Freitag, 5. Oktober 2012

Hippler poltert

Horst Hippler, seines Zeichens Professor für Physikalische Chemie, war noch nie ein Team-Player, stattdessen überraschte er seine Umgebung häufig mit spontanen Alleingängen. Das war auch so im August 2006, als er (noch als Rektor der TU Karlsruhe) den Geschäfsführer Popp vom Forschungszentrum FZK in Leopoldshafen an die Hand nahm und grosspurig verkündete: "Wir wollen heiraten". Von Stund an betrieb er die Fusion von TU und FZK zum "Karlsruher Institut für Technologie" (KIT), ohne sich gross um die Mitwirkung der Gremien in beiden Organisationen zu scheren. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt: es dauerte drei quälende Jahre, bis das KIT statutengerecht gegründet war. Mit dem KIT-Coup gewann man zwar einmal im Exzellenzwettbewerb, allerdings verlor KIT den schönen Titel Elite-Universität schon wieder im Juni 2012. Die Wunden, welcher dieser unerwartete Verlust geschlagen hat, werden noch immer geleckt.

Eine knappe Wahl

Den Verlust des Elitestatus für KIT beklagte Hippler in mehreren Zeitungsinterviews als "völlig überraschend". Das wird in Karlsruhe inzwischen bezweifelt. Stattdessen hält sich standhaft das Gerücht, dass Hippler schon ein Vierteljahr vorher über die Abstufunf des KIT unterrichtet war. Zum "Beweis" wird immer wieder angeführt, dass sich Hippler sonst nicht schon im April 2012 um die Wahl zum Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bemüht hätte.


Professor Horst Hippler

Tatsächlich gewann Hippler die Wahl zum HRK-Präsidenten nur nach einer langen Wackelpartie. Er brauchte zwei Wahlgänge um sich durchzusetzen, wie aus HRK-Kreisen zu erfahren war. Am Ende bekam er 224 von 423 Stimmen, 212 waren für die Wahl zum Präsidenten nötig. Im ersten Wahlgang erhielt Hippler lediglich 188 Stimmen. Sein Gegenkandidat Lothar Zechlin, Rektor der Uni Duisburg Essen konnte sogar die Mehrheit der Rektoren auf seine Seite ziehen, da jedoch die Stimmen entsprechend der Studentenzahl der Hochschulen gewichtet sind, gab das Votum der grossen Unis den Ausschlag. Praktisch alle Fachhochschulen in der HRK-Mitgliederversammlung wollten Hipplers Wahl um jeden Preis verhindern, während die Präsidenten der studentenstarken Exzellenzuniversitäten "ihren Mann" nach vorne pushten. Hippler ist Nachfolger von Margret Wintermantel; seine Präsidentschaft begann am 1. Mai 2012 und wird bis zum 31. August 2015 dauern.

Kein Versöhner

Es dauerte nur wenige Wochen nach seiner Wahl, bis sich Hippler als neuer KRK-Präsident in den Medien zu Wort meldete. Er übte harsche Kritik an den Bologna-Reformen, wobei er die mangelnde Mobilität der Studenten beklagte und dass sie nicht zu "Persönlichkeiten" ausgebildet würden. Innerhalb der HRK sorgten diese Äusserungen für beträchtliche Unruhe; insbesondere die Fachhochschulen fühlten sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Ungerührt legte Hippler nach. Eine Hochschule muss mehr leisten als Ausbildung, nämlich Bildung. Das tut sie mit dem Bachelor nicht. Mit dieser Aussage provozierte er sogar die Bundesbildungsministerin Frau Annette Schavan. Sie konterte scharf und stellte damit Hipplers Autorität als HRK-Präsidenten infrage: Ich bin im übrigen nicht der Meinung, dass die Ansicht von Herrn Hippler die der Hochschulrektoren ist. Peng!

Tatsächlich gibt es Kritik an Hippler von vielen Seiten. Ein Grossteil der Fachhochschulen ist der Überzeugung die Bologna-Reformen in ihren Lehrplänen ganz gut umgesetzt zu haben. Nach zehn Jahren intensivsten Benühens jetzt wieder Grundsatzdebatten darüber zu führen, halten sie für inopportun. Aber auch nicht weinge Universitäten mucken gegen Hippler auf und werfen ihn Alleingänge vor. Der Präsident der Uni Giessen stellte ganz pointiert fest: Die HRK-Spitze kann ja ihre Position neu bestimmen, aber das müsste man vorher mal auf einer Mitgliederversammlung diskutieren. Die nächste Vollversammlung der HRK ist für November 2012 anberaumt; Hippler wird dabei der Wind ins Gesicht blasen. Hinter vorgehaltener Hand äussern sich bereits jetzt viele Hochschulchefs sehr negativ über ihren frischgewählten Präsidenten. Nicht wenige bereuen es schon. ihm überhaupt ihre Stimme gegeben zu haben. Der Bologna-Prozess, sagen sie, sei viel zu wichtig, um auf Kosten der Studienreform ein paar billige Aufmerksamkeitspunkte smmeln zu wollen.

In Karlsruhe, beim KIT, wundern sich die Mitarbeiter derweil über andere Dinge. Nachdem viel spekuliert wurde, wer die vom scheidenden Präsidenten Hippler entstandene Lücke schliessen würde, gab es vor wenigen Wochen einen Anschlag am Schwarzen Brett. Zur Überrsachung aller konnte man darauf lesen, dass der hinterlassene Professor Eberhard Umbach die Geschäfte des KIT allein weiterführen werde.

Da fragt sich doch mancher: gab es etwa gar keine Lücke?

1 Kommentar:

  1. Nun es mag zwar keine Lücke gegeben haben, aber der Hippler hat satt abgesahnt. Der hat da mehr Euros eingesackt als jeder andere.

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