Bei der Hauptversammlung der EnBW am 26. April habe ich als (Klein-) Aktionär im Anschluss an den Jahresbericht des Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis einige Kommentare abgegeben und zehn Fragen gestellt, die im Folgenden wiedergegeben werden.
"Sehr geehrter Herr Villis, meine Damen und Herren.
Vor gut einem Jahr wurden die beiden Kernkraftwerke (KKW) Philippsburg 1 und Neckarwestheim 1 stillgelegt. Abgeschaltete KKW erbringen keinen Gewinn, verursachen aber trotzdem erhebliche Kosten. Praktisch die ganze Betriebsmannschaft muss vorgehalten werden, solange sich der Uranbrennstoff im Reaktortank befindet und keine atomrechtliche Genehmigung zur Reduktion des Betriebspersonals vorliegt.
Frage 1: Wie ist der Personalstand bei KPP 1 und GKN 1 und welche Kosten entstehen dadurch?
Es ist stehende Praxis in Deutschland, dass stillgelegte Reaktoren und KKW bis zur Grünen Wiese zurückgebaut werden.
Frage 2: Wie sieht die terminliche Rückbauplanung der genannten 2 KKW aus und welche Kosten sind dafür veranschlagt?
Da die Bundesabfallläger Gorleben und Konrad noch auf längere Zeit nicht zur Verfügung stehen, ist der Bau von Zwischenlägern beim Rückbau wohl unumgänglich.
Frage 3: Wie sieht die Kapazitätssituation bei der Lagerung des Brennstoffs und der hochradioaktiven Materialien aus? Gedenkt EnBW ein Zwischenlager für mittel-und schwachradioaktive Abfälle zu bauen, evtl. im Zusammenwirken mit der WAK in Linkenheim-Hochstetten?
Da das Unternehmen EnBW bei den beiden stillgelegten KKW keinen Ertrag mehr erwirtschaftet, ist es vermutlich auch nicht mehr gewerbesteuerpflichtig.
Frage 4: Wie hoch ist die derzeitige Zuführung an Gewerbesteuern an die Gemeinden Philippsburg und Neckarwestheim im Vergleich zu den Jahren 2010 und früher?
Die Stilllegung der beiden KKW wurde politisch erzwungen und war technisch nicht geboten. Ich verweise auf das Gutachten der Deutschen Reaktorsicherheitskommission RSK. Der wirtschaftliche Schaden für die EnBW dürfte in die Milliarden Euro gehen.
Frage 5: Wird der Vorstand vom Aufsichtsratsmitglied und Minister Dr. Nils Schmid autorisiert werden, Schadensersatzklagen gegen den Bund (und evtl. auch gegen das Land Baden-Württemberg) einzureichen, wie das bereits die beiden konkurrierenden Konzerne Eon und RWE getan haben?
Nach dem Atomausstieg möchte die EnBW verstärkt in die Erneuerbaren Energien einsteigen. Hier deuten sich hohe finanzielle Risiken an, die renommierte Firmen bereits zu Fall gebracht haben. Ich verweise auf die deutsche Solarindustrie, die praktisch in toto pleite ist. Aber auch Weltfirmen, wie Siemens und Bosch, haben kürzlich hunderte von Millionen Verluste auf den Gebieten Solar und Wind gemeldet.
Frage 6: Wie sieht der Vorstand die Risiken für EnBW und wie will er bei reduzierter Erztragslage die Refinanzierung der geplanten Investitionen in die Erneuerbaren Energien sicherstellen?
Die Windenergie schwankte in Deutschland im vergangenen Jahr 2011 zwischen 26 uns 0,4 Gigawatt. Das ist eine enorme Spannweite von 50:1 und verlangt zur Abdämpfung nach Stromspeichern aller Art.
Frage 7: Sind über die zwei bereits existierenden Speicherkraftwerke Forbach und Atdorf hinaus weitere geplant, evtl. Pumpspeicherkraftwerke im Schwarzwald? Wenn ja, welche Standorte sind ins Auge gefasst?
Immer wieder werden Gaskraftwerke zur Verstetigung der Stromdarbietung diskutiert. Angeblich ist dies aber mit hohen Kosten verbunden.
Frage 8: Welche Stromkosten (in Euro pro Megawattstunde) würden bei einem durchschnittlichen Gaskraftwerk entstehen im Vergleich zu den Kostennotierungen an der Leipziger Strombörse? Denkt man bei EnBW auch an den Bau selten betriebener Gaskraftwerke (sog. Kapazitätskraftwerke) und würde man dafür auch staatliche Subventionen erwarten? Oder verfolgt man bei EnBW die Strategie, entsprechende Stromkontingente im benachbarten Ausland zuzukaufen?
Viel Windstrom, den EnBW kontrahiert hat, wird im Norden Deutschlands erzeugt; gelegentlich sogar off-shore, wie bei den Baltic Windparks. Dazwischen liegt - wie ein Sperriegel - das Netzgebiet der neuen Betreiber von Höchstspannungsleitungen, nämlich 50hertz, Tennet und Amprion. Alle, aber insbesondere Tennet, klagen über ihre geringe Kapitalausstattung, worunter die Investitionen in den Bau neuer Trassen leiden.
Frage 9: Wie ist EnBW von dieser Situation betroffen, insbesondere bei den Baltic Windparks? Bestünde die Möglichkeit den Strom über Polen und die Tschechei nach B-W zu leiten? Wie ist es EnBW - als einzigen der vier Konzerne - eigentlich gelungen, ihr Stromtransportnetz in Firmenbesitz zu halten, trotz der Brüsseler Interventionen?
Ministerpräsident Kretschmann hat des öfteren ausgesprochen, dass auch die Gipfel des Schwarzwaldes zukünftig als Standorte für Windmühlen zur Verfügung stehen müssen.
Frage 10: Gibt es für diese Standorte einen öffentlich einsehbaren Lageplan?
Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Wechsel des Vorstandsvorsitzenden. Hans-Peter Villis hat sich in den viereinhalb Jahre seines Hierseins um die EnBW verdient gemacht. Weit mehr als sein schillernder Vorgänger Utz Claaßen, welcher derzeit versucht aus einer insolventen Solarfirma 260 Millionen Euro an Abfindung heraus zu pressen. Herr Villis wird auf seinem Feld mit Leichtigkeit wieder einen guten Job finden; er wird nicht Hartz IV beantragen müssen.
Seinem deklarierten Nachfolger Frank Mastiaux sehen wir mit unsicherer Neugierde entgegen. Getippt hätte auf ihn wohl niemand und nach Medienberichten hat es bei der Kandidatensuche gleich reihenweise Absagen gegeben. Herr Mastiaux ist Chemiker; er wird bei EnBW schnell merken, dass zwischen diesem Gebiet und der Stromwirtschaft eine erhebliche Distanz liegt.
Nun, freuen wir uns trotzdem darüber, dass der Kelch an der charmanten Gunda Röstel vorüber gegangen ist und hoffen wir, dass unser neuer Aufsichtsrat Nils Schmid bei der Bestellung von Mastiaux ein glücklicheres Händchen hatte, als zuweilen in seinem eigenen Ministerium.
*
PS.: Die Antworten (in Kurzfassung)
Antwort 1: Der Personalstand hat sich seit der Abschaltung nicht wesentlich geändert; die jährlichen Personalkosten liegen bei 175 Mio Euro.
Antwort 2: Derzeit werden mehrere Optionen für den Rückbau untersucht, auch der gesicherte Einschluss. Die Entscheidung ist noch nicht getroffen. Die Rückstellungen reichen für alle Varianten aus.
Antwort 3: Die Lagerkapazität für die abgebrannten Brennelemente reicht aus. An den Bau eines Lagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle ist nicht gedacht, wäre auch bei gesicherten Einschluss nicht notwendig. Keine Kooperation mit WAK.
Antwort 4: Die Zuführungen an Gewerbesteuern für Philippsburg und Neckarwestheim sind :
Jahr 2008:17 Millionen Euro - 2009:6,9 Mio - 2010:24,8 Mio - 2011:0 Mio - 2012:6,9 Mio (geschätzt).
Antwort 5: Verfassungsbeschwerde noch nicht eingereicht. Aktionärsstruktur bei EnBW anders als bei Eon und RWE. Endgültige Entscheidung vor Fristablauf 5. August 2012.
Antwort 6: EnBW verfolgt risikoarme Strategie. Wegen Kapitalerhöhung, zweier Anleihen, Verkauf von Beteiligungen und Effizienzprogramm stehen zwei Milliarden Euro zur Investition in Erneuerbare Energien zur Verfügung.
Antwort 7: Es sind keine weitere Pumpspeicherkraftwerke im Schwarzwald geplant.
Antwort 8: Bei Gaskraftwerken können Kosten um 55 Euro pro Megawattstunde entstehen. Subventionierte Kapazitätsgaskraftwerke empfiehlt EnBW nicht, allerdings ist an eine strategische Reserve gedacht. Stromkäufe im Ausland sind nicht geplant.
Antwort 9: Keine Transporte über Polen und die Tschechei. Die Ostsee Windparks sind erfolgreich angeschlossen. Probleme bereiten die Parks in der Nordsee. Derzeit Gespräche mit den anderen drei Netzbetreibern. EnBW konnte eigene Netze behalten aufgrund bestimmter Regeln im europäischen Recht.
Anwort 10: Die Standorte für Windmühlen in B-W werden in einem Landesplanungsgesetz niedergelegt, das an 1. 1. 2013 erlassen werden soll.
Donnerstag, 26. April 2012
Sonntag, 22. April 2012
Brauchen wir Bundesuniversitäten?
Meine Antwort auf diese simple Frage ist ein uneingeschränktes "Ja". Aber es wird noch lange dauern, bis die ersten Bundesuniversitäten die deutsche Bildungslandschaft bereichern werden - vielleicht noch bis zum Ende dieses Jahrzehnts. Denn noch ist es per Grundgesetz "verboten", dass der Bund als Träger eigener Universitäten auftritt. Aber die chronische Geldknappheit der Länder wird m. E. diese Situation verändern. Dieser Blog beschreibt, was in den vergangenen zehn Jahren auf dem Gebiet der Bundesuniversitäten geschehen ist und wie sich die Dinge weiter entwickeln könnten.
Das Kooperationsverbot
Es war die hannoveraner Anglistik-Studienrätin Edelgard Bulmahn, welche als Bundesforschungsministerin in den rot-grünen Kabinetten Gerhard Schröder erstmals die Idee von Universitäten unter der Trägerschaft des Bundes politisch artikulierte. Sie störte sich daran, dass die Universitäten im Lande Humboldts bei den jährlichen internationalen Rankings so meilenweit zurück lagen. Gerade mal die Heidelberger und die Münchener Technische Universität schafften es auf Plätze um die 50; die übrigen deutschen Unis waren meist nur auf den Plätzen zwischen 100 bis 200 anzutreffen. Bulmahn erkannte, dass ein Hauptgrund für deren schwaches Abschneiden ihr geringes Finanzpolster war und sie wollte mit Bundesgeld "einige Leuchttürme deutscher Wissenschaft" etablieren.
Aber sie hatte die Rechnung ohne die Ministerpräsidenten der Länder gemacht (welche Adenauer bei einer ähnlichen Situation mal als "Zaunkönige" bezeichnet hatte). Diese betrachteten das Bildungswesen, von den Grundschulen über die Gymnasien bis zu den Universitäten, als ihre ureigene Domäne, deren Kompetenzen sie nicht mit dem Bund teilen wollten. Um diese Aufteilung für alle Zukunft zu zementieren, setzten sie im Jahr 2006 in der sog. Föderalismusreform II sogar noch durch, dass dieses Kooperationsverbot zusätzlich auch verfassungsrechtlich im Grundgesetz verankert wurde. Noch heute gilt der Artikel 91b, wonach die Universitäten allein im Zuständigkeitsbereich der Länder liegen. Zum Glück - für die Länder, wie sich bald herausstellte - gelang es dem Bund im Artikel 91b noch einen Absatz 2 unterzubringen, der dem Bund wenigsten erlaubte bei befristeten Projekten an den Universitäten mitzuwirken.
Die Exzellenzinitiative
Nachdem Ministerin Bulmahn mit ihrer Idee der Gründung von Bundesuniversitäten wegen des verfassungsrechtlichen Kooperationsverbot gescheitert war, versuchte sie zu retten, was noch zu retten war. Unter Berufung auf den erwähnten Absatz 2 im Artikel 91 b stellte sie ein zeitlich befristetes Programm unter der Bezeichnung Exzellenzinitiative vor. Es war ein in 2005/06 erstmals ausgelobtes Förderprogramm des Bundes und der Länder für die deutschen Hochschulen. Als die Regierung Schröder in 2005 abgewählt wurde und Annette Schavan in der schwarz-gelben Bundesregierung von Angela Merkel Forschungsministerin wurde, übernahm diese die Grundstruktur der Exzellenzinitiative. Das Geld kam im wesentlichen aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für die Telekommunikationsindustrie.
Die Exzellenzinitiative ist aufgeteilt auf drei Förderlinien. Die erste betrifft Zukunftskonzepte, womit die Entwicklung der Gesamtuniversität gemeint ist. Bei der zweiten, dem Exzellenzcluster, wird ein Themenkomplex, z. B. die Nanoentwicklung gefördert. Und die dritte, unter dem Stichwort Graduiertenschule, beschäftigt sich i. w. mit der Unterstützung der Doktoranden. Bisher wurden in zwei Förderrunden insgesamt 9 Zukunftskonzepte, 37 Exzellenzcluster und 39 Graduiertenschulen gefördert. Für jede Graduiertenschulen stehen fünf Jahre lang jährlich ca. eine Million zur Verfügung, bei den Exzellenzclustern ist die jährliche Quote 6,5 Millionen und bei den Zukunftskonzepten 21 Millionen pro Jahr. Die neun für ihr Zukunftskonzept ausgezeichneten Hochschulen werden allgemein als "Eliteuniversitäten" bezeichnet.
In der ersten Runde der Exzellenzinitiative (2005/06) wurden drei Hochschulen für ihre Zukunftskonzepte ausgezeichnet: Universität Karlsruhe, Universität München und die Technische Universität München. In der zweiten Runde (2006/07) durften sich sechs weitere Hochschulen mit dem (inoffiziellen) Titel Eliteuniversität schmücken: TH Aachen, Freie Universität Berlin, Universität Freiburg, Universität Göttingen, Universität Heidelberg und die Universität Konstanz. Die dritte Runde der Exzellenzinitiative ist derzeit im Gange; die Preisträger werden vermutlich im Sommer d. J. bekannt gemacht. Die Finanzmittel werden fünf Jahre lang bis 2017 bereitgestellt; sie stammen zu 75% vom Bund und zu 25 % von den Ländern. Nach 2017 ist die Exzellenzinitiative zu Ende.
KIT - ein misslungenes Konstrukt
Eine schlitzohrige Idee zur Vermehrung der Finanzmittel wurde 2006 in Karlsruhe geboren. Beim 50-jährigen Jubiläum des Forschungszentrums FZK stellten sich der Geschäftsführer Popp und der Rektor Hippler von der nahen Universität Karlsruhe auf die Bühne und verkündeten: "Wir wollen heiraten". Die Überraschung war gross, als bekannt wurde, dass beide Chefs die Fusion ihrer Forschungsunternehmen bereits beschlossen und in die Anträge zur Exzellenzinitiative eingebracht hatten. Soweit das FZK angeht: unter weitgehender Umgehung der Gremien und ohne Befragung der Mitarbeiter! Die Universität gewann den Elitestatus; das Forschungszentrum verlor seine Selbstständigkeit und wurde zum Anhängsel.
Die Idee hinter dem Coup war die Zusammenführung der Budgetmittel von je ca. 300 Millionen Euro in einen einzigen Topf. Folgerichtig wurde alles daran gesetzt, die Ministerialen in Stuttgart und Berlin von der Grossartigkeit einer Fusion zu überzeugen. KIT sollte das neue Unternehmen heissen, mit Langnamen Karlsruhe Institut für Technologie. Die semantische Ähnlichkeit zur berühmten US-Universität MIT war gewollt. In absehbarer Zeit wollte man ihr Niveau erreicht haben. Ein hohes Ziel, wenn man bedenkt, dass das MIT 62 Nobelpreisträger hervorgebracht hat, wovon derzeit noch sieben an ihr forschen und ihr Jahresbudget 1.600 Millionen Euro beträgt.
Die Rechnung mit der Zusammenlegung der beiderseitigen Mitgift ging nicht auf. Der Bundesrechnungshof wacht darüber, dass die Mittel des Bundes nicht mit jenen des Landes vermischt werden. Bei den Finanzen ist beim Doppelunternehmen kein Mehrwert entstanden, stattdessen stöhnen die Mitarbeiter über die ausufernde Bürokratie. Zwei Finanzabteilungen kontrollieren nun; Geheimrat Goethe pflegte zu sagen: "Getretener Quark wird breit, nicht stark" . KIT ist nicht das Modell einer Bundesuniversität. Die Idee hat auch keinen Nachfolger: in Jülich, dem anderen grossen ehemaligen Kernforschungszentrum, hat man nicht mit der nahen TH Aachen fusioniert, sondern man kooperiert lediglich. Über den losen Verbund Jülich Aachen Research Alliance (JARA) beschafft man Grossgeräte, wie Elektronenmikroskope, und nutzt sie gemeinsam.
In Bezug auf das Ambiente sind die beiden Standorte des KIT so disparat wie nur irgend möglich. Die Universität (nunmehr als Campus Süd bezeichnet) liegt legt nahe am Karlsruher Schloss und ist umgeben von weitläufigen Parkanlagen. Das Stadtzentrum ist leicht zu Fuss erreichbar. Das 15 Kilometer entfernte Forschungszentrum (Campus Nord) ist umgeben von einem hohen Zaun und darf nur mit einem persönlichen Pass betreten werden. Das ist auch logisch, denn es beherbergt in seiner Mitte das grösste deutsche atomare Abfalllager für mittelradioaktiven Müll. In der Nähe liegt auch das Spaltstofflager des Transuraninstituts, in dem man etwa hundert Kilogramm Plutonium vermutet. Schliesslich werden innerhalb des Campus Nord noch für längere Zeit zwei Kernkraftwerke und eine Wiederaufarbeitungsanlage zurückgebaut. Die Unterschiedlichkeit der Standorte hat auch Auswirkungen auf das Studentenleben. Im Campus der Universität tummeln sich die Studenten; Das Forschungszentrum wirkt (ausserhalb der Mittagszeit) demgegenüber fast wie ausgestorben.
Bundesuniversitäten nach 2017?
Die prekäre Lage manch deutscher Landesuniversität blitzt immer wieder auf, wenn der Bund "Spontanpleiten" in Schnellaktionen abwenden muss. Dies geschah kürzlich bei der Universität Lübeck. Das Land Schleswig-Holstein war offensichtlich so klamm, dass es seine Universität in Lübeck schliessen wollte. Die Forschungsministerin Schavon konnte diese blamable Situation retten, indem es das bei der Kieler Universität angesiedelte Forschungsinstitut Geomar in ein bundesfinanziertes Helmholtz-Zentrum eingliederte. Dadurch erhielt das Land Schleswig-Holstein den nötigen finanziellen Spielraum um die Universität Lübeck weiter betreiben zu können. Eine ähnliche Notsituation entstand auch an der Berliner Universitätsklinik Charité. Sie soll mit dem ausserunuversitären Max-Delbrück-Forschungszentrum zum Berlin Institute of medical health verbunden werden.
Die Nagelprobe für die deutschen Landesuniversitäten wird sich um das Jahr 2017 stellen. Zu diesem Zeitpunkt läuft die dritte Runde der Exzellenzinitiative aus, wobei nochmals 2,7 Milliarden Euro an Bundesgeld für die Forschungsbesten ausgeschüttet werden. Danach ist Schluss mit der Subventionierung durch den Bund. In den ostdeutschen Ländern läuft zudem zwei Jahre später auch der Solidaritätsbeitrag aus! Noch vor Ende dieses Jahrzehnts müssten also die Länder die Ausgaben ihrer Universitäten zu 100 Prozent selbst schultern. An diese Möglichkeit ist nicht zu glauben, insbesondere, weil dann auch noch die von Schäuble auferlegte Schuldenbremse den Finanzspielraum verringern würde. Die Länder werden einknicken, dem Wegfall der Kooperationsverbots im Grundgesetz zustimmen und damit den Weg zu den Bundesuniversitäten frei machen.
Der Bund kann wählerisch sein. Er wird sich die besten (und teuersten) Universitäten herauspicken. Das könnten die während der Exzellenzinitiativen gekürten sogenannten Eliteuniversitäten sein. Nicht alle, aber beispielsweise das KIT, die Uni Heidelberg, die Technische Universität München, die RWTH Aachen und die Freie Universität Berlin. So sechs bis zehn Bundesunis könnten im Laufe einiger Jahre schon zusammen kommen. Die Länderfürsten werden mit den Zähnen knirschen, aber wer arm ist hat eben schlechte Karten. Aber bald werden sie sich an den Zustand gewöhnen; immerhin bleiben die Universitäten ja an ihren traditionellen Standorten. Und bald wird man sich an den ersparten Geldern erfreuen. Für Baden-Württemberg wären das im Falle von Karlsruhe und Heidelberg jährlich mindestens 500 Millionen Euro. Der Bund würde seine hinzugewonnenen Universitäten hoffentlich finanziell besser ausstatten, damit sie im internationalen (Ranking-) Wettbewerb einige Plätze nach vorne rücken.
Und nach dem Jahr 2020 würde der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin von Frau Annette Schavon sich um die Ordnung des Schulwesens und der Kultur kümmern, die verfassungsgemäss (leider) auch im ausschliesslichen Zugriff der Länder liegen.
Das Kooperationsverbot
Es war die hannoveraner Anglistik-Studienrätin Edelgard Bulmahn, welche als Bundesforschungsministerin in den rot-grünen Kabinetten Gerhard Schröder erstmals die Idee von Universitäten unter der Trägerschaft des Bundes politisch artikulierte. Sie störte sich daran, dass die Universitäten im Lande Humboldts bei den jährlichen internationalen Rankings so meilenweit zurück lagen. Gerade mal die Heidelberger und die Münchener Technische Universität schafften es auf Plätze um die 50; die übrigen deutschen Unis waren meist nur auf den Plätzen zwischen 100 bis 200 anzutreffen. Bulmahn erkannte, dass ein Hauptgrund für deren schwaches Abschneiden ihr geringes Finanzpolster war und sie wollte mit Bundesgeld "einige Leuchttürme deutscher Wissenschaft" etablieren.
Aber sie hatte die Rechnung ohne die Ministerpräsidenten der Länder gemacht (welche Adenauer bei einer ähnlichen Situation mal als "Zaunkönige" bezeichnet hatte). Diese betrachteten das Bildungswesen, von den Grundschulen über die Gymnasien bis zu den Universitäten, als ihre ureigene Domäne, deren Kompetenzen sie nicht mit dem Bund teilen wollten. Um diese Aufteilung für alle Zukunft zu zementieren, setzten sie im Jahr 2006 in der sog. Föderalismusreform II sogar noch durch, dass dieses Kooperationsverbot zusätzlich auch verfassungsrechtlich im Grundgesetz verankert wurde. Noch heute gilt der Artikel 91b, wonach die Universitäten allein im Zuständigkeitsbereich der Länder liegen. Zum Glück - für die Länder, wie sich bald herausstellte - gelang es dem Bund im Artikel 91b noch einen Absatz 2 unterzubringen, der dem Bund wenigsten erlaubte bei befristeten Projekten an den Universitäten mitzuwirken.
Die Exzellenzinitiative
Nachdem Ministerin Bulmahn mit ihrer Idee der Gründung von Bundesuniversitäten wegen des verfassungsrechtlichen Kooperationsverbot gescheitert war, versuchte sie zu retten, was noch zu retten war. Unter Berufung auf den erwähnten Absatz 2 im Artikel 91 b stellte sie ein zeitlich befristetes Programm unter der Bezeichnung Exzellenzinitiative vor. Es war ein in 2005/06 erstmals ausgelobtes Förderprogramm des Bundes und der Länder für die deutschen Hochschulen. Als die Regierung Schröder in 2005 abgewählt wurde und Annette Schavan in der schwarz-gelben Bundesregierung von Angela Merkel Forschungsministerin wurde, übernahm diese die Grundstruktur der Exzellenzinitiative. Das Geld kam im wesentlichen aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für die Telekommunikationsindustrie.
Die Exzellenzinitiative ist aufgeteilt auf drei Förderlinien. Die erste betrifft Zukunftskonzepte, womit die Entwicklung der Gesamtuniversität gemeint ist. Bei der zweiten, dem Exzellenzcluster, wird ein Themenkomplex, z. B. die Nanoentwicklung gefördert. Und die dritte, unter dem Stichwort Graduiertenschule, beschäftigt sich i. w. mit der Unterstützung der Doktoranden. Bisher wurden in zwei Förderrunden insgesamt 9 Zukunftskonzepte, 37 Exzellenzcluster und 39 Graduiertenschulen gefördert. Für jede Graduiertenschulen stehen fünf Jahre lang jährlich ca. eine Million zur Verfügung, bei den Exzellenzclustern ist die jährliche Quote 6,5 Millionen und bei den Zukunftskonzepten 21 Millionen pro Jahr. Die neun für ihr Zukunftskonzept ausgezeichneten Hochschulen werden allgemein als "Eliteuniversitäten" bezeichnet.
In der ersten Runde der Exzellenzinitiative (2005/06) wurden drei Hochschulen für ihre Zukunftskonzepte ausgezeichnet: Universität Karlsruhe, Universität München und die Technische Universität München. In der zweiten Runde (2006/07) durften sich sechs weitere Hochschulen mit dem (inoffiziellen) Titel Eliteuniversität schmücken: TH Aachen, Freie Universität Berlin, Universität Freiburg, Universität Göttingen, Universität Heidelberg und die Universität Konstanz. Die dritte Runde der Exzellenzinitiative ist derzeit im Gange; die Preisträger werden vermutlich im Sommer d. J. bekannt gemacht. Die Finanzmittel werden fünf Jahre lang bis 2017 bereitgestellt; sie stammen zu 75% vom Bund und zu 25 % von den Ländern. Nach 2017 ist die Exzellenzinitiative zu Ende.
KIT - ein misslungenes Konstrukt
Eine schlitzohrige Idee zur Vermehrung der Finanzmittel wurde 2006 in Karlsruhe geboren. Beim 50-jährigen Jubiläum des Forschungszentrums FZK stellten sich der Geschäftsführer Popp und der Rektor Hippler von der nahen Universität Karlsruhe auf die Bühne und verkündeten: "Wir wollen heiraten". Die Überraschung war gross, als bekannt wurde, dass beide Chefs die Fusion ihrer Forschungsunternehmen bereits beschlossen und in die Anträge zur Exzellenzinitiative eingebracht hatten. Soweit das FZK angeht: unter weitgehender Umgehung der Gremien und ohne Befragung der Mitarbeiter! Die Universität gewann den Elitestatus; das Forschungszentrum verlor seine Selbstständigkeit und wurde zum Anhängsel.
Die Idee hinter dem Coup war die Zusammenführung der Budgetmittel von je ca. 300 Millionen Euro in einen einzigen Topf. Folgerichtig wurde alles daran gesetzt, die Ministerialen in Stuttgart und Berlin von der Grossartigkeit einer Fusion zu überzeugen. KIT sollte das neue Unternehmen heissen, mit Langnamen Karlsruhe Institut für Technologie. Die semantische Ähnlichkeit zur berühmten US-Universität MIT war gewollt. In absehbarer Zeit wollte man ihr Niveau erreicht haben. Ein hohes Ziel, wenn man bedenkt, dass das MIT 62 Nobelpreisträger hervorgebracht hat, wovon derzeit noch sieben an ihr forschen und ihr Jahresbudget 1.600 Millionen Euro beträgt.
Die Rechnung mit der Zusammenlegung der beiderseitigen Mitgift ging nicht auf. Der Bundesrechnungshof wacht darüber, dass die Mittel des Bundes nicht mit jenen des Landes vermischt werden. Bei den Finanzen ist beim Doppelunternehmen kein Mehrwert entstanden, stattdessen stöhnen die Mitarbeiter über die ausufernde Bürokratie. Zwei Finanzabteilungen kontrollieren nun; Geheimrat Goethe pflegte zu sagen: "Getretener Quark wird breit, nicht stark" . KIT ist nicht das Modell einer Bundesuniversität. Die Idee hat auch keinen Nachfolger: in Jülich, dem anderen grossen ehemaligen Kernforschungszentrum, hat man nicht mit der nahen TH Aachen fusioniert, sondern man kooperiert lediglich. Über den losen Verbund Jülich Aachen Research Alliance (JARA) beschafft man Grossgeräte, wie Elektronenmikroskope, und nutzt sie gemeinsam.
In Bezug auf das Ambiente sind die beiden Standorte des KIT so disparat wie nur irgend möglich. Die Universität (nunmehr als Campus Süd bezeichnet) liegt legt nahe am Karlsruher Schloss und ist umgeben von weitläufigen Parkanlagen. Das Stadtzentrum ist leicht zu Fuss erreichbar. Das 15 Kilometer entfernte Forschungszentrum (Campus Nord) ist umgeben von einem hohen Zaun und darf nur mit einem persönlichen Pass betreten werden. Das ist auch logisch, denn es beherbergt in seiner Mitte das grösste deutsche atomare Abfalllager für mittelradioaktiven Müll. In der Nähe liegt auch das Spaltstofflager des Transuraninstituts, in dem man etwa hundert Kilogramm Plutonium vermutet. Schliesslich werden innerhalb des Campus Nord noch für längere Zeit zwei Kernkraftwerke und eine Wiederaufarbeitungsanlage zurückgebaut. Die Unterschiedlichkeit der Standorte hat auch Auswirkungen auf das Studentenleben. Im Campus der Universität tummeln sich die Studenten; Das Forschungszentrum wirkt (ausserhalb der Mittagszeit) demgegenüber fast wie ausgestorben.
KIT Campus Nord heute: ein atomares Zwischenlager im Zentrum (heller Pfeil);
zwei Kernkraftwerke, ein Forschungsreaktor und eine Wiederaufarbeitungsanlage
im Rückbau (grüne Pfeile)
Bundesuniversitäten nach 2017?
Die prekäre Lage manch deutscher Landesuniversität blitzt immer wieder auf, wenn der Bund "Spontanpleiten" in Schnellaktionen abwenden muss. Dies geschah kürzlich bei der Universität Lübeck. Das Land Schleswig-Holstein war offensichtlich so klamm, dass es seine Universität in Lübeck schliessen wollte. Die Forschungsministerin Schavon konnte diese blamable Situation retten, indem es das bei der Kieler Universität angesiedelte Forschungsinstitut Geomar in ein bundesfinanziertes Helmholtz-Zentrum eingliederte. Dadurch erhielt das Land Schleswig-Holstein den nötigen finanziellen Spielraum um die Universität Lübeck weiter betreiben zu können. Eine ähnliche Notsituation entstand auch an der Berliner Universitätsklinik Charité. Sie soll mit dem ausserunuversitären Max-Delbrück-Forschungszentrum zum Berlin Institute of medical health verbunden werden.
Die Nagelprobe für die deutschen Landesuniversitäten wird sich um das Jahr 2017 stellen. Zu diesem Zeitpunkt läuft die dritte Runde der Exzellenzinitiative aus, wobei nochmals 2,7 Milliarden Euro an Bundesgeld für die Forschungsbesten ausgeschüttet werden. Danach ist Schluss mit der Subventionierung durch den Bund. In den ostdeutschen Ländern läuft zudem zwei Jahre später auch der Solidaritätsbeitrag aus! Noch vor Ende dieses Jahrzehnts müssten also die Länder die Ausgaben ihrer Universitäten zu 100 Prozent selbst schultern. An diese Möglichkeit ist nicht zu glauben, insbesondere, weil dann auch noch die von Schäuble auferlegte Schuldenbremse den Finanzspielraum verringern würde. Die Länder werden einknicken, dem Wegfall der Kooperationsverbots im Grundgesetz zustimmen und damit den Weg zu den Bundesuniversitäten frei machen.
Der Bund kann wählerisch sein. Er wird sich die besten (und teuersten) Universitäten herauspicken. Das könnten die während der Exzellenzinitiativen gekürten sogenannten Eliteuniversitäten sein. Nicht alle, aber beispielsweise das KIT, die Uni Heidelberg, die Technische Universität München, die RWTH Aachen und die Freie Universität Berlin. So sechs bis zehn Bundesunis könnten im Laufe einiger Jahre schon zusammen kommen. Die Länderfürsten werden mit den Zähnen knirschen, aber wer arm ist hat eben schlechte Karten. Aber bald werden sie sich an den Zustand gewöhnen; immerhin bleiben die Universitäten ja an ihren traditionellen Standorten. Und bald wird man sich an den ersparten Geldern erfreuen. Für Baden-Württemberg wären das im Falle von Karlsruhe und Heidelberg jährlich mindestens 500 Millionen Euro. Der Bund würde seine hinzugewonnenen Universitäten hoffentlich finanziell besser ausstatten, damit sie im internationalen (Ranking-) Wettbewerb einige Plätze nach vorne rücken.
Und nach dem Jahr 2020 würde der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin von Frau Annette Schavon sich um die Ordnung des Schulwesens und der Kultur kümmern, die verfassungsgemäss (leider) auch im ausschliesslichen Zugriff der Länder liegen.
Sonntag, 15. April 2012
Der Untergang der "Titanic" - für Physiker
Am heutigen Tag, dem 15. April, in der Frühe um 2.17 Uhr (Bordzeit) - aber vor genau einhundert Jahren - ging das britische Passagierschiff "Titanic" vor Neufundland unter. Über diese Havarie, bei der ca. 1.500 Passagiere den Tod fanden und ca. 700 gerettet wurden, sind nicht weniger als zehn Spielfilme gedreht und an die 3.000 Bücher geschrieben worden. Ich möchte für ein weiteres Buch Werbung machen, das diese Tragödie mit den Mitteln der Physik beschreibt. Metin Tolan, derzeit Professor für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund hat es geschrieben; der Piper-Verlag brachte es unter dem Titel "Titanic - Mit Physik in den Untergang" in den Buchhandel (17,99 Euro). Aber keine Angst vor den eigenen fehlenden Physikkenntnissen, das Buch ist didaktisch raffiniert aufgebaut: der Haupttext ist allgemein verständlich geschrieben, die Formeln und Berechnungen verbergen sich in den Fussnoten und sollten auch für aufgeweckte Gymnasiasten zu verstehen sein. Einige wichtige Kapitel werden im Folgenden in aller Kürze dargestellt.
Wie wiegt man ein Schiff?
Die Titanic wog etwa 53.000 Tonnen. Doch woher weiss man das eigentlich? Man kann so ein grosses Schiff natürlich nicht wie ein Pfund Bananen auf die Waage legen. Auch erscheint es nicht praktikabel, dieses Gesamtgewicht aus dem Gewicht der Einzelteile zu bestimmen. Diese hätte man dann ja alle beim Einbau wiegen müssen, um am Ende das Gesamtgewicht bestimmen zu können. Tolan dröselt diese Frage auf, indem er seine Leser behutsam an die physikalischen Phänomene Auftriebskraft und Schwerkraft heranführt und dann zu dem Ergebnis kommt: Die Auftriebskraft entspricht der Gewichtskraft der Flüssigkeit, welche von dem eingetauchten Körper verdrängt wird. Man muss also nur herausbekommen, wieviel Wasser das Schiff verdrängt, wenn es schwimmt. So simpel ist das!
Auf ähnlich einfache Weise beschreibt Tolan die Wellenausbreitung am Bug des Schiffes. Sie hat einen Öffnungswinkel von 39 Grad, u. zw. unabhängig von der Geschwindigkeit des Schiffs. Ganz erstaunlich ist, dass auch Enten und Schwäne den gleichen (universellen) Öffnungswinkel erzeugen, wenn sie auf einem See schwimmen. Durch relativ einfache Überlegungen mit dem Widerstandsbeiwert kann man errechnen, dass die Titanic bei 51.000 Wellen-PS eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten erreichen konnte. Sie war als nicht auf Geschwindigkeit getrimmt ( die "Mauretania" erreichte damals schon 25 Knoten), weswegen auch das immer wieder vorgebrachte Gerücht nicht stimmt, der Kapitän der Titanic hätte auf seiner Jungfernfahrt das "Blaue Band des Ozeans" erringen wollen.
Wie begegnet man einem Eisberg?
Ich lasse das mittlere Kapitel des Buches aus, in dem man viel über den 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik rekapitulieren kann und wo der Laie lernt, dass der Wirkunggrad einer Dampfmaschine immer deutlich unter 100 Prozent liegt. "There is no free lunch", bemerkt der Autor augenzwinkernd.
Als am 14. April nachts um 23.40 Uhr die beiden Matrosen im Ausguck unmittelbar vor sich einen riesigen Eisberg erkannten - zu spät, weil sie an diesem Abend ihre Feldstecher nicht finden konnte - waren schnelle Entscheidungen der Brückenoffiziere erforderlich. Der Erste Offizier William Murdoch - der Kapitän Edward J. Smith war bereits zu Bett gegangen - entschloss sich spontan, das Ruder herumzureissen mit dem Ziel den Eisberg links ohne Kollision zu umschiffen. Leider war es für dieses Manöver bereits zu spät: die rechte Bugseite krachte mehrmals an den Eisberg, die Nieten sprangen auf und über sechs Abteilungen hinweg schoss das Wasser in die Titanic. Für den Autor ist dies eine wunderbare Gelegenheit uns Physiker wieder einmal mit den längst vergessenen Bernoulli-Gleichungen vertraut zu machen.
Die britischen Schifffahrtsbehörden diskutierten Monate später, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Eisberg frontal zu rammen, anstatt backbords herumzufahren. Tolan verneint diese Option, denn sie hätte den sofortigen Tod von 200 Seeleuten (die im vorderen Teil des Schiffes untergebracht waren) mit sich gebracht; ausserdem hätte sich sehr viel Wasser im Bug angesammelt und diesen Schiffsteil schnell zum Sinken gebracht. Darüberhinaus entsprach es nicht den Regeln der Schiffsführung frontal einen Eisberg rammen.
Wie schnell sinkt ein Schiff?
Die beschriebenen Manöver hatten Kapitän Smith wach werden lassen. Er eilte zur Brücke, sah den riesigen Eisberg vor sich und beauftragte den Schiffszimmermann die Leckstellen zu orten. Dieser stellte fest, dass Wasser in breiter Front über sechs Abteilungen der rechten Bugseite einströmte. Dann liess der Kapitän den Konstrukteur des Titanic, Thomas Andrews, kommen. Dieser machte ihm rasch klar, dass das Schiff wegen dieser Leckgrösse unweigerlich verloren sei. Die Zeit bis zum Untergang veranschlagte der erfahrene Schiffsbauer auf eineinhalb bis zwei Stunden. Im Buch werden die Gesetze der Hydrodynamik angewendet und Tolan kommt bei 30 Metern Lecklänge auf eine verhältnismässig kleine durchschnittliche Spaltbreite von 3,6 Zentimeter. In Summe entspricht das aber immerhin einer Leckfläche von ca. einem Quadratmeter.
Zurück zur Schiffsführung. Ihr war von diesem Moment an klar, dass die Titanic nicht mehr zu rettten war. Prioritär war es jetzt, das Schiff möglichst langsam sinken lassen, um die Passagiere in die Rettungsboote zu bringen und eventuelle Schiffe in der Nachbarschaft per Funk herbei rufen zu können. Unter allen Umständen musste vermieden werden, dass das Schiff Schlagseite bekam und dadurch schnell kenterte und sank. Das eingedrungene Wasser war also möglichst gleichmässig auf das Bugvolumen zu verteilen. Das konnte mit Schotttüren und Pumpen erreicht werden.
Wie platziert man die Rettungsboote?
Es ist bekannt, dass es auf der Titanic nur 16 Rettungsboote und vier Faltboote gab, die allenfalls zur Aufnahme von tausend Passagieren ausreichten. Das Schiff hatte aber 2.224 Personen an Bord, 1.316 Passagiere und 908 Besatzungsmitglieder. Trotzdem stand die Kapazität der Rettungsboote im Einklang mit den Schifffahrtsgesetzen der damaligen Zeit. Das Reisen per Schiff galt zu jener Zeit als überaus sicher. So sind in den 40 Jahren vor dem Untergang der Titanic ganze vier Menschen bei Seereisen über den Atlantik ums Leben gekommen, wobei kein einziger wirklich ertrunken ist. Diese traumhafte Quote für ein Verkehrsmittel sollte in der Geschichte bis heute einmalig bleiben. Die neuen Schiffe, wie die Titanic, mit ihren abgeschotteten Abteilungen, wurden von den britischen Reedern als noch sicherer angesehen.
Leider wurden die von der Reeling über 18 Metern Tiefe zur Meeresoberfläche gelassenen Rettungsboote nur zum Teil besetzt. Viele Plätze blieben leer. Im Wasser wurden die Boote von den Matrosen mit allen Kräften vom Schiff weggerudert, weil man befürchtete, durch dessen Sog beim Untergang in die Tiefe gerissen zu werden. Ins eiskalte Meer (ca. Null Grad Celsius) gesprungene Passagiere konnten also nicht aufgenommen werden. Auch später, nach dem Untergang der Titanic, getraute man sich nicht zurück zu rudern, weil die Vielzahl der im Wasser herumtreibenden Schiffsbrüchigen die Boote beim Besteigen aus Panik möglicherweise zum Kentern gebracht hätten.
Der Autor unseres Buches weist nach, dass die Furcht vor dem vermeintlichen Sog leider ein verhängnisvoller Irrglaube war. Zu einem Sog gehört nachströmendes Wasser, doch wohin sollte dieses beim Sinken des Schiffs nachströmen? Da der Kapitän durch gute Seemannschaft die Titanic ganz langsam absinken liess, konnte es gar keine nennenswerten Luftblasen im Schiffsinnern mehr geben; dementsprechend auch kein nachströmendes Wasser und damit keine Sogwirkung beim Untergang.
Metin Tolan bringt als beweiskräftiges Gegenbeispiel, wenn jemand vom Zehn-Meter-Turm in einem Schwimmbad eine, pardon, "Arschbombe" macht. Hier drückt der ins Wasser springende Körper das Wasser in sehr kurzer Zeit zur Seite und Luft füllt zunächst diesen Freiraum. Als Folge davon strömt von allen Seiten blitzschnell das Wasser in diesen Bereich und trifft sich in der Mitte, wo es zusammenprallt und als grosse Fontäne nach oben geschleudert wird. Hierbei ist durch Nachströmen kurzzeitig ein grosser Sog entstanden, der alles Wasserin der Nähe des Eintauchpunktes in die Mitte und auch in die Tiefe zieht. Hätte man die Titanic in einem Freibad von einem Sprungturm geworfen, dann hätte sich beim Eintauchen bestimmt ein immenser Sog gebildet und die Angst in den Rettungsbooten wäre begründet gewesen. Das langsame Sinken des Luxusliners war hingegen völlig ungefährlich.
Was geschah mit dem Wrack?
Das Wrack der Titanic ist nach zwei Stunden und vierzig Minuten gesunken. Kurze Zeit danach nahm der Passagierdampfer "Carpathia", welcher sich in der Nähe befand, die noch lebend im Meer herumtreibenden und die in den Rettungsbooten sitzenden 711 Passagiere auf und brachte sie nach New York. 1.513 Besatzungsmitglieder und Passagiere fanden den Tod.
1985 fanden französische und amerikanische Unterwasserarchäologen mit speziell konstruierten Tauchbooten die Überreste der Titanic in einer Tiefe von etwa 3.800 Metern. Dabei kam die neueste Sonartechnik zur Anwendung, was auch Metlin in seinem Buch beschreibt. Die Taucher orteten drei grosse Teile, nämlich den Bug des Schiffes, das Heck und ein kleineres Zwischenteil. Darum herum lagen Trümmer der verschiedensten Grössen. Die grossen Teile müssen mit einer Stundengeschwindigkeit von 70 Kilometern auf den Meeresboden aufgeschlagen sein, wie einfache physikalische Rechnungen ergeben. Mittlerweile hat man 5.000 kleine Artefakte geborgen und z. T. für viel Geld versteigert. Die Rechte an diesem Unternehmen hält ein ehemaliger amerikanischer Autohändler. Mittlerweile werden auch Tauchfahrten für Titanic-Freaks angeboten. Das Ticket kostet 60.000 Dollar und beinhaltet das letzte Menü, welches damals in der ersten Klasse serviert wurde: Austern, Filet Mignon, Gänsleberpastete.
Glück und Gesundheit! Und zwar beides zusammen. Gesundheit aber auch Glück. Denn die Menschen auf der "Titanic" waren zwar gesund, hatten aber kein Glück.
(Guido Westerwelles Antwort auf die Frage, was er den Menschen für das Jahr 2010 wünsche)
Buch über "Titanic" von Mettin Tolan
Wie wiegt man ein Schiff?
Die Titanic wog etwa 53.000 Tonnen. Doch woher weiss man das eigentlich? Man kann so ein grosses Schiff natürlich nicht wie ein Pfund Bananen auf die Waage legen. Auch erscheint es nicht praktikabel, dieses Gesamtgewicht aus dem Gewicht der Einzelteile zu bestimmen. Diese hätte man dann ja alle beim Einbau wiegen müssen, um am Ende das Gesamtgewicht bestimmen zu können. Tolan dröselt diese Frage auf, indem er seine Leser behutsam an die physikalischen Phänomene Auftriebskraft und Schwerkraft heranführt und dann zu dem Ergebnis kommt: Die Auftriebskraft entspricht der Gewichtskraft der Flüssigkeit, welche von dem eingetauchten Körper verdrängt wird. Man muss also nur herausbekommen, wieviel Wasser das Schiff verdrängt, wenn es schwimmt. So simpel ist das!
Auf ähnlich einfache Weise beschreibt Tolan die Wellenausbreitung am Bug des Schiffes. Sie hat einen Öffnungswinkel von 39 Grad, u. zw. unabhängig von der Geschwindigkeit des Schiffs. Ganz erstaunlich ist, dass auch Enten und Schwäne den gleichen (universellen) Öffnungswinkel erzeugen, wenn sie auf einem See schwimmen. Durch relativ einfache Überlegungen mit dem Widerstandsbeiwert kann man errechnen, dass die Titanic bei 51.000 Wellen-PS eine Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten erreichen konnte. Sie war als nicht auf Geschwindigkeit getrimmt ( die "Mauretania" erreichte damals schon 25 Knoten), weswegen auch das immer wieder vorgebrachte Gerücht nicht stimmt, der Kapitän der Titanic hätte auf seiner Jungfernfahrt das "Blaue Band des Ozeans" erringen wollen.
Wie begegnet man einem Eisberg?
Ich lasse das mittlere Kapitel des Buches aus, in dem man viel über den 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik rekapitulieren kann und wo der Laie lernt, dass der Wirkunggrad einer Dampfmaschine immer deutlich unter 100 Prozent liegt. "There is no free lunch", bemerkt der Autor augenzwinkernd.
Als am 14. April nachts um 23.40 Uhr die beiden Matrosen im Ausguck unmittelbar vor sich einen riesigen Eisberg erkannten - zu spät, weil sie an diesem Abend ihre Feldstecher nicht finden konnte - waren schnelle Entscheidungen der Brückenoffiziere erforderlich. Der Erste Offizier William Murdoch - der Kapitän Edward J. Smith war bereits zu Bett gegangen - entschloss sich spontan, das Ruder herumzureissen mit dem Ziel den Eisberg links ohne Kollision zu umschiffen. Leider war es für dieses Manöver bereits zu spät: die rechte Bugseite krachte mehrmals an den Eisberg, die Nieten sprangen auf und über sechs Abteilungen hinweg schoss das Wasser in die Titanic. Für den Autor ist dies eine wunderbare Gelegenheit uns Physiker wieder einmal mit den längst vergessenen Bernoulli-Gleichungen vertraut zu machen.
Die britischen Schifffahrtsbehörden diskutierten Monate später, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Eisberg frontal zu rammen, anstatt backbords herumzufahren. Tolan verneint diese Option, denn sie hätte den sofortigen Tod von 200 Seeleuten (die im vorderen Teil des Schiffes untergebracht waren) mit sich gebracht; ausserdem hätte sich sehr viel Wasser im Bug angesammelt und diesen Schiffsteil schnell zum Sinken gebracht. Darüberhinaus entsprach es nicht den Regeln der Schiffsführung frontal einen Eisberg rammen.
Wie schnell sinkt ein Schiff?
Die beschriebenen Manöver hatten Kapitän Smith wach werden lassen. Er eilte zur Brücke, sah den riesigen Eisberg vor sich und beauftragte den Schiffszimmermann die Leckstellen zu orten. Dieser stellte fest, dass Wasser in breiter Front über sechs Abteilungen der rechten Bugseite einströmte. Dann liess der Kapitän den Konstrukteur des Titanic, Thomas Andrews, kommen. Dieser machte ihm rasch klar, dass das Schiff wegen dieser Leckgrösse unweigerlich verloren sei. Die Zeit bis zum Untergang veranschlagte der erfahrene Schiffsbauer auf eineinhalb bis zwei Stunden. Im Buch werden die Gesetze der Hydrodynamik angewendet und Tolan kommt bei 30 Metern Lecklänge auf eine verhältnismässig kleine durchschnittliche Spaltbreite von 3,6 Zentimeter. In Summe entspricht das aber immerhin einer Leckfläche von ca. einem Quadratmeter.
Zurück zur Schiffsführung. Ihr war von diesem Moment an klar, dass die Titanic nicht mehr zu rettten war. Prioritär war es jetzt, das Schiff möglichst langsam sinken lassen, um die Passagiere in die Rettungsboote zu bringen und eventuelle Schiffe in der Nachbarschaft per Funk herbei rufen zu können. Unter allen Umständen musste vermieden werden, dass das Schiff Schlagseite bekam und dadurch schnell kenterte und sank. Das eingedrungene Wasser war also möglichst gleichmässig auf das Bugvolumen zu verteilen. Das konnte mit Schotttüren und Pumpen erreicht werden.
Wie platziert man die Rettungsboote?
Es ist bekannt, dass es auf der Titanic nur 16 Rettungsboote und vier Faltboote gab, die allenfalls zur Aufnahme von tausend Passagieren ausreichten. Das Schiff hatte aber 2.224 Personen an Bord, 1.316 Passagiere und 908 Besatzungsmitglieder. Trotzdem stand die Kapazität der Rettungsboote im Einklang mit den Schifffahrtsgesetzen der damaligen Zeit. Das Reisen per Schiff galt zu jener Zeit als überaus sicher. So sind in den 40 Jahren vor dem Untergang der Titanic ganze vier Menschen bei Seereisen über den Atlantik ums Leben gekommen, wobei kein einziger wirklich ertrunken ist. Diese traumhafte Quote für ein Verkehrsmittel sollte in der Geschichte bis heute einmalig bleiben. Die neuen Schiffe, wie die Titanic, mit ihren abgeschotteten Abteilungen, wurden von den britischen Reedern als noch sicherer angesehen.
Leider wurden die von der Reeling über 18 Metern Tiefe zur Meeresoberfläche gelassenen Rettungsboote nur zum Teil besetzt. Viele Plätze blieben leer. Im Wasser wurden die Boote von den Matrosen mit allen Kräften vom Schiff weggerudert, weil man befürchtete, durch dessen Sog beim Untergang in die Tiefe gerissen zu werden. Ins eiskalte Meer (ca. Null Grad Celsius) gesprungene Passagiere konnten also nicht aufgenommen werden. Auch später, nach dem Untergang der Titanic, getraute man sich nicht zurück zu rudern, weil die Vielzahl der im Wasser herumtreibenden Schiffsbrüchigen die Boote beim Besteigen aus Panik möglicherweise zum Kentern gebracht hätten.
Der Autor unseres Buches weist nach, dass die Furcht vor dem vermeintlichen Sog leider ein verhängnisvoller Irrglaube war. Zu einem Sog gehört nachströmendes Wasser, doch wohin sollte dieses beim Sinken des Schiffs nachströmen? Da der Kapitän durch gute Seemannschaft die Titanic ganz langsam absinken liess, konnte es gar keine nennenswerten Luftblasen im Schiffsinnern mehr geben; dementsprechend auch kein nachströmendes Wasser und damit keine Sogwirkung beim Untergang.
Metin Tolan bringt als beweiskräftiges Gegenbeispiel, wenn jemand vom Zehn-Meter-Turm in einem Schwimmbad eine, pardon, "Arschbombe" macht. Hier drückt der ins Wasser springende Körper das Wasser in sehr kurzer Zeit zur Seite und Luft füllt zunächst diesen Freiraum. Als Folge davon strömt von allen Seiten blitzschnell das Wasser in diesen Bereich und trifft sich in der Mitte, wo es zusammenprallt und als grosse Fontäne nach oben geschleudert wird. Hierbei ist durch Nachströmen kurzzeitig ein grosser Sog entstanden, der alles Wasserin der Nähe des Eintauchpunktes in die Mitte und auch in die Tiefe zieht. Hätte man die Titanic in einem Freibad von einem Sprungturm geworfen, dann hätte sich beim Eintauchen bestimmt ein immenser Sog gebildet und die Angst in den Rettungsbooten wäre begründet gewesen. Das langsame Sinken des Luxusliners war hingegen völlig ungefährlich.
Was geschah mit dem Wrack?
Das Wrack der Titanic ist nach zwei Stunden und vierzig Minuten gesunken. Kurze Zeit danach nahm der Passagierdampfer "Carpathia", welcher sich in der Nähe befand, die noch lebend im Meer herumtreibenden und die in den Rettungsbooten sitzenden 711 Passagiere auf und brachte sie nach New York. 1.513 Besatzungsmitglieder und Passagiere fanden den Tod.
1985 fanden französische und amerikanische Unterwasserarchäologen mit speziell konstruierten Tauchbooten die Überreste der Titanic in einer Tiefe von etwa 3.800 Metern. Dabei kam die neueste Sonartechnik zur Anwendung, was auch Metlin in seinem Buch beschreibt. Die Taucher orteten drei grosse Teile, nämlich den Bug des Schiffes, das Heck und ein kleineres Zwischenteil. Darum herum lagen Trümmer der verschiedensten Grössen. Die grossen Teile müssen mit einer Stundengeschwindigkeit von 70 Kilometern auf den Meeresboden aufgeschlagen sein, wie einfache physikalische Rechnungen ergeben. Mittlerweile hat man 5.000 kleine Artefakte geborgen und z. T. für viel Geld versteigert. Die Rechte an diesem Unternehmen hält ein ehemaliger amerikanischer Autohändler. Mittlerweile werden auch Tauchfahrten für Titanic-Freaks angeboten. Das Ticket kostet 60.000 Dollar und beinhaltet das letzte Menü, welches damals in der ersten Klasse serviert wurde: Austern, Filet Mignon, Gänsleberpastete.
Glück und Gesundheit! Und zwar beides zusammen. Gesundheit aber auch Glück. Denn die Menschen auf der "Titanic" waren zwar gesund, hatten aber kein Glück.
(Guido Westerwelles Antwort auf die Frage, was er den Menschen für das Jahr 2010 wünsche)
Sonntag, 8. April 2012
Der Jammer mit den deutschen Höchstspannungsleitungen
Früher war alles so einfach. Die Frage, wem die Höchstspannungsleitungen mit ihren riesigen Masten gehören, konnte jedes Kind beantworten. Die Eigentümer waren die Energieversorgungsunternehmen RWE, Eon, Vattenfall und EnBW, welche den bei ihnen erzeugten Strom über diese Leitungen transportierten und grossflächig verteilten.
Neue Eigentümer
Seit einiger Zeit ist das alles anders geworden. Die ca. 35.000 Kilometer langen Überlandleitungen , in denen Strom mit den Spannungen von 220 bis 380 Kilovolt fliesst, haben vor ein bis zwei Jahren die Besitzer gewechselt. Das geschah auf Druck der Europäischen Union in Brüssel, welche damit die Monopole der Stromproduzenten aufbrechen und für mehr Wettbewerb sorgen wollten. Als Folge sollten sich die Strompreise für die Verbraucher verringern. Alles fromme Wünsche, wie wir weiter unten sehen werden.
Die neuen Eigentümer der Übertragungsnetze haben fremd klingende Namen, wie: Amprion, Tennet und 50hertz. Nur die baden-württembergische EnBW durfte ihr Netz behalten.
Noch skurriler wird der Sachverhalt, wenn man sich die Gesellschafter der neuen Eigentümer ansieht. Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass die Stromverteilung in Deutschland seit zwei Jahren u.a. abhängig ist vom niederländischen Staat, von der ERGO Versicherungsgruppe, von der Commerzbank und von einem hierzulande kaum bekannten australischen Infrastrukturfonds.
Amprion:
gehört der Commerzbank, den Versicherungsgesellschaften MEAG (Münchner Rück-ERGO), Swiss Life und Talanx (HDI Versicherungen) sowie dem ärztlichen Versorgungswerk.
21 Prozent gehören weiterhin RWE.
Die heutigen Gesellschaften übernahmen 2011 das Netz von RWE.
Tennet:
gehört zu 100 Prozent dem niederländischen Staat und betreibt dort das Höchstspannungsnetz.
Tennet übernahm 2010 das Stromnetz von Eon.
50hertz:
gehört zu 60 Prozent dem belgischen Netzbetreiber Elia und zu 40 Prozent dem australischen Infrastrukturfonds IFM.
Beide Gesellschaften übernahmen 2010 das Stromnetz von Vattenfall.
EnBW Transportnetze AG:
gehört weiterhin der EnBW, die sich de facto im Besitz des Landes Baden-Württemberg befindet.
Es wird nicht investiert
Die neuen Netzbetreiber sind (wie die früheren EVU) Monopolisten in ihren Verbreitungsgebiet. Dafür haben sie die Verpflichtung übernommen, für die Stromsicherheit in ihrer Region zu sorgen. Dazu gehören u. a. die Anbindung der Offshore Windparks, der Ausbau des Netzes für die Stromdurchleitung vom Norden zum Süden der Republik und die Sanierung der alten Strommasten. Für ihren Kapitaleinsatz billigt das Energiewirtschaftsgesetz den neuen Eigentümern eine Eigenkapitalrendite von 9,05 Prozent zu. Das ist eine stattliche Marge. Trotzdem macht der Netzausbau keine Fortschritte, wie man jeden Tag in den Zeitungen nachlesen kann. Nicht selten müssen sogar polnische und tschechische Netze in Anspruch genommen werden, um Strom von den Ostsee Windparks in den Süden zu leiten. Das ist umso erstaunlicher, als es durch Merkels Hauruckabschaltung der küstennahen Kernkraftwerke Brunsbüttel, Unterweser und Krümmel im vergangenen Jahr eine starke Entlastung gab. Plötzlich standen 3.600 Megawatt an Übertragungsleistung zur Verfügung, ohne neue Trassen zu legen.
Die derzeitigen Netzbetreiber - insbesondere Tennet - begründen ihr Nichtstun damit, dass sie nicht die erforderlichen Investitionsmittel hätten. Auf 15 Milliarden veranschlagt Tennet die Stromanbindung von der Nordsee zum Süden der Bundesrepublik. Ausserdem sei ihr das Haftungsrisiko zu hoch, wenn, etwa aus technischen Gründen, etwas schief gehen sollte. Tennet wird dabei unterstützt von der niederländischen Regierung, welche nicht für den Kapitalbedarf zur deutschen Energiewende bürgen möchte. Eine äusserst unerfreuliche Situation, die bei Vertragsabschluss offensichtlich nicht vorhergesehen wurde. Meinungsverchiedenheiten gibt es auch zwischen Tennet und dem Land Niedersachsen. Das Bundesland möchte, dass Höchstspannungsleitungen, die in weniger als 400 Metern Abstand zu Siedlungen verlaufen, unterirdisch verlegt werden. Der Netzbetreiber sträubt sich dagegen aus Kostengründen.
Der Staat solls richten
Damit die Kuh endlich vom Eis kommt, haben sich vor einigen Tagen Umweltminister Röttgen und Wirtschaftminister Rösler eingeschaltet. Zur Finanzierung der Netzprojekte soll offensichtlich die bundeseigene Bank KfW einspringen. Man spricht von staatlichen Bürgschaften, schliesst aber auch nicht aus, dass sich die KfW sogar unternehmerisch beteiligt. Das würde zu einer neuen einheitlichen Netzgesellschaft unter der aktiven Moderation des Bundes führen. Auch das offensichtlich zu geringe Eigenkapital von Tennet und den übrigen Betreibern will man aus Geldern des Bundes aufstocken. Damit aber noch nicht genug: selbst das Haftungsrisiko möchte Berlin übernehmen. Vor diesem Hintergrund fragt man sich, weshalb 2010/11 der Wechsel bei den Netzbetreibern überhaupt vollzogen wurde? Wäre es nicht besser gewesen bei RWE, Eon und Vattenfall zu bleiben, die aus jahrelanger Erfahrung eine intime Kenntnis der Transportproblematik hatten?
Aber nun ist die staatliche Subventionsmaschine offensichtlich angelaufen; die Energiewende wird eine Veranstaltung zu Lasten Dritter - nämlich der Steuerzahler. Experten haben ausgerechnet, dass dadurch die Durchschnittsfamilie im Jahr mit 200 Euro zusätzlich belastet wird. Geringverdiener muss zukünftig wohl mit staatlichen Zuschüssen geholfen werden, mit einer Unterstützung "Hartz IV elektrisch". Derzeit werden die Hersteller von erneuerbarer Stromenergie (Biomasse, Wind, Sonne) pro Jahr mit 18 Milliarden Euro subventioniert, obwohl der Marktwert ihrer Stromproduktion unter 5 Milliarden Euro liegt. Rechnet man noch zukünftige (sozialisierte) Kosten bei den Betreibern der Gaskraftwerke hinzu, dann hat Frau Merkel eine gigantische Subventionsmaschine in Gang gesetzt.
Die gute alte DDR lässt grüssen.
Neue Eigentümer
Seit einiger Zeit ist das alles anders geworden. Die ca. 35.000 Kilometer langen Überlandleitungen , in denen Strom mit den Spannungen von 220 bis 380 Kilovolt fliesst, haben vor ein bis zwei Jahren die Besitzer gewechselt. Das geschah auf Druck der Europäischen Union in Brüssel, welche damit die Monopole der Stromproduzenten aufbrechen und für mehr Wettbewerb sorgen wollten. Als Folge sollten sich die Strompreise für die Verbraucher verringern. Alles fromme Wünsche, wie wir weiter unten sehen werden.
Die neuen Eigentümer der Übertragungsnetze haben fremd klingende Namen, wie: Amprion, Tennet und 50hertz. Nur die baden-württembergische EnBW durfte ihr Netz behalten.
Die neuen Eigentümer der deutschen Höchstspannungsnetze
Noch skurriler wird der Sachverhalt, wenn man sich die Gesellschafter der neuen Eigentümer ansieht. Aus der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass die Stromverteilung in Deutschland seit zwei Jahren u.a. abhängig ist vom niederländischen Staat, von der ERGO Versicherungsgruppe, von der Commerzbank und von einem hierzulande kaum bekannten australischen Infrastrukturfonds.
Amprion:
gehört der Commerzbank, den Versicherungsgesellschaften MEAG (Münchner Rück-ERGO), Swiss Life und Talanx (HDI Versicherungen) sowie dem ärztlichen Versorgungswerk.
21 Prozent gehören weiterhin RWE.
Die heutigen Gesellschaften übernahmen 2011 das Netz von RWE.
Tennet:
gehört zu 100 Prozent dem niederländischen Staat und betreibt dort das Höchstspannungsnetz.
Tennet übernahm 2010 das Stromnetz von Eon.
50hertz:
gehört zu 60 Prozent dem belgischen Netzbetreiber Elia und zu 40 Prozent dem australischen Infrastrukturfonds IFM.
Beide Gesellschaften übernahmen 2010 das Stromnetz von Vattenfall.
EnBW Transportnetze AG:
gehört weiterhin der EnBW, die sich de facto im Besitz des Landes Baden-Württemberg befindet.
Es wird nicht investiert
Die neuen Netzbetreiber sind (wie die früheren EVU) Monopolisten in ihren Verbreitungsgebiet. Dafür haben sie die Verpflichtung übernommen, für die Stromsicherheit in ihrer Region zu sorgen. Dazu gehören u. a. die Anbindung der Offshore Windparks, der Ausbau des Netzes für die Stromdurchleitung vom Norden zum Süden der Republik und die Sanierung der alten Strommasten. Für ihren Kapitaleinsatz billigt das Energiewirtschaftsgesetz den neuen Eigentümern eine Eigenkapitalrendite von 9,05 Prozent zu. Das ist eine stattliche Marge. Trotzdem macht der Netzausbau keine Fortschritte, wie man jeden Tag in den Zeitungen nachlesen kann. Nicht selten müssen sogar polnische und tschechische Netze in Anspruch genommen werden, um Strom von den Ostsee Windparks in den Süden zu leiten. Das ist umso erstaunlicher, als es durch Merkels Hauruckabschaltung der küstennahen Kernkraftwerke Brunsbüttel, Unterweser und Krümmel im vergangenen Jahr eine starke Entlastung gab. Plötzlich standen 3.600 Megawatt an Übertragungsleistung zur Verfügung, ohne neue Trassen zu legen.
Die derzeitigen Netzbetreiber - insbesondere Tennet - begründen ihr Nichtstun damit, dass sie nicht die erforderlichen Investitionsmittel hätten. Auf 15 Milliarden veranschlagt Tennet die Stromanbindung von der Nordsee zum Süden der Bundesrepublik. Ausserdem sei ihr das Haftungsrisiko zu hoch, wenn, etwa aus technischen Gründen, etwas schief gehen sollte. Tennet wird dabei unterstützt von der niederländischen Regierung, welche nicht für den Kapitalbedarf zur deutschen Energiewende bürgen möchte. Eine äusserst unerfreuliche Situation, die bei Vertragsabschluss offensichtlich nicht vorhergesehen wurde. Meinungsverchiedenheiten gibt es auch zwischen Tennet und dem Land Niedersachsen. Das Bundesland möchte, dass Höchstspannungsleitungen, die in weniger als 400 Metern Abstand zu Siedlungen verlaufen, unterirdisch verlegt werden. Der Netzbetreiber sträubt sich dagegen aus Kostengründen.
Der Staat solls richten
Damit die Kuh endlich vom Eis kommt, haben sich vor einigen Tagen Umweltminister Röttgen und Wirtschaftminister Rösler eingeschaltet. Zur Finanzierung der Netzprojekte soll offensichtlich die bundeseigene Bank KfW einspringen. Man spricht von staatlichen Bürgschaften, schliesst aber auch nicht aus, dass sich die KfW sogar unternehmerisch beteiligt. Das würde zu einer neuen einheitlichen Netzgesellschaft unter der aktiven Moderation des Bundes führen. Auch das offensichtlich zu geringe Eigenkapital von Tennet und den übrigen Betreibern will man aus Geldern des Bundes aufstocken. Damit aber noch nicht genug: selbst das Haftungsrisiko möchte Berlin übernehmen. Vor diesem Hintergrund fragt man sich, weshalb 2010/11 der Wechsel bei den Netzbetreibern überhaupt vollzogen wurde? Wäre es nicht besser gewesen bei RWE, Eon und Vattenfall zu bleiben, die aus jahrelanger Erfahrung eine intime Kenntnis der Transportproblematik hatten?
Aber nun ist die staatliche Subventionsmaschine offensichtlich angelaufen; die Energiewende wird eine Veranstaltung zu Lasten Dritter - nämlich der Steuerzahler. Experten haben ausgerechnet, dass dadurch die Durchschnittsfamilie im Jahr mit 200 Euro zusätzlich belastet wird. Geringverdiener muss zukünftig wohl mit staatlichen Zuschüssen geholfen werden, mit einer Unterstützung "Hartz IV elektrisch". Derzeit werden die Hersteller von erneuerbarer Stromenergie (Biomasse, Wind, Sonne) pro Jahr mit 18 Milliarden Euro subventioniert, obwohl der Marktwert ihrer Stromproduktion unter 5 Milliarden Euro liegt. Rechnet man noch zukünftige (sozialisierte) Kosten bei den Betreibern der Gaskraftwerke hinzu, dann hat Frau Merkel eine gigantische Subventionsmaschine in Gang gesetzt.
Die gute alte DDR lässt grüssen.
Sonntag, 1. April 2012
Sinnsprüche (3)
Liebe macht blind,
aber die Ehe stellt das Sehvermögen wieder her.
(Lichtenberg)
*
Die Ehe ist eine Festung.
Die draussen sind wollen rein,
die drinnen sind wollen raus.
*
Eher legt ein Hund einen Vorrat an Würsten an,
als öffentliche Hände
Geld auf die Seite legen.
(Schumpeter)
*
Ein Präsident ist wie ein Friedhofsverwalter:
er hat eine Menge Leute unter sich,
aber keiner hört ihm zu.
(Bill Clinton)
*
Der Fortschritt der Wissenschaft
ist die jeweils letzte Stufe
des Irrtums.
(Linus Pauling)
*
Es gibt nichts Praktischeres
als eine gute Theorie.
(Prandtl)
*
Man kann eine Technologie
nicht mit dem Bundesgrenzschutz durchsetzen.
(v. Bennigsen-Förder)
*
Ich habe versucht die Welt zu verändern.
Das war kein Fehler,
aber eine Illusion.
(Fidel Castro)
*
Jeder Tag bringt neue Chancen.
(Odewald)
*
Die letzte technologische Erfindung,
zu der die SPD ja gesagt hat,
war der Farbfernseher.
(Gerhard Schröder)
*
Alles, was einmal geschehen ist,
kann wieder geschehen.
(Clausewitz)
*
Jede Art zu schreiben ist erlaubt,
nur nicht die langweilige.
(Voltaire)
*
Wenn jeder nur das tun würde,
wofür er bezahlt wird,
dann wäre die Welt in Ordnung.
(Hennies)
*
Nix is heit so wichtig,
dass´s morgen ned scho wieder
wurscht waar.
(Richard Süssmaier, Wies´n-Wirt)
*
No risk, no fun.
*
Man muss nicht alles selbst gesehen haben,
um darüber schreiben zu können.
Beispiele: Schiller hat nie die Schweiz gesehn,
Dante war nie in der Hölle.
*
Das Leben wird vorwärts gelebt
und rückwärts verstanden.
(Soeren Kierkegaard)
*
Die Demokratie lebt von der Vermutung,
dass die 51 Prozent recht haben.
*
Ich feiere das 30. Jubiläum
meines 35. Geburtstags.
(Reagan zum 65. Geburtstag)
*
God made a few beautiful heads,
the rest he covered with hairs.
(Telly Savalas, alias Kojak)
*
Um Geld verachten zu können,
muss man es haben.
(Curd Goetz)
*
Die Bedienung moderner Geräte sollte sein:
"greiseneinfach".
Früher sagte man dazu:
"kinderleicht".
(Bertelsmann-Chef)
*
Der Mensch ist häufig besser als sein Ruf,
aber meist schlechter als sein Nachruf.
*
Auf viele konnte ich zählen,
auf wenige konnte ich rechnen
und nur bei ganz wenigen
musste ich mit allem rechnen.
(Wagner, bei Verabschiedung)
*
Ein wenig Schmeichelei schadet nicht -
vorausgesetzt, man atmet sie nicht zu tief ein.
*
Humor ist der Knopf,
der verhindert,
dass in mancher Situation
der Kragen platzt.
(Ringelnatz)
*
Was immer du tust,
du wirst es bereuen.
(Sokrates)
*
Wenn in den Zeitungen
der "Unternehmer des Jahres" präsentiert wird,
dann sollte man umgehend dessen Aktien verkaufen.
*
Wer lächelt,
zeigt auch Zähne.
(Asiatisches Sprichwort)
*
Es ist besser den Mund zu halten
und für einen Idioten angesehen zu werden,
als den Mund zu öffnen
und jeden Zweifel zu beseitigen.
*
Erfolg im Leben ist:
-etwas sein
-viel Schein
-und sehr viel Schwein.
(Philipp Rosenthal)
*
Wohl denen,
die gelebt haben,
ehe sie starben.
(Marie Luise Kaschnitz)
aber die Ehe stellt das Sehvermögen wieder her.
(Lichtenberg)
*
Die Ehe ist eine Festung.
Die draussen sind wollen rein,
die drinnen sind wollen raus.
*
Eher legt ein Hund einen Vorrat an Würsten an,
als öffentliche Hände
Geld auf die Seite legen.
(Schumpeter)
*
Ein Präsident ist wie ein Friedhofsverwalter:
er hat eine Menge Leute unter sich,
aber keiner hört ihm zu.
(Bill Clinton)
*
Der Fortschritt der Wissenschaft
ist die jeweils letzte Stufe
des Irrtums.
(Linus Pauling)
*
Es gibt nichts Praktischeres
als eine gute Theorie.
(Prandtl)
*
Man kann eine Technologie
nicht mit dem Bundesgrenzschutz durchsetzen.
(v. Bennigsen-Förder)
*
Ich habe versucht die Welt zu verändern.
Das war kein Fehler,
aber eine Illusion.
(Fidel Castro)
*
Jeder Tag bringt neue Chancen.
(Odewald)
*
Die letzte technologische Erfindung,
zu der die SPD ja gesagt hat,
war der Farbfernseher.
(Gerhard Schröder)
*
Alles, was einmal geschehen ist,
kann wieder geschehen.
(Clausewitz)
*
Jede Art zu schreiben ist erlaubt,
nur nicht die langweilige.
(Voltaire)
*
Wenn jeder nur das tun würde,
wofür er bezahlt wird,
dann wäre die Welt in Ordnung.
(Hennies)
*
Nix is heit so wichtig,
dass´s morgen ned scho wieder
wurscht waar.
(Richard Süssmaier, Wies´n-Wirt)
*
No risk, no fun.
*
Man muss nicht alles selbst gesehen haben,
um darüber schreiben zu können.
Beispiele: Schiller hat nie die Schweiz gesehn,
Dante war nie in der Hölle.
*
Das Leben wird vorwärts gelebt
und rückwärts verstanden.
(Soeren Kierkegaard)
*
Die Demokratie lebt von der Vermutung,
dass die 51 Prozent recht haben.
*
Ich feiere das 30. Jubiläum
meines 35. Geburtstags.
(Reagan zum 65. Geburtstag)
*
God made a few beautiful heads,
the rest he covered with hairs.
(Telly Savalas, alias Kojak)
*
Um Geld verachten zu können,
muss man es haben.
(Curd Goetz)
*
Die Bedienung moderner Geräte sollte sein:
"greiseneinfach".
Früher sagte man dazu:
"kinderleicht".
(Bertelsmann-Chef)
*
Der Mensch ist häufig besser als sein Ruf,
aber meist schlechter als sein Nachruf.
*
Auf viele konnte ich zählen,
auf wenige konnte ich rechnen
und nur bei ganz wenigen
musste ich mit allem rechnen.
(Wagner, bei Verabschiedung)
*
Ein wenig Schmeichelei schadet nicht -
vorausgesetzt, man atmet sie nicht zu tief ein.
*
Humor ist der Knopf,
der verhindert,
dass in mancher Situation
der Kragen platzt.
(Ringelnatz)
*
Was immer du tust,
du wirst es bereuen.
(Sokrates)
*
Wenn in den Zeitungen
der "Unternehmer des Jahres" präsentiert wird,
dann sollte man umgehend dessen Aktien verkaufen.
*
Wer lächelt,
zeigt auch Zähne.
(Asiatisches Sprichwort)
*
Es ist besser den Mund zu halten
und für einen Idioten angesehen zu werden,
als den Mund zu öffnen
und jeden Zweifel zu beseitigen.
*
Erfolg im Leben ist:
-etwas sein
-viel Schein
-und sehr viel Schwein.
(Philipp Rosenthal)
*
Wohl denen,
die gelebt haben,
ehe sie starben.
(Marie Luise Kaschnitz)