Samstag, 27. Juli 2013

Durch wieviele Hände ging der Ring der Nibelungen?

Sommerzeit ist Festspielzeit, beispielsweise in Bayreuth. Jeweils von der letzten Juliwoche bis zur letzten Augustwoche werden dort Wagner-Opern en suite gespielt. Tickets sind schwer zu bekommen, die vier Opern des "Ring der Nibelungen" gibt es nur im Paket. Für einen Parterresitz in der 10. Reihe (5 Reihen hinter Merkel!) löhnt man die beträchtliche Geldsumme von rd. 1.000 Euro. Und wenn man die holde Gattin (oder die süsse Freundin) einlädt, dann sind es schon 2.000 Euro. Hinzu kommen noch locker 1.000 Euro an Hotelkosten. Demgegenüber ist allerdings im Restaurant des Festspielhauses ein Brötchen mit zwei schmackhaften fränkischen Bratwürsten schon für 2,50 Euro zu haben und das Pils kostet blosse 3 Euro.

Beträchtlich teurer ist schon wieder das buchförmige Theaterprogramm mit dem Inhalt der verschiedenen Stücke. Hier setzt meine Hilfestellung als Blogger ein. Quasi als Entschädigung dafür, dass meine Leser ein ganzes Jahr lang meine Blogs zu verschiedenen Themen ertragen haben, möchte ich mit diesem Post eine Kurzfassung des "Rings" anbieten. Die etwas verworrene Geschichte des Goldraubs wird verständlich dargestellt und die verschiedenen Gauner, welche sich des daraus geschmiedeten Rings bemächtigt haben, werden namentlich identifiziert. Ich empfehle Ihnen also, liebe Leser, auf das teure Programm der Katharina Wagner zu verzichten und einen print-out meines Kurzblogs in den Theatersaal zu schmuggeln.


Das Rheingold

Die Story beginnt in archaischer Zeit, als der Rhein noch nicht durch die Abwässer der Chemiefirmen Roche, BASF und Hoechst versaut war, sondern das Flussbett sich in purem Gold darbot. Dieser Schatz sollte durch die drei Rheintöchter bewacht werden, die aber ihre Pflichten nur liederlich wahrnahmen. Alberich, dem Anführer des Zwergenreiches, gelang es das Gold zu rauben, sein Bruder Mime schmiedete daraus einen Ring, mit dessen Hilfe man zu unbeschränkter Macht kommen konnte - sofern man der Liebe entsagte.

Alberich war also der erste Besitzer des Nibelungenrings, nennen wir ihn, nach mathematischer Logik, Alberich (1).  Lange konnte er sich daran nicht erfreuen, denn Gottvater Wotan brauchte Geld für seine Burg Walhall und raubte ihm mit brachialer Gewalt den kurz vorher geschmiedeten Ring. Also: Wotan (2). Wotan reichte den Ring, gezwungenermassen, an den monströsen Bauunternehmer Fasolt weiter - Fasolt (3).  Der allerdings, konnte sich nur kurze Zeit daran erfreuen, denn sein ähnlich ungeschlachter Bruder Fafner erschlug ihn, streifte sich den Ring über und entschwand als Fafner (4).


Die Walküre

Nach diesem turbulenten Auftakt liess es Wagner in der zweiten Ringoper, der Walküre, ruhiger angehen. Der Ring spielt darin keine Rolle, wir müssen annehmen, dass er noch am Finger des Brudermörders Fafner steckt. Stattdessen verwöhnt Wagner sein Publikum mit dem Walkürenritt, viel Hojotoho und mit einer drallen Dirn, namens Brünhilde.


Siegfried

In der dritten Oper, dem Siegfried, geht es wieder zur Sache. Wir begegnen erstmals diesem inzestiösen, aber kraftvollen Götterprodukt Siegfried beim Schmieden seines Schwertes Nothung. Er kann es brauchen, denn bald darauf trifft er im dunklen Tann auf einen schröcklichen Drachen, hinter dem sich niemand anders verbirgt als der Baumeisterriese Fafner, den wir schon aus dem Rheingold in schlechter Erinnerung haben. Mittels des ebenfalls geraubten Tarnhelms hat er sich in einen Drachen (beziehungsweise Lindwurm) verwandelt und bewacht nun, quasi als Fafner/Drache (4), das geraubte Gold samt Ring. Wie nicht anders zu erwarten, erschlägt Jungheld Siegfried mit seinem Superschwert Nothung den Drachen, und steckt sich - als Siegfried (5) -  den Ring über, ohne allerdings seine mythologische Bedeutung zu erkennen. Unter ornithologischer Leitung des Waldvogels gelangt Siegfried zum Walkürefelsen, findet dort Brünhilde, wo aber ein Ringaustausch (noch nicht) stattfindet.


Götterdämmerung

Das geschieht im Vorspiel der vierten Ringoper, der Götterdämmerung. Noch während die Nornen am Weltfaden spinnen, und berauscht von der Liebesnacht mit Brünhilde, steckt Siegfried der Walküre den Ring an und verzichtet damit auf dessen Macht. Brünhilde (6) ist nun also Besitzerin des Nibelungenrings und Siegfried begibt sich auf eine längere Rheinfahrt.

Bei der Gibichungenhalle, einem Herrschersitz am Rhein, legt er einen Stopp ein und verliebt sich (dank eines Zaubertranks) in Gutrune, die Schwester des Burgherrn Gunther. Dieser möchte seinerseits Brünhilde heiraten und Siegfried sagt zu, bei diesem Unternehmen zu helfen. Mit dem Tarnhelm verwandelt er sich in Gunther, bezwingt Brünhilde und entreisst ihr den Ring. Siegfried wird dadurch zum zweiten Mal sein Besitzer als Siegfried (7).

Bald darauf fliegt die Chose auf, es kommt zu ernsthaften Zerwürfnissen im Hause der Gibichungen und der düstere Hagen tötet Siegfried mit seinem Speer hinterrücks bei einem Jagdausflug. Auf einem Scheiterhaufen verbrennt sich Brünhilde mit dem toten Siegfried, wobei die Flammen bald auf Gibichungen und sogar die Götterburg Walhall übergreifen. Schliesslich tritt der Rhein aus seinem Bett und überflutet die Reste. Die Rheintöchter tauchen wieder auf, holen sich aus der Asche den Nibelungenring zurück und bringen ihn wieder - als Rheintöchter (8) - zum Grunde des Stroms.

Alle, die den Ring unrechtmässigerweise besassen, sind zu Tode gekommen. Die Herrschaft der Götter ist ebenfalls zu Ende gekommen. Zurück bleiben die Menschen, die sich ein weiteres Mal um die freie und hehre Liebe bemühen können.

Aber, die Zukunft ist offen.











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