es erscheint fast so absurd, als würde der Kleinstaat Liechtenstein die USA angreifen und okkupieren.


Der Eroberer Francisco Pizarro

Nun, der Vergleich hinkt. Militärtechnisch lagen die Spanier weit vorn. Sie besassen Vorderladergewehre, Kanonen und Pferde, währen die Inka noch halb in der Steinzeit steckten mit ihren Steinschleudern und Schwertern aus gehärtetem Palmholz. Ausserdem fanden die spanischen Konquistatoren auf ihrem Marsch in den Süden viele indigene Verbündete wegen der inneren Zerrissenheit des Reiches. Ausschlaggebend war schliesslich, dass es Pizarro in einem kühnen Handstreich gelang, den König Atahualpa zu fangen und ein Jahr festzusetzen. Dadurch konnte er 6.000 Kilogramm Gold erpressen und 11.000 Kilogramm Silber, das aus den Tempeln stammte. Die Spanier schmolzen diese Edelmetalle umgehend ein, weswegen es heute kaum noch lithurgische Objekte aus der Zeit der Inka gibt. Inzwischen brachen bei der Inka-Bevölkerung Epidemien durch eingeschleppte Krankheiten, wie Pocken, aus, welche die Einheimischen um fast 90 Prozent dezimierten. Pizarro brach übrigens nach Erhalt des Tempelgoldes sein ursprüngliches Versprechen auf Freilassung des Königs. Stattdessen liess er Atahualpa durch die Garotte ersticken.

 In der nachfolgenden Kolonialzeit blieb Francisco Pizarro hochgeehrt. Heute rückt das politische Peru von ihm ab, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass das gewaltige Reiterstandbild des Eroberers vom Regierungspalast in einen abseitigen Park verbannt wurde. Der Schädel von Pizarro liegt demgegenüber immer noch aufgebahrt in der Kathedrale der Hauptstadt Lima.

Die katholische Kirche steht immer noch unverbrüchlich zu ihrem furor domini.

Sonntag, 17. November 2013

Wer hat Angst vor Google Glass?

...vermutlich viele Menschen, wenn die Computerbrille erst einmal auf dem Markt ist. Google Glass ist eine Art Smartphone - aber fürs Gesicht zum Aufsetzen als Brille. Man kann damit fotografieren, filmen, telefonieren, navigieren und im Internet surfen. Aber im Unterschied zum Handy zeigt das Gerät die Informationen direkt im Blickfeld des Brillenträgers an. Droht uns mit der allgegenwärtigen Kamerabrille die Totalüberwachung des Alltags? Wird der naturbelassene Mensch ohne permanenten Datenanschluss zum Auslaufmodell?


Die Technologie ist bereits vorhanden

Google Glass ist keine Chimäre. Die Technik für diese Datenbrille gibt es bereits, die ersten Prototypen werden seit einem halben Jahr getestet. Die Markteinführung von Google Glass ist für das Frühjahr 2014 geplant.

Google Glass ist ein winziger tragbarer Computer, bestehend aus einer Recheneinheit (CPU), einem Arbeitsspeicher (RAM), einer nach vorne gerichteten Digitalkamera, einem Mikrofon, einem Knochenleitungs-Lautsprecher und weiteren Minikomponenten. Die Rechenleistung soll der eines Smartphones entsprechen, die Videotelefonie erledigt eine 5-Megapixel-Kamera. Diese Komponenten können auf jeder Art von Brille leicht befestigt werden. Der Minicomputer blendet die Informationen in das Sichtfeld des Trägers ein. Sie können kombiniert werden mit den Bildern der integrierten Digitalkamera. Dazu werden Daten unmittelbar aus dem Internet bezogen und anschliessend wieder ins Internet hochgeladen.


Die Datenbrille Google Glass

Die Bedienung der Brille geschieht durch eine leichte Kopfbewegung oder durch Sprechbefehle oder durch ein integriertes Touchpad. Die nötigen Bewegungen sind unauffällig und für Umstehende nicht erkennbar. Es ist sogar möglich, Photos per Augenzwinkern zu schiessen. Die Gesichtserkennung der Umstehenden soll nach Konzernangaben ausgeschlossen werden. Allerdings wurde bereits im Mai 2013 die erste Applikation zur Gesichtserkennung von Programmierern als möglich erachtet. Und Mark Zuckerberg von Facebook hat schon angekündigt, dass er eine Forschergruppe aufstellen wird, die solche Apps für Google Glass entwickeln wird.


Schöne neue Datenwelt

Das Projekt Google Glass stösst bereits vor der Markteinführung auf heftige Kritik der Datenschützer. Sie wehren sich gegen die Brille, weil sie in der Lage ist, unauffällig die Umgebung des Trägers auszuspähen und die Aufzeichnungen sofort auf konzerneigene Google-Server zu übertragen. Die Kombination der technischen Möglichkeiten des Geräts mit der Marktmacht der "Datenkrake" Google löst weltweit Bedenken aus. Das verdeckte Aufzeichnen von Bildern und Tönen im öffentlichen Raum und die automatische Übermittlung an die Speicher des Konzerns in den USA verstösst nach Ansicht vieler Experten gegen das Recht der informationellen Selbstbestimmung. Jeder Träger der Datenbrille übermittelt zudem seinen Standort über GPS und erlaubt so das Erstellen von Bewegungsprofilen. "Weder Orwell noch Hitchcock hätten sich in ihren fürchterlichsten Albträumen Google Glass ausdenken können", tönt es aus Richtung der Datenschützer.

Bedenkt man, dass es jetzt schon in den Grosstädten Hunderte von Überwachungskameras gibt, so könnten es in der Zukunft Hundertausende (zweibeinige) Ü-Kameras sein, die in die Gesichter der Menschen hineinfotografieren und diese Daten sofort online in die USA senden, wo sie möglicherweise - wie zur Zeit diskutiert wird - von NSA und PRISM bereits erwartet werden. Der Grundsatz vom "Recht auf das eigene Bild" ist damit obsolet geworden. Auch der Wirtschaftsspionage ist so Tür und Tor geöffnet.

Aber es droht noch Schlimmeres. Vor geraumer Zeit hat Google ein Patent erworben, das die Erfassung und Auswertung von Hintergrundgeräuschen ermöglicht. Damit erhält man einen "akustischen Fingerabdruck", aus dem entnommen werden kann, welche Personen sich in der Umgebung des Brillenträgers befunden haben. Kein Wunder, dass Russland den Kauf und die Nutzung von Google Glass verbieten will, da die Geräte nach russischer Auffassung zur "Spionagetechnologie" gehören. In den USA ist man da noch liberaler - nicht aber in Las Vegas.

Als eines der ersten Spielcasinos verbietet "Caesars Palace" das Tragen der Datenbrille Google Glass.

Sonntag, 10. November 2013

Die deutschen EVU mächtig unter Druck

Während die Politiker der Union und der SPD in Berlin Koalitionsverhandlungen führen, positionieren sich die Chefs der beiden grössten Energieversorgungsunternehmen (EVU) in den Medien zum Thema Energiewende. Johannes Teyssen von der Eon und Peter Terium von den RWE sind tief besorgt über die Auswirkungen des Atomausstiegs und die missglückte Energiewende. Unisono beklagen beide Vorstandsvorsitzende die schlimmen Folgewirkungen für ihre Konzerne: den Verlust des Börsenwerts, den Rückgang der Rendite und den Zwang zu heftigen Personalreduktionen. Im Folgenden werden die Argumente von Teyssen und Terium zusammengestellt. Man hat den Eindruck: die Hütte brennt!


Johannes Teyssen, Eon

Die öffentliche Unterstützung der sogenannten Energiewende geht bis tief in die Gesellschaft hinein. Viele Menschen nutzen die höchst lukrativen Anlagemöglichkeiten im Solar- und Windbereich. Das hat zur Folge, dass seit über zwei Jahren der reine Strompreis zurückgeht und die Gewinne schrumpfen. Der Preisanstieg für die Kunden resultiert aus Faktoren, welche die EVU nicht zu verantworten haben. Den grössten Teil des Endkundenpreises reichen sie lediglich an den Staat und die Netzbetreiber durch. Ausserdem absentieren sich die Kunden aus der energieintensiven Industrie, z. B. nach Amerika, wo der Strom nur die Hälfte und Gas sogar nur ein Drittel des hiesigen Niveaus kostet.



Johannes Teyssen (54),
seit drei Jahren Chef der Eon

Darüberhinaus fliehen immer mehr Kunden aus dem teuren öffentlichen System der Energieversorgung und -verteilung und produzieren ihren Strom für sich selbst. Man kann dies vergleichen mit der Schwarzbrennerei beim Alkohol. Sie machen das mit Photovoltaikanlagen, Windrädern oder kleineren Blockheizkraftwerken und geben den erzeugten Strom nur noch gelegentlich an das öffentliche Netz ab. Damit entgehen sie den Abgaben und Umlagen, die zur Finanzierung der Energiewende aber notwendig sind. In der Konsequenz bleiben immer weniger Akteure übrig, die für den Atomausstieg zahlen müssen. Die Politik hat diese Nebenwirkung ihrer Entscheidung nicht bedacht.

Die ganz normale Stromproduktion wird in diesem System nicht mehr honoriert. Kohlekraftwerke, hochmoderne Gaskraftwerke und selbst die Wasserkraft verdienen in Deutschland kein Geld mehr. Immer mehr dieser Kraftwerke müssen abgeschaltet werden, da sie unrentabel geworden sind. Aber wenn die Sonne nicht scheint und wenn kein Wind weht, sind sie notwendig - verdienen dann aber allenfalls ihre Kapitalkosten. Inzwischen wird 25 Prozent erneuerbare Energie erzeugt, wofür aber ein horrender Preis zu bezahlen ist; die übrigen 75 Prozent werden sträflich vernachlässigt. Der Bürger zahlt heute 140 Euro für den reinen Strom, aber 220 Euro für die Ökoumlagen. Da stimmt etwas nicht!

Auch der vielbeschworene "Blackout" ist nicht mehr fern. Dieses Jahr hatte Eon mehr als tausend Anweisungen des Netzregulators, Kraftwerke entgegen dem Markt rauf- oder runterzufahren, damit das Stromnetz stabil bleibt. Vor einigen Jahren waren das nicht einmal zehn. Das ganze Netz "vibriert", trotzdem entstehen weiterhin rücksichtslos Photovoltaikanlagen, für die es keine Stromleitungen gibt. Die Betreiber werden finanziell aber trotzdem entgolten.

In Zukunft sollte der Betreiber eines grossen Windparks nicht mehr sagen dürfen: "Ich weiss nicht wann ich Strom liefere und ob ich überhaupt liefere". Er muss im Gegenteil verpflichtet werden, Menge und Zeitpunkt der Stromlieferung zu garantieren. Das kann er, wenn er vertraglich ein Kraftwerk an sich bindet, welches einspringt, falls der Wind nicht weht. Auch die Preisgarantie muss entfallen. Wo bekommt man in einer Marktwirtschaft schon garantierte Preise? Und neue Erzeugungskapazitäten dürfen dort nicht entstehen, wo die Leitungen fehlen. Wenn das aber doch geschieht, dann hat der Investor das Risiko zu tragen. In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird der Strompreis sicherlich weiter ansteigen. Denn die Zahlungsverpflichtungen aus dem Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) reichen bekanntlich 20 Jahre in die Zukunft und belaufen sich auf jährlich 20 Milliarden Euro.


Peter Terium, RWE

Die deutschen EVU stecken in ihrer grössten Branchenkrise überhaupt. Bei RWE haben sich der Börsenwert und die Gewinne halbiert; im Kraftwerksbereich müssen vermutlich 2.500 Stellen abgebaut werden. Das hängt mit Ereignissen zusammen, die nicht erwartet werden konnten. Zuerst kam die Brennelementesteuer, dann die Katastrophe von Fukushima und schliesslich die Laufzeitverkürzung der Atomkraftwerke. Der Zuwachs an Solarenergieanlagen übertrifft alle Erwartungen und drängt die fossilen Kraftwerke immer mehr aus dem Markt. Auch die Politik wurde von diesen Ereignissen überrollt.


Peter Terium  (50), Holländer,
Vorstandsvorsitzender der RWE

RWE hat in den letzten Jahren 12 Milliarden Euro in neue Kraftwerke investiert und sich dafür hoch verschuldet. (Die meisten Investitionsentscheidungen lagen noch vor der Finanzkrise). Aber diese Kraftwerke stehen häufig still; 30 bis 40 Prozent der Anlagen schreiben Verluste und die Erträge reichen nicht aus um die Schulden zu bedienen. Eine gefährliche Situation für den Konzern! Bis zum Jahr 2016 müssen deshalb 3.100 MW ganz oder teilweise vom Netz genommen werden. Weitere 10.000 MW in Europa stehen unter kritischer Beobachtung. Davon unabhängig ist der Kernenergieausstieg, wofür allein bei RWE bis zum Jahr 2022 nochmals fast 4.000 MW abgeschaltet werden müssen. Wenn das wirtschaftliche Wachstum nach Europa zurückkehrt, dann werden diese Kraftwerke fehlen.

RWE hat 33 Milliarden Schulden und muss deshalb an allen Stellschrauben drehen. In der Erzeugungssparte, RWE Generation, soll mehr als die bereits avisierte halbe Milliarde pro Jahr gespart werden. Auch im Vertriebsgeschäft wird es Veränderungen geben, indem das europäische Geschäft stärker ausgebaut wird. Ausserdem wird sich RWE durch Verkäufe und durch Outsourcing verkleinern und zukünftig mit weniger Mitarbeiter auskommen.

RWE wird dezentraler und dienstleistungsorientierter werden. Ein Beispiel: Fünf Millionen Deutsche produzieren heute ihren Strom schon selbst. RWE kann den Zugang zum Grosshandelsmarkt herstellen und diesen Strom besser vermarkten. Damit könnte Dörfern, die sich mit Ökostrom versorgen wollen, Kraftwerke für Flautezeiten bereitgestellt werden. RWE könnte auch das Energiemanagement übernehmen.

Der Konzern wird am Braunkohle-Tagebau Garzweiler II festhalten, auch wenn mit Garzweiler und Hambach zwei grosse Braunkohlegebiete nebeneinander liegen. Schon aus volkswirtschaftlicher Sicht darf Braunkohle als einer der wenigen heimischen Energieträger nicht ausser Acht gelassen werden. Von der Politik wird erwartet, dass sie ein Strommarktmodell entwickelt und die Kraftwerke unterstützt, wenn sie bereitstehen, falls es weder Sonne noch Wind gibt. Das gilt vor allem für Kraftwerke, die mit Steinkohle und Gas befeuert werden.

Die Bundesregierung sollte ebenso die Förderung des Ökostroms reformieren. Geboten ist die Weiterentwicklung des Strommarktes - die Feuerwehr wird schliesslich auch für ihre Einsatzbereitschaft bezahlt und nicht nur für das Löschwasser. In ganz Europa wird es in den nächsten Jahren eine neue Phase von Übernahmen und Zusammmenschlüssen geben. Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Energieindustrie immer noch sehr zersplittert. Diese betriebswirtschaftliche Wahrheit ist nicht zu übersehen.


Durchwachsener Ausblick

Bei den gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD zeigt sich noch kein Ausweg aus der verfahrenen Energiesituation. Selbst innerhalb der Sozialdemokraten gibt es diametrale Meinungsunterschiede. So fordert der baden-württembergische Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid bei der Stromerzeugung weitgehendst auf Kohlekraftwerke zu verzichten. "Wir brauchen eine CO2-arme und klimaschonende Erneuerung des Kraftwerkparks" ist sein Petitum. Demgegenüber setzt sich Hannelore Kraft, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, für die Nutzung der Braunkohle ein. "Das Ende der Kohleverstromung würde die ganze Region zurückwerfen", sagt Frau Kraft.

Verglichen mit der Sozial- oder Gesundheitspolitik ist die Energiepolitik ein undankbares Themenfeld. Dort kann man innerhalb einer Legislaturperiode sichtbare Erfolge erzielen; bei der Energiewende sind schnelle Fortschritte nicht möglich. Der Umbau der deutschen Stromversorgung wird wohl ein halbes Jahrhundert dauern. Wer immer in der neuen Koalition Energie- oder Umweltminister werden wird, er wird rasche Erfolge in den nächsten vier Jahren nicht herbeizaubern können.

Sonntag, 3. November 2013

In der Wolke

Die gegenwärtige Diskussion um die Sicherheit des Internets bis hin zum Abhören des Mobiltelefons der Bundeskanzlerin beherrscht alle Nachrichtenkanäle. Davon tangiert ist auch das sogenannte "Cloud-Computing", eine schnell wachsende Branche in der Internet-Technologie (IT). Die Idee dabei ist, dass IT-Ressourcen über das Internet oder das Intranet ("die Cloud") bereitgestellt und nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet werden. Wegen der (vermuteten) Kosteneffizienz sind besonders die Mittelständler an dieser Technologie interessiert.


Zur Geschichte der "Cloud"

Der Begriff Cloud Computing wurde massgeblich durch einige grosse Internetfirmen wie Amazon, Google und Yahooo geprägt. Diese Unternehmen standen aufgrund ihres schnellen Wachstums vor dem Problem, ständig Rechnersysteme vorhalten zu müssen, um für Spitzenzeiten ausreichend gerüstet zu sein. Bei Amazon war diese Spitzenlast im Jahr 2006 um den Faktor 10 höher als die Grundlast des Tagesgeschäfts. Um diesem Kostenproblem zu begegnen, entschied man sich, daraus ein Produkt zu machen. Software, Betriebssysteme, Rechner- und Speicherkapazität (Server) sowie die Netze wurden im Internet bereitgestellt und international den potentiellen Kunden angeboten. Diese konnten dann mit Rechner oder Smartphone auf diese Infrastruktur  ("die Wolke")  zugreifen um damit ihre Probleme zu lösen.

Infrastruktur in den Wolken 
 
 
Die Vorteile klingen überzeugend: die IT-Kosten werden gesenkt, eigene Grossrechner und Server werden überflüssig, ebenso wie teure Büro-Software und gigantische Datenbestände auf Festplatten. In einem Rechenzentrum liessen sich, nach Abschätzungen der Firma IBM, bis zu 80 Prozent der Fläche und 60 Prozent der Stromkosten durch das Cloud-Computing einsparen. Motto: "Warum eine Kuh kaufen, wenn man nur ein Glas Milch braucht". Man konnte die IT-Ausgaben endlich exakt nach den eigenen Anforderungen dosieren. Die Vorteile ergeben sich insbesondere bei stark schwankender Rechenleistung, wie sie beispielsweise in Logistikunternehmen anfallen. Aber auch renommierte Grossfirmen kündigten an, tausende von Personalcomputer-Arbeitsplätze in eine (gesicherte) Private Cloud zu verlagern, um Kosten zu sparen.

Demgegenüber kann eine Public Cloud von beliebigen Personen und Unternehmen genutzt werden. Bekannt ist das Karten-Tool Google Maps, mit dem sich Reiserouten berechnen lassen. Diese aufwendigen Rechenoperationen im Kontakt mit Satelliten laufen auf  den riesigen Server-Parks der Firma Google ab. Sämtliche Arbeiten erledigt eine fremde Hardware, die Berechnungen geschehen in der Wolke.  Die grössten Player im Markt sind die Technologiekonzerne Amazon, Google, Microsoft und Yahoo. Sie stellen die immensen Kapazitäten von Millionen von Netzwerkrechnern auch externen Nutzern - gegen Bezahlung - zur Verfügung.


Die Risiken machen Angst

Doch angesichts der gegenwärtigen Diskussionen um die gigantischen Datenspeicher in den USA beschleicht manches deutsche Unternehmen die "Höhenangst" beim Cloud-Computing. Sie fürchten bei der Auslagerung ihrer sensiblen Daten den damit einhergehenden Kontrollverlust. Mangelnde Datensicherheit und fehlende Garantien führen zu einem Vertrauensverlust bei dieser ansonsten vorteilhaften Technologie. Die Skepsis im Hinblick auf die Prozesskontrolle überwiegt bei vielen Nutzern.

Denn im Internet ist wenig geheim, die Garantien für Sicherheitsmassnahmen fallen zumeist "wolkig" aus. Haftung und Gewährleistung sowie der Schutz von Urheber- und Patentrechten bei Forschungsergebnissen sind noch nicht befriedigend gelöst. Jedes Unternehmen muss wissen: Wer seine Daten an Dritte auslagert, unterwirft sich deren Geschäftsbedingungen - und auch den Rechtsgrundlagen des jeweiligen Landes, in dem der Service-Anbieter seinen Sitz hat. Also im Regelfall der USA. Im Grunde geht es darum, dass man seine eigene, sensible Daten einem Dritten anvertraut und ihm die Rechenarbeit überlässt. Das Ganze könnte man treffend auch als "Careless Computing" bezeichnen.

Hinzu kommt, dass diese Daten auch für die US-Regierung per Gesetz viel leichter zugänglich sind, als die auf Computern gespeicherte Dokumente, wofür zur Ausspähung eine richterliche Anordnung vorliegen muss. Der strengere deutsche Datenschutz verliert in den globalen Wolken seine Wirkung.
Und, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg kein grosser Freund von Privatsphäre ist, sollte jeder wissen.

Beim Cloud-Computing hat man technisches Neuland betreten - mit dem Risiko, dass die Technik schneller voranschreitet als das Recht und die Juristen.

Impressum

Angaben gemäß § 5 TMG:

Dr. Willy Marth
Im Eichbäumle 19
76139 Karlsruhe

Telefon: +49 (0) 721 683234

E-Mail: willy.marth -at- t-online.de