Freitag, 20. September 2013

KIT - Keine Vertragsverlängerung für Dr. Fritz

Noch ist es nicht offiziell verkündet, aber längst pfeifen es die Spatzen vom Dach: der Vizepräsident des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Dr. Peter Fritz, erhält keine Vertragsverlängerung sondern wird zum 1. Oktober 2013 seinen Posten verlassen. Der Aufsichtsrat des KIT hat in seiner letzten Sitzung im Juli d. J. beschlossen, das Ressort "Forschung und Innovation" vorläufig nicht zu besetzen, nachdem es vorher monatelang ausgeschrieben war und  Fritz sich um diesen Präsidialbereich bewarb, den er seit Jahren inne hatte.



Dr. Peter Fritz

Im ehemaligen Kernforschungszentrum (jetzt: KIT Campus Nord) wird heftig darüber spekuliert, was Fritz seinen Job als Vizepräsident des KIT gekostet haben mag. Sicherlich passte er als ausgewiesener Kerntechniker, langjähriger Vorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft und Vizepräsident des Deutschen Atomforums nicht mehr in das personelle Portfolio der rot-grünen Landesregierung. Hinzu kommt, dass es Fritz nicht gelang, sich im KIT-Uni-Bereich zu profilieren, sondern, dass ihm dort eher der Ruf eines Kerntechnikers der alten Schule anhaftete.

Mehr als eine Ungeschicklichkeit war es, dass Dr. Fritz im letzten Jahr (auf Anregung der IHK) im KIT eine 200-Seiten-Studie anfertigen liess, worin der Energieausstieg sehr negativ bewertet wurde. Als der grüne Landesminister Franz Untersteller davon erfuhr, war er stocksauer und verstieg sich zu dem Satz: Das Orakel von Delphi ist im Vergleich zu diesem Papier eine hochseriöse Veranstaltung.
Für das KIT war die Verstimmung des Ministers durchaus ernst zu nehmen, ist Untersteller doch für die Genehmigungen zuständig und (mittelbar) auch für die Finanzierung dieser Grossorganisation.

Ein weiterer Grund für die Entlassung von Fritz mag darin zu sehen sein, dass die KIT-Aufsichtsräte ihre Enttäuschung über den Verlust des Elite-Titels im Sommer letzten Jahres noch nicht verwunden haben. Nachdem der clevere damalige KIT-Chef Horst Hippler vor der Bestrafung noch rechtzeitig den Absprung zur Hochschulrektorenkonferenz schaffte, wurde nun Fritz als Leiter für Forschung und Innovation (mit Umbach) sanktioniert, weil er an dem Desaster wohl nicht ganz schuldlos sein konnte.

Peter Fritz ist 61 Jahre alt, sechs weitere Jahre bei KIT hätten ihn zum offiziellen Rentenalter gebracht, das einstmals von Franz Müntefering mit 67 dekretiert wurde. Ob wir Dr. Fritz nochmals in einer vergleichbaren Linienfunktion (etwa bei AREVA) sehen werden? Wer weiss es.

Sicherlich wird er nicht der Sozialhilfe zur Last fallen.

1 Kommentar:

  1. Der Umgang mit Dr. Fritz erinnert an die Antike: Der Überbringer der schlechten Botschaft wird bestraft. Dies bezieht sich auf die IHK-Studie. Und weiter: Welchem politischen Druck ist ein Vorstand des KIT ausgesetzt? Muss er in den Fragen der Energiepolitik die Vorgaben der Politik nachbeten, oder sollte er nicht, nach sorgfältiger Abwägung mit seinen Fachleuten, die kritischen Punkte herausarbeiten? Wie weit gilt auch für ihn die Freiheit von Forschung und Lehre? Die Politik darf zwar die Felder der Forschung mitbestimmen, aber nicht auf die Ergebnisse Einfluss nehmen. Ich glaube, hier scheitert jemand an den überzogenen Erwartungen der Politik.

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