Sonntag, 6. Februar 2011

Bill Gates sponsert Atomkraftwerke

Bill Gates ist ein modernes Genie, auch wenn er sein Hochschulstudium an der Universität Harvard schon nach zwei Jahren abgebrochen hat. Genial war er als Programmierer von Computern und ebenso genial als Unternehmer bei der wirtschaftlichen Verwertung dieser Programme. Die Firma "Microsoft Incorporation" war sein Werk; von 1975 bis 2007 fungierte er als Leiter der Entwicklungsabteilung und als Chef des Aufsichtsrats.

Während dieser Tätigkeiten akkumulierte Bill Gates ein Vermögen von rd. 30 Milliarden Dollar. Vor einigen Jahren haben Bill und seine Frau Melinda (eine ehemalige Programiererin bei Microsoft) ihr gesamtes Privatvermögen in eine Stiftung eingebracht, die sog. "Bill & Melinda Gates Foundation". Schwerpunkte des Stiftungsprogramms sind die Bekämpfung der Malaria und der Kinderlähmung - sowie die Entwicklung von neuartigen Kernreaktoren.


Bill Gates und seine Frau Melinda

Denn Bill Gates verfolgt denTraum von sicherer und sauberer Atomenergie. Er will ihn durch die Entwicklung von Kernreaktoren verwirklichen, welche jahrelang ohne Wartung Strom produzieren können und dabei möglichst wenig Uran verbrauchen. Dafür hat er vor wenigen Monaten die Energiefirma und Ideenschmiede "TerraPower" gegründet, an der auch das japanische Unternehmen Toshiba beteiligt ist, einer der grössten Anbieter von Kernkraftwerken weltweit.

Die nukleare Sicherheit steht bei diesen neuartigen Reaktoren an vorderster Stelle, deshalb will er bei TerraWatt das schon bekannte "Laufwellen-Prinzip" (englisch: travelling wave) zur Baureife weiter entwickeln.Bei dieser Betriebsart wandert die (schmale) Zone der Kernspaltung langsam durch den Brennstoffkern, während diese bei den heutigen Reaktoren sehr voluminös ist und an Ort und Stelle verharrt.

Die Betriebsweise eines solchen Reaktors kann man mit einer Kerze vergleichen. Diese brennt in einer schmalen Zone von oben nach unten ab und braucht dadurch ihren Vorrat an Wachs (=Brennstoff) auf. In Japan gibt es ein ähnliches Projekt, das folgerichtig "Candle" heisst. In analoger Weise planen die Kerntechniker bei TerraPower einen Reaktor, der einmal mit Brennstoff aufgefüllt wird und danach - jahrzehntelang - Strom und Wärme liefert. Die Brennzone wandert von oben nach unten, wie die Abbildung zeigt. Im jeweiligen Betriebszustand befindet sich unten der frische Brennstoff, oben der abgebrannte Brennstoff.


Der Laufwellenreaktor in schematischer Darstellung und in zwei verschiedenen Abbrandstufen.
Rechts zum Vergleich eine abbrennende Wachskerze.

Ein solches Kernkraftwerk, wenn es je funktionieren sollte, hätte beträchtliche Vorteile gegenüber heutigen Atomreaktoren. So könnte es, aus physikalischen Gründen, nicht "durchgehen"; ein zweites Tschernobyl wäre damit nicht zu befürchten. Und es würde den Brennstoff viel effizienter nutzen. Angereichertes Uran wäre - ausser für eine kurze Anfangsphase - nicht notwendig. Zur Beladung würde man abgereichertes Uran verwenden, das es in grosser Menge gibt. Allein mit den derzeit 700.000 Tonnen  abgereicherten "Abfalluran" in den USA könnte man die weltweite Stromversorgung über tausend Jahre sicherstellen!

Entfallen würden die kostenträchtigen Prozessschritte Anreicherung und Wiederaufarbeitung sowie (weitgehend) die Abfallentsorgung, welche auch politisch heikel sind (Proliferation!).  Wahrscheinlich könnte man bei diesem Reaktortyp sogar die Kontrollstäbe einsparen, da er mit relativ kleiner Leistung betrieben wird. Ein Slogan aus den 70er Jahren würde Auferstehung feiern: "Small is beautiful".

Aber so weit ist man noch lange nicht. Derzeit simuliert die Entwicklerfirma TerraPower mit ihren Supercomputern erst die Neutronik der Brennzone. Bis zu einem realen Reaktor mit seinen technischen Einbauten und Kühlsystemen ist noch ein weiter Weg. Aber Bill Gates, erst 55 Jahre alt, hat grosse finanzielle Ressourcen. Bis zu seinem Tod möchte er 95 Prozent seines Gesamtvermögens für technische und medizinische Zwecke spenden. Lediglich 0,02 % will er seinen zwei Töchtern Jennifer und Phoebe sowie seinem Sohn Rory vererben.

Damit erhält jedes der drei 10 Millionen US-Dollar.
Arme Kinder!

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