Himmelheber war der Erfinder...
...der Pressspanplatte! Ja, jener Bretter, ohne die heute keine Küche und kein Buchregal mehr denkbar ist. Hätte Max Himmelheber nicht bereits im Jahr 1932 die Spanplatte erfunden, dann wäre später wohl auch nicht die Weltfirma IKEA entstanden und ihr berühmtes Selbstbauregal Billy wäre nicht als Ausstellungsobjekt im New Yorker Museum of Modern Arts gelandet. Himmelheber war damals schon graduierter Elektroingenieur, aber auf die Probleme in der elterlichen Schreinerei noch immer ansprechbar. Dort klagte sein Vater zum wiederholtem Male über die hohen Abfallmengen beim Möbelbau: nur 40 Prozent der gefällten Holzmasse wurden wirklich für Möbelbrettter genutzt; der Rest war Abfall aller Art. Der 28-jährige Filius dachte kurz nach, schredderte die Holzabfälle zu Spänen, verleimte diese zwischen zwei Furnieren und die Spanplatte - damals noch Homogenholz genannt - war geboren. Himmelheber jun. wurde mit dieser Idee zu einem reichen (mittelständischen) Unternehmer. Er sicherte seine Erfindung über 65 Patente ab und vergab weltweit an 70 Unternehmen Produktionslizenzen. Durch den Übergang vom Vollholz zur Spanplatte veränderte sich die Möbelbranche vom Schreinerhandwerk zur Industrie. Mehr als 80 Prozent der Möbel in deutschen Wohnzimmern, Schlafzimmern und Küchen sind heute aus Spanplatten gefertigt.
Max Himmelheber (1904 - 2000)
Kurios ist, dass die Spanplattenindustrie sich derzeit in grossen wirtschaftlichen Problemen befindet. Der Grund dafür ist, dass die Fertigung der Platten zu teuer wurde. Wegen der Energiewende gibt es plötzlich viele Abnehmer für Abfallholz, welche die Holzspäne (zum Beispiel in Form von Pellets) an private Haushalte verkaufen, die sie in ihren Öfen verfeuern. Der Spanplattenindustrie gehen also ihre Vorprodukte aus. Wo sie früher alleiniger Abnehmer war, muss sie sich nun mit vielen anderen um die Holzabfälle balgen. Diese Situation hat bereits dazu geführt, dass die Weltfirma Pfleiderer AG im oberpfälzischen Neumarkt in diesen Tagen in die Insolvenz geraten ist, sodass ein Sanierungsplan aufgelegt werden musste. Ihre gepressten Spanplatten waren viel zu teuer geworden und auf dem Weltmarkt nicht mehr abzusetzen.
Technikfreak und Menschenfreund
Max Himmelheber war von der ihm umgebenden Technik des vorigen Jahrhunderts begeistert. Jede Maschine im elterlichen Betrieb konnte er bedienen und im Bedarfsfall auch reparieren. Die Verbesserung des Schienengüterverkehrs hatte es ihm besonders angetan. In mehreren technischen Veröffentlichungen setzte er sich für Neubaustrecken im Schwarzwald ein und erwarb dafür sogar den Führerschein für Lokomotiven. Auch die Fliegerei betrieb er als Hobby. Das wurde ihm fast zum Verhängnis, denn da er natürlich auch den Flugschein besass, wurde er im 2. Weltkrieg sofort als Jagdflieger eingezogen. Bei einem Erkundungsflug über England schoss ihn die dortige Flugabwehr ab, aber Himmelheber konnte seine Maschine gerade noch landen. Er geriet in Gefangenschaft, wurde aber schon 1943 im Zuge eines Austauschprogramms für Piloten wieder nach Deutschland entlassen.
Nach Beendigung des Kriegs, als Karlsruhe weitgehend zerstört war und alle Bäume des Hardtwalds als Brennholz gefällt wurden, fehlte der elterlichen Schreinerei die materielle Basis. Himmelheber übersiedelte nach Baiersbronn bei Freudenstadt, wo er inmitten des noch intakten Schwarzwalds seine Spanplattenproduktion wieder aufnahm. Dort bracht er es zu ansehnlichem Wohlstand, sodass er sich mehr und mehr seinen Hobbies als Mäzen, Philosoph und Menschenfreund widmen konnte. Besonders am Herzen lag ihm die Ausbildung der Jugend, weswegen er sich im Bund Deutscher Pfadfinder engagierte. Zur Verbreitung seiner anthroposophisch angehauchten Ideen gründete er die Zeitschrift Scheidewege, die er über die Max-Himmelheber-Stiftung finanziell unterstützte. Im Dezember des Jahres 2000 starb Himmelheber 96-jährig in Baiersbronn.
Himmelheberstrasse? Fehlanzeige
Bei meiner Recherche zu diesem Blog fiel mir auf, das der gebürtige Karlsruher Max Himmelheber in seiner Heimatstadt nicht mit einem Strassennamen geehrt ist. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt. Bedenkt man die Verbreitung seiner Erfindung, so wäre das sicherlich angemessen.
Blättert man nämlich das ansehnliche Heft der Karlsruher Strassennamen durch, so sind darunter wenige Personen, die sich mit Himmelheber vergleichen können. So werden nahezu alle Stadtpolitiker, posthum und nach einer gewissen Schamfrist, damit geehrt, dass man eine Strasse oder einen Platz nach ihren Namen benennt. Diesem Schicksal wird wohl auch nicht der noch amtierende Oberbürgermeister Heinz Fenrich entgehen können. Als standhaften Verfechter der U-Bahn-Bauten und des damit verbundenen 10-jährigen Verkehrschaos, wäre es wohl angemessen nach ihm
eine Sackgasse zu benennen.
Es gibt aber doch immerhin in Karlsruhe eine Gebrüder-Himmelheber-Straße, wobei mit "Gebrüder" allerdings wohl nicht Max und sein Bruder, der Künstler wurde, gemeint waren, sondern seine Ahnen, die Möbelfabrikanten. Aber immerhin in Baiersbronn gibt es eine Max-Himmelheber-Straße.
AntwortenLöschenÜbrigens hat Max Himmelheber auch 6 Flugzeuge konstruiert: Milan GS1 - Milan GS6. Über Nr. 1-4 weiß ich nichts (wurden wohl vor dem Krieg konstruiert). GS5 war ein Motorsegler, der 1955 in Karlsruhe geflogen (zumindest gerollt) ist und die GS6 ein Motorflugzeug, eines der ersten mit Kunststoffrumpf, dass bei Schempp-Hirth in Kirchheim/Teck als Einzelstück gebaut wurde und auch geflogen ist.
Mit der Gebrüder-Himmelheber-Str. und der Honsellstrasse sind immerhin schon seine beiden Großväter im Straßenverzeichnis präsent. Wenn es schon darum ginge, Karlsruhe weiter mit der gleichen Familie zu durchziehen, dann wären für mich jetzt erstmal die Frauen dran. Warum nicht Luitgard Himmelheber? Eine der ersten 10 Frauen im karlsruher Stadtrat und eine Verfechterin der qualifizierten Mädchenbildung.
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