Sonntag, 16. Januar 2011

"Schwarzgeld" - Transfer aus der Schweiz

Es war in der schönen Schweiz. Wir wollten, mit einigen Anverwandten, in der nahen Grenzstadt Basel den Geburtstag meiner Frau Brigitte feiern. Geplant war ein Abendessen in dem renommierten Hotel "Drei Könige", Übernachtung inclusive und Rückfahrt am folgenden Montag nach Karlsruhe.

Gesagt, getan. Das Dîner im Restaurant, mit Blick auf den Rhein und die Stadtsilhouette, war superb, die Übernachtung in der Suite dem Preis angemessen. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, zückte ich an der Rezeption meine Kreditkarte und bezahlte die Rechnung, welche für einen Rentner durchaus substantiell war. Man wollte mein Auto aus der Tiefgarage holen lassen, es aber vorher noch waschen, was im Hotelservice wohl inbegriffen ist. Somit ergab sich vor der Abreise noch eine kleine Zeitspanne, während der Brigitte und ich noch etwas durch die Altstadt schlendern wollten.

Die Geschäfte der Basler Innenstadt unterscheiden sich von jenen in Karlsruhe sehr vorteilhaft, was die Ladenausstattung und das Angebot anlangt. So kauften wir da und dort eine Kleinigkeit, zum Beispiel in einem Schreibwarengeschäft einige Bogen edlen Briefpapiers, welches zudem noch in eine attraktive Tragtasche verpackt wurde. Auf dem Rückweg konnte ich es mir nicht verkneifen, den Schalterraum einer berühmten Schweizer Bank aufzusuchen und nach einigen Informationsmaterial zur wirtschaftlichen Entwicklung Ausschau zu halten.

In der Zwischenzeit war unser Auto, wohlbepackt und blitzsauber vor der Hoteleinfahrt geparkt. Ich versenkte meine Tragtasche im Kofferraum, gab dem Hotelbediensteten den erwarteten Obolus und fuhr los.

Verfolgt und angehalten

Meiner Veranlagung entsprechend wollte ich mein Auto mit billigerem Schweizer Benzin auftanken, um die Gesamtaufwendungen dieses Kurzurlaubs - relativ - etwas zu drücken. Auf der Suche nach einer Tankstelle fuhren wir kreuz und quer durch die Stadt und dabei hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass mir ein weisses Sportauto folgen würde. Als wir bei der Rheinbrücke ankamen und auf die Zollgrenzstation einmündeten, war das weisse Auto immer noch hinter uns, ja es wechselte sogar - genauso wie wir - öfters die Fahrspur. Kurz vor der Einfahrt in den Zollbereich bog es jedoch in eine unauffällige Sonderspur ab, welche nur für LKWs zugelassen war und die wieder nach Basel zurück führte. Brigitte, welche das ebenfalls beobachtete, konnte noch erkennen, dass der Fahrer bei dieser Gelegenheit sein Handy am Ohr hielt, also offensichtlich (unerlaubterweise) ein Telefonat führte.



Hotel Drei Könige

Wie wir erkennen konnten, winkten die deutschen Grenzbeamten die Autos zügig und ohne Kontrolle durch. Gleiches erwarteten wir bei uns - aber weit gefehlt. Zwei Zöllner nahmen uns von weitem schon ins Visier, es schien, als hätten sie geradezu auf uns gewartet. Man stoppte uns uns sehr bestimmt und dirigierte uns in eine Wartebucht. Dort kontrollierten sie, relativ oberflächlich, unsere Personalausweise, denn Brigittes Ausweis war bereits seit einigen Tagen abgelaufen, ohne dass dies moniert wurde. Stattdessen fragte der (von den Achselklappen her erkennbare) Oberzöllner ganz dediziert und im ernsten Ton: "Führen Sie mehr als 1o.000 Euro Bargeld mit sich?" Mich überraschte und amüsierte dies, denn Bargeld in diesem Umfang habe ich praktisch nie bei mir. Deshalb gab ich etwas flapsig zurück: " Meine Herren, ich habe all mein Geld im Hotel "Drei Könige" abgeliefert". Der Zollbeamte ging auf diesen müden Scherz nicht ein, setzte eine noch ernstere Miene auf und wiederholte: "Ich frage Sie jetzt noch einmal ganz offiziell: haben Sie Bargeld im Wert von über 10.000 Euro bei sich"? Im vollen Bewusstsein meiner Unschuld replizierte ich: "Das würde mich freuen, aber ich glaube nein."



Deutsche Zöllner

Daraufhin befahl uns der sichtlich verschnupfte Oberzöllner auszusteigen und seinen Unterzöllner wies er an, unser Fahrzeug zu durchsuchen. Das geschah nicht nach der üblichen bekannten Methode, wie Kofferöffnen und so, sondern offensichtlich hatte man es auf unsere Tragtaschen abgesehen. Zuerst stürzten sich die Staatsdiener auf meine weisse Tasche mit der ich aus der Bank kam. Als sie dort nur Briefpapier und volkswirtschaftliche Prospekte vorfanden, waren sie sichtlich enttäuscht. Sie liessen noch den Koffer öffnen, in der Brigitte zwei ähnliche Tragtaschen mit ähnlich unverdächtigen Inhalt verstaut hatte. Nun, um die Story kurz zu machen, die Herren Beamten fanden nichts, was zu verzollen war, insbesondere kein Bargeld in grösserem Umfang. Sie winkten mich aus der Bucht und ich konnte mich bei der Abfahrt nicht zurückhalten, sie mit der süffisanten Bemerkung zu trösten: "Meine Herren, nehmen Sie es nicht tragisch, man kann nicht immer fündig werden."

Eine Vermutung

Auf der Rückfahrt nach Karlsruhe besprachen Brigitte und ich diesen Vorfall und wir kamen zu folgender Vermutung: offensichtlich hatte ein "Spitzel" mich bei meinem Abstecher in die Bank beobachtet. Als meine Tragtasche - wegen des Prospektmaterials - beim Verlassen der Bank reichlicher gefüllt war, als beim Eintritt, hatte er wohl vermutet, dass ich dort Geld abgehoben und es (unauffälligerweise) in der weissen Tasche mit dem Aufdruck des Schreibwarengeschäfts verborgen hätte. Vermutlich wird er bereits beim Hotel die Grenzbeamten informiert haben, mich aber noch bis zur Zollstation begleitet haben um mich dort "sicher" zu übergeben. Der Rest ist bekannt.

Die deutschen Zollbeamten konnten eines nicht wissen: noch nie hatte ich - obwohl ich schon sehr oft die schöne Schweiz besucht habe - das Bedürfnis gefühlt, dort ein Bankkonto zu eröffnen. Bekanntermassen sind die Zinsen (und damit die Rendite) in der Schweiz noch geringer als in Deutschland. Lohnen würde sich eine derartige Transaktion also nur mit unversteuertem Schwarzgeld, am Finanzamt vorbei.

Aber das überlasse ich Zumwinkel & Co.

1 Kommentar:

  1. Wenn ich mal wieder in die Schweiz komme versuche ich das nachzumachen.Wann bekommt man denn schon das Gefühl vermittelt zu den "Großkopfeten" zu gehören?

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