Sonntag, 28. November 2010

Stuttgart 21: pro und contra

Stuttgart 21 - kurz: S 21 - ist in aller Munde, obschon nicht jeder weiss, was wirklich darunter zu verstehen ist. Nun, im Grunde besteht dieses Grossprojekt aus drei Teilprojekten, wovon der tiefgelegte Durchgangsbahnhof (anstelle des derzeitigen Kopfbahnhofs) mit seiner Anbindung an den Flughafen das wichtigste ist. Eine Neubaustrecke über die Schwäbische Alb mit einem 33 Kilometer langen Tunnel zwischen Wendlingen und Ulm ersetzt die sog. Geislinger Steige und, gewissermassen als Bonus, erhält die Stadt Stuttgart wegen der abgeräumten Gleise des Altbahnhofs in Zukunft ca. hundert Hektar Bebauungsfläche in bester Innenstadtlage.

Die Position der Parteien

Die konkreten Planungen für Stuttgart 21 begannen im Jahr 1994. Mehr als 60 Alternativen wurden geprüft; die Variante K 21, ein modifizierter Kopfbahnhof, war sogar Gegenstand eines Verwaltungsgerichtsverfahren in Mannheim und fiel dort durch. Über 11.000 Einsprüche von Bürgern und Verbänden wurden abgehandelt. Das Projekt wurde über 200 mal im Gemeinderat Stuttgart diskutiert und 146 mal im baden-württembergischen Landtag - jeweils in öffentlichen Sitzungen. Zehn Jahre lang war ein ein Grossmodell von S 21 im Turm des Stuttgarter Bahnhofs ausgestellt. Im Jahr 2009 erhielt das Projekt endlich die sog. Planfeststellung, d. h. die Baugenehmigung.
Anfang 2010 wurden Verträge zwischen Bund, Land, Stadt und der Deutschen Bundesbahn AG unterschrieben und mitte des Jahres rückten die Bagger an, um einige Vorbauten des alten Bahnhofs sowie einige Bäume im Stadtgarten zu fällen. Es kam zu öffentlichen Demonstrationen, die zum Teil gewalttätig waren. Nun positionierten sich auch einige politische Parteien neu. Die Grünen, welche vorher in Bund und Land das Projekt S 21 voll mitgetragen hatten - immerhin war es ein Eisenbahnprojekt - wandten sich ab und erklärten das Vorhaben für zu teuer und zu riskant; sie wollten den Kopfbahnhof beibehalten und ausbauen. Die SPD steht zwar - formal - noch zu S 21, will aber ihre endgültige Position von einem Volksentscheid abhängig machen; ausserdem zog sie ihren Projektsprecher, den Landtagsvizepräsidenten Wolfgang Drexler, zurück. Unverändert zu S 21 stehen die FDP und die CDU.
Signet der Gegner des Projekts Stuttgart 21

Im Oktober 2010 einigten sich die politischen Parteien und die Projektparteien (Land, Stadt und Bundesbahn) darauf, im Rahmen einer Schlichtung nochmals alle Fakten auf den Tisch zu legen. Als Schlichter schlugen die Grünen den in Baden-Württemberg (Oberndorf) geborenen und ehemaligen Bundesminister Dr. Heiner Geißler vor; die CDU war einverstanden, die FDP erst nach einigen Vorbehalten. Geißler identifizierte ein knappes Dutzend Sachgebiete, die im Stuttgarter Rathaus vor laufenden Kameras der TV-Sender Phönix und SWR öffentlich diskutiert werden sollten. Gegner und Befürworter durften jeweils sieben Mitglieder benennen, die ihrerseits durch Experten unterstützt werden konnen.

Einige Themen der Schlichtung

Der Durchgangsbahnhof S 21 und die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen-Ulm schaffen neue Direktverbindungen mit kürzeren Fahrzeiten. So wird die Strecke Köln-Ulm um 80 Minuten, die Strecke Karlsruhe-Flughafen Stuttgart um 45 Minuten schneller. Im Regionalverkehr entstehen zahlreiche umsteigfreie Direktverbindungen... Die Gegner sprechen von einem menschenfeindlichen Tunnelbahnhof bzw. Kellerbahnhof und vermissen einen integrierten Taktfahrplan nach Schweizer Vorbild. Eine Verringerung des Flugverkehrs sei ebenfalls nicht zu erwarten.

Die Befürworter von S 21 sehen eine verkehrliche Magistrale von Paris bis Bratislava, dessen Herzstück Stuttgart ist. Auch die Europäische Union ist dieser Meinung, weshalb sie das Projekt mitfinanziert. Die europäischen Partner im Westen und die Zukunftsmärkte im Osten werden näher an Baden-Württemberg heranrücken. Im Falle der Nichtrealisierung der Magistrale besteht die Gefahr, dass B-W wegen seines veralteten Gleissystems über Frankfurt, Würzburg, Nürnberg, München etc. umfahren wird... Die Gegner halten den Begriff Magistrale für eine Kopfgeburt und einen Marketing-Gag, weil Stuttgart hinreichend zentral liege und seine Bedeutung immer behalten werde.

Die Gegner von S 21 schlagen einen modernisierten Kopfbahnhof K 21 vor. Er soll auf des Basis des gegenwärtigen Bahnhof abschnittsweise realisiert werden, einschliesslich eines Abstellbahnhofs in Obertürkheim und einer Anbindung an den Flughafen. So könne flexibel auf die jeweilige Finanzsituation reagiert werden. In summa sei der 16-gleisige Kopfbahnhof K 21 leistungsfähiger als der 8-gleisige Durchgangsbahnhof S 21...Für die Befürworter von S 21 ist K 21 lediglich ein Phanton. Es gibt dafür keine Planung, keine Genehmigung und keine Finanzierung. Die Modernisierung des Stuttgarter Bahnhofs würde um 30 bis 40 Jahre hinausgezögert werden. Ausserdem müsste für die Umbaumassnahmen der Betrieb des gegenwärtigen Bahnhofs stark eingeschränkt werden.

Grosse geologische Risiken sehen die Gegner von S 21 bei der Tieferlegung des Stuttgarter Durchgangsbahnhofs und bei dem Tunnel der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Diese seien bedingt durch den karstigen, löcherigen Untergrund und durch Anhydridschichten, welche in Verbindung mit Wasser aufquellen könnten. Des weiteren seien die Bad Canstatter Mineralquellen in Gefahr, weil sie durch Grundwasser kontaminiert werden könnten... Die Befürworter boten für diese beiden Themenkreise zwei sehr kompetente Experten auf, die überzeugend darstellen konnten, dass man den Verlauf der geologischen Schichten durch Probebohrungen sehr genau kenne und mit der heutigen Tiefbautechnik darauf reagieren könne. Ausserdem gebe es reichlich Erfahrung durch die vielen Strassenbahntunnels, von denen die Stuttgarter Innenstadt durchzogen sei und wo ähnlichen Problemen erfolgreich begegnet worden ist.

Die Befürworter von S 21 verweisen darauf, dass durch den Rückbau des riesigen Gleisfeldes des heutigen Kopfbahnhofs ein Areal von 100 Hektar in bester Lage für die Stadtentwicklung zur Verfügung stehen würde. Darauf könnten 11.000 Wohnungen und Geschäftsbauten entstehen und 20.000 Arbeitsplätze geschaffen werden... Die Gegner bezweifeln, dass die kleinteilige Wohnbebauung auf diesen Flächen wirklich umgesetzt wird; wahrscheinlicher sei eine Ansammlung öder Bank- und Versicherungsbauten. Sie verweisen auf das abschreckende Beispiel des Europaviertels mit seiner zu dichten Bebauung und architektonischen Verhunzung.


Signet der Grünen für die Beibehaltung des Kopfbahnhofs

Kosten und Finanzierung

Unerbittlich gestritten wurde über die Kosten des Tiefbahnhofs sowie der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Auch über die Ausstiegskosten im Falle einer Annullierung der bereits abgeschlossenen Verträge konnte man sich nicht einigen, sodass drei Wirtschaftsprüfungsfirmen mit der Analyse dieser Zahlen beauftragt wurden. Die Bahn schätzt die Kosten für S 21 auf 4,o88 Milliarden Euro und benennt 4,5 Milliarden als obere Grenze. Die Grünen rechnen mit mindestens 5,6 bis 6 Milliarden Euro. Die Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers und Susat GmbH stützen die Angaben der Bahn; der dritte, die Märkische Revision, sieht ein gewisses Risiko für die Überschreitung der Grenze von 4, 5 Milliarden.

Die Neubaustrecke wird von der Bahn mit 2,89 Milliarden veranschlagt; die Wirtschaftsprüfer stützen diese Zahl. Die Grünen gehen von 4,5 Milliarden Euro aus. Die sog. Ausstiegskosten bewertet die Bahn mit 1,5 Milliarden und erhält dafür ebenfalls das Votum der Prüfer. Die Kritiker von S 21 sehen es mit 0,6 Milliarden Euro weitaus geringer.

Die Finanzierung der o. g. Kosten für S 21 in Höhe von 4,5 Milliarden erfolgt durch Bahn (1747 Millionen Euro), Bund/EU (1229), Land (930), Stadt (291), Flughafen (227), und Region (100). Die Gegner sehen die Projektkosten nicht finanziert, u. a. deswegen, weil der Bund derzeit kein Geld hat.

Die Protagonisten

Die Schlichtungsverhandlungen waren auf 6 Tage angesetzt und wurden auf 8 Tage verlängert. Insgesamt dauerten sie über 60 Stunden, die komplett durch Phönix-TV übertragen wurden. Einen Grossteil davon habe ich mir angesehen. Das genügt, um einen Eindruck von den Hauptdarstellern zu gewinnen.

Heiner Geißler war der Chef im Ring. Als CDU- und Attac-Mitglied gleichzeitig, konnte er zu beiden Seiten gleichermassen Distanz halten. Und seine Erfahrung als langjähriger Generalsekretär der schwer zu bändigenden CDU-Partei blitzte immer wieder durch. War er früher ein jesuitischer Schlaufuchs, so ist der inzwischen 80-jährige zu einem sympathischen Troll mit Dalai Lama-Lachfalten mutiert. Und seine Lateinkenntnisse sind immer noch präsent, wenn er Gegner und Befürworter mit Sentenzen traktiert wie: "Nondum omnium dierum solem occidisse". Er hätte auch ganz einfach sagen können: "Noch ist nicht aller Tage Abend".

Der Bahnvorstand Volker Kefer war für mich die Überraschung der Veranstaltung. Er ist fachlich enorm kompetent und besitzt gleichzeitig eine freundliche bis verschmitzte Aussstrahlung, an der alle rüden Angriffe der S 21-Gegner einfach nur abprallen..Bestens unterstützt wurde er dabei von der baden-württembergischen Verkehrsministerin Tanja Gönner. Diese sympathische Politikerin mit der Kurzhaarfrisur ergänzte Kefer aufs beste in allen juristischen Fragen; ihre Vita als gelernte Rechtspflegerin und spätere Anwältin für Insolvenzrecht kam ihr dabei entgegen. Ministerpräsident Stefan Mappus, der wegen einer Asienreise nur zeitweise anwesend sein konnte, verteidigte das Projekt sehr gekonnt, insbesondere gegen den Bundestagsabgeordneten der Grünen, Winfried Hermann, der gleichzeitig machtvoller Vorsitzender des Berliner Verkehrsausschuss ist. Mappus versucht offensichtlich von seinem Rambo-Image wegzukommen; es schien, als habe er Kreide gefr...

Auf seiten der Gegner von S 21 stach besonders der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hervor. Seine analytischen Kenntnisse als gelernter Mathematiker blitzten besonders bei den Fahrplandiskussionen immer wieder auf. Ansonsten gerierte er sich als gnadenloser Populist mit offensichtlichem Interesse für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters oder für ein Ministeramt, falls die Grünen tatsächlich stärkste Partei bei den Wahlen im März nächsten Jahres werden sollten. Winfried Kretschmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen und ehedem Lehrer in Stuttgart spielte den seriösen Part und überzeugte viele mit seinen Argumenten. Lautstarke Aussenseiter waren Gangolf Stocker vom Aktionsbündnis gegen S 21 und Hannes Rockenbauch vom Bündnis Stuttgart Ökologisch Sozial (SÖS). Insbesondere letzterer fiel mehr durch schnoddrige Zwischenrufe als durch fundierte Sachbeiträge auf. Zeitweise entschuldigte er sich beim Vorsitzenden Geißler, weil er mal wieder demonstrieren gehen wollte. Ein Experte der besonderen Art war der schon genannte Grünen-Abgeordnete Winfrid Hermann, ehedem Lehrer an der Volkshochschule Stuttgart. Er sitzt in Berlin an zentraler Stelle bei der Vergabe von Finanzmitteln für Verkehrsprojekte und kann sicherlich viel Sand in S 21 streuen.

Nochmals zurück zu Heiner Geißler. Er soll bis Dienstag einen Kompromiss finden, wo es offensichtlich keinen gibt. Aber als langjähriger Politiker wird er auch diese Aufgabe meistern. In Stuttgart mutmasst man folgendes:

Heiner wird vorschlagen den derzeitigen Kopfbahnhof tiefer zu legen.

Sonntag, 21. November 2010

Promovieren beim Stalinpreisträger

Als ich Professor Riehl wegen eines Doktorthemas in seinem Arbeitszimmer beim Physikinstitut Maier-Leibnitz aufsuchte, sass er hinter seinem Schreibtisch und paffte eine dicke Zigarre. So habe ich ihn später noch oftmals gesehen und ganz selten ohne Zigarre. Er überraschte mich, indem er gleich nach der freundlichen Begrüssung fragte: " Was wissen Sie über Festkörperphysik?" Meine Antwort: "Nicht besonders viel, Herr Professor". Darauf Riehl: "Dann sind Sie für mich der richtige Mann. Sie werden eine Arbeit über strahleninduzierte Schäden an Festkörpern machen". Das Thema war damals heiss, denn wenige Monate vorher, im Oktober 1957, war im britischen Forschungszentrum Windscale einer der beiden Reaktoren durchgegangen, weil die strahleninduzierten Schäden an Grafit (sog. Wigner-Effekt) nicht richtig ausgeheizt worden waren. Es kam zu Brennelementschäden, Jodaustritt und Milchverseuchung im umgebenden Gelände, was zu weltweiter negativer Berichterstattung führte.

Professor Dr. Nikolaus Riehl (1901 - 1990) bei seinem Domizil in München (um 1987)

Ich sollte jedoch nicht Grafit studieren (Riehl: "Das machen jetzt die Engländer schon zur Genüge"), sondern stattdessen Kupfer, ein Metall mit wohldefinierten Eigenschaften. Ausserdem sollte ich nicht Neutronen, sondern Alphateilchen und Rückstossatome zur Bestrahlung verwenden. Riehl warnte mich ehrlicherweise noch vor der bescheidenen apparativen Ausstattung seines Bereichs: "Das Festkörperlabor ist erst im Aufbau; Sie müssen sich das notwendige Instrumentarium selbst beschaffen oder zusammenbauen". Diese offene Auskunft erschreckte mich nur mässig, denn längst hatte ich eine Idee, wie ich meine Doktorarbeit schnell durchziehen konnte. Das verriet ich "Papa Riehl" aber nicht.

Da mir das Gebiet der Veränderung der Materie durch Bestrahlung total fremd war, musste ich mich zuerst einlesen. Die Fachliteratiur war durchgängig anglo-amerikanisch, da bis vor wenigen Jahren den Deutschen die Hantierung mit Strahlenquellen noch verboten war. So las ich denn eifrig die Zeitschrift "Physical Review" zum Thema "radiation damage". Die Autorennamen Seitz, Dienes, Mullins etc. sind mir daraus auch heute noch in Erinnerung.

Die Idee

Als ich genügend Literaturkenntnisse angehäuft hatte, machte ich mir einen Plan, wie ich bei meiner Arbeit vorgehen wollte. Vereinfacht gesagt ging es darum, einen Kupferblock verschiedenen Bestrahlungen zu unterziehen und danach seine Oberfläche und sein Inneres auf Veränderungen zu durchmustern. Hierzu benötigte ich eine grosse Anzahl von Gerätschaften und Instrumenten bis hin zum Elektronenmikroskop. Nichts davon war im Riehl´schen Institut vorhanden. Und hier setzte meine Idee ein, die ich oben schon angedeutet habe, ohne sie jedoch genauer zu erläutern. Sie lautete ganz schlicht: "alles existiert schon, man muss es nur finden". Übertragen auf meine damalige Situation bedeutete dies: "Nichts beschaffen, keine Versuchsapparaturen selbst aufbauen, sondern bei anderen Labors und Instituten, welche diese Geräte bereits besitzen, als Gast experimentieren."

Und Institute und Laboratorien gab es damals an der Universität und der Technischen Hochschule München zuhauf. Die Physikinstitute bei Gerlach und Joos kannte ich aus eigener Anschauung; daneben waren aber auch die Abteilungen der Physikochemie , des Maschinenbaus und der Mineralogie apparativ gut ausgestattet. Und überall gab es auskunftsfreudige (meist ältere) Konservatoren, die jedes Gerät und seinen Standort in der Landeshauptstadt kannten und bereit waren, mir Empfehlungen an ihre dortigen Kollegen mitzugeben.

So ergab es sich, dass ich mit meinen Kupferklötzen fast ständig auf Wanderschaft war und in München von einem Institut zum anderen pendelte. Bei den Metallkundlern benutzte ich deren ausgezeichnete Lichtmikroskope , bei den Mineralogen borgte ich mir die Kristalloflexgeräte für Debye-Scherrer-Aufnahmen aus und am 2. Institut der Uni bei Professor Rollwagen war ich Gastforscher am dortigen Elektronenmikroskop für Oberflächenabbildungen und zur Elektronenbeugung. Alle Geräte waren in der Regel bestens justiert und überall gab es hilfreiche Assistenten, wenn ich den Namen Maier-Leibnitz als "Türöffner" fallen liess. (Später, als Brüterprojektleiter in Karlsruhe, habe ich auch die entgegengesetzte Arbeitsweise erfahren und mich oft darüber geärgert: da gab es Forscher in bestens ausgestatteten Labors, die von ihrem Gerätefetischismus nicht abzubringen waren und jede neue Aufgabe erst mit einer 6 bis 12-monatigen Beschaffungsorgie beginnen mussten.)

Der Effekt

Eine Doktorarbeit anzufangen ist viel leichter, als sie zu beenden. Im Grunde gibt es dafür drei Möglichkeiten. Der Doktorand kann seinen Doktorvater mit einer riesigen Versuchsapparatur beeindrucken, die vom Aufwand her schon doktorwürdig ist und an der andere später weiter experimentieren können. Oder er produziert eine grosse Datenmenge, die zwar niemanden sonderlich interessiert, welche aber vielleicht Eingang in die Gmelinsche Datensammlung findet. Oder - und das ist der Glücksfall - man findet einen "Effekt". Das muss nicht immer gleich etwas Nobelpreisverdächtiges wie im Falle von Mössbauer sein. Es genügt, dass man ein überraschendes Ergebnis findet, das sich visuell gut darstellen lässt und - das ist wichtig - welches die Physikerkollegen als Effekt akzeptieren.

Ich hatte das Glück bei meiner Doktorarbeit einen solchen Effekt zu finden. Bei den Untersuchungen mit dem Elektronenmikroskop stellte ich nämlich fest, dass die ursprünglich raue geätzte Kupferoberfläche sich durch die Bestrahlung mit Alphastrahlen zunehmend glättete. Der Effekt war so überraschend eindeutig und optisch so gut darstellbar, dass Professor Riehl mich aufforderte, nach ein paar Kontrollversuchen an Bor mit den Experimenten aufzuhören und die theoretische Erklärung für dieses Phänomen zu suchen. Ich bot hierfür die Diffusion an, welche nach meiner rechnerischen Abschätzung den Massentransport bewirken konnte. Offensichtlich waren die Gitteratome des Kupfers durch die Bestrahlung beweglich geworden und hatten sich auf andere Potentialplätze begeben. Die bestrahlungsinduzierte Produktion von Leerstellen erhöhte nach meinen Rechnungen die Diffusionskonstante um mehrere Zehnerpotenzen und war wohl für die Einebnung der Kupferoberfläche verantwortlich.

Kupferoberfläche im Elektronenmikroskop; unbestrahlt (links) und bestrahlt (rechts)

Mitte 1959, nach eineinhalb Jahren, war ich in der Lage die Experimente und Theorien abzuschliessen und meine Doktorarbeit zusammen zu schreiben. Das war kein grosser Aufwand, denn 39 Schreibmaschinenseiten waren schnell getippt. Weitere zwei Monate bereitete ich mich auf das Rigorosum vor, bei dem mich Riehl, Maier-Leibnitz und der Theoretiker Hettner ausfragen wollten. Riehl war, wie beim Doktorvater zu erwarten, milde in seinen Fragen; ML liess sich die verschiedenen, damals bekannten Beschleunigertypen erklären und Hettner erkundigte sich über meine Kenntnisse in Thermodynamik. Im Grunde war die Doktorprüfung eine Reprise des Hauptdiploms. Die gelehrten Herren gaben mir, etwas grosszügig wie mir schien, eine Note die zwei Stufen über "rite" lag und damit hatte ich in zwei Jahren den Dr. rer. nat. geschafft - vom Beginn des Studiums an gerechnet in 14 Semestern.

Mein Doktorthema fand in der Folge noch einige Fortsetzungen. Besonders gefreut habe ich mich über die Habilitationsschrift meines Betreuungsassistenten Dr. Rudolf Sizmann. (Bestrahlungssimulierte Diffusion an Metalloberflächen, 1962) und über die Doktorarbeit meines späteren Freundes Ulrich Däunert, der 1964 mit dem Thema Bestrahlungsstimulierte Einebnung von Kupferoberflächen promovierte.

Meine Arbeit durfte ich, wie es damals üblich war, bei der Physikertagung vortragen. Sie fand in Erlangen statt und der Aufwand dafür (früh hin, abends zurück, 2. Klasse Bahn) war überschaubar. Meine verschiedenen Gastgeber an der genannten Münchener Instituten berechneten mir keine Gebühren, sodass als Kosten im wesentlichen nur einige Merk-reine Materialien zu Buche schlugen.

Insgesamt hat meine Doktorarbeit dem Institut Riehl so um die tausend Mark gekostet.

Sonntag, 14. November 2010

Die "Heimkehr der Zehntausend"

An der Rückkehr von Nikolaus Riehl samt Familie und Gefährten war der damalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer massgeblich beteiligt. Er nutzte die Gunst der Stunde als 1953 Stalin gestorben war und in der Sowjetunion eine neue politische Generation das Ruder ergriff. Der nunmehrige Parteichef Nikita Chruschtschow war zwar von Emotionen getrieben, aber er brachte auch Bewegung in die seit zehn Jahren festgefahrene Politik zwischen der westdeutschen Bundesrepublik und der UdSSR. Unterstützt wurde er dabei von seinem Ministerpräsidenten Nicolai Bulganin, dem aber noch eine Zeitlang Aussenminister Molotow als "Bremser" beigegeben war.

Die Rückkehrer

Über die sowjetische Botschaft in Paris wurden im Frühjahr 1955 die ersten diplomatischen Fäden geknüpft und schon im September des gleichen Jahres flog Adenauer zu einem Staatsbesuch in die Sowjetunion. Beide Seiten verbanden mit diesem ersten Kontakt unterschiedliche Erwartungen. Die Sowjets wollten diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland aufnehmen; die deutsche Seite war daran interessiert, die restlichen Kriegsgefangenen aus der UdSSR zurück zu holen. Damals befanden sich noch knapp 10.000 Wehrmachts- und Waffen-SS-Soldaten sowie rund 20.000 politisch inhaftierte Zivilisten in sowjetischer Gefangenschaft - wozu auch die deutschen Wissenschaftler um Riehl gehörten.


Briefmarke (1953) zum Gedenken an die deutschen Kriegsgefangenen

Über die Kriegsgefangenen war man sich schnell einig; die Freilassung der Zivilinternierten wurde kurz vor dem Ende der offiziellen Verhandlungen in einem persönlichen Gespräch zwischen Adenauer und Bulganin vereinbart. Bei der russischen Bevölkerung war die Freilassung der deutschen Kriegsgefangenen übrigens äusserst unpopulär, da die massiven Kriegsschäden noch überall zu besichtigen waren. Auch die DDR kritisierte die Einigung zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion heftig, da sie nicht an die gewünschte diplomatische Anerkennung ihres Landes gekoppelt war.

Im Oktober 1955 kamen die ersten Rückkehrer in den Grenzorten Friedland und Herleshausen an. Die sogenannte "Heimkehr der Zehntausend" war ein Ereignis, das die deutsche Öffentlichkeit im Innersten berührte und massgeblich zu Adenauers langer Regentschaft als Bundeskanzler beitrug. Die "Spätheimkehrer" erhielten pro Jahr Gefangenschaft 360 D-Mark Entschädigung - das Vaterland liess sich nicht lumpen. Den Wissenschaftlern machte man Stellenangebote entsprechend ihrer beruflichen Erfahrung. So wurde Günter Wirths ranghoher Manager bei der Brennelementefirma Nukem, H-J Born, K. G. Zimmer und A. Katsch bekamen Institutsleiterposten beim Kernforschungszentrum Karlsruhe angeboten. Nikolaus Riehl wurde, wie früher bereits vermerkt, Professor für Festkörperphysik im Institut von Maier-Leibnitz an der Technischen Hochschule München.



Mutter eines Kriegsgefangenen dankt Bundeskanzler Konrad Adenauer nach seiner Rückkehr aus Moskau auf dem Flughafen Bonn/Köln

Als Diplomand bei Maier-Leinitz

An die Einführung von Riehl im Institut kann ich mich nicht mehr erinnern, da ich zu jener Zeit (um 1956) ganz in meine Diplomarbeit vertieft war. Das Thema war durchaus interessant (Messung der Feinstruktur von Alphastrahlen am Ende der Bragg-Kurve), aber der Weg dorthin erwies sich als sperrig. Ich musste mir alle Messgeräte für dieses kernphysikalische Thema selbst zusammen basteln und das waren nicht wenige: eine Ionisationskammer, Zählgeräte mit Untersetzer und Vielkanalanalysatoren sowie ein siebenstufiger Impulsverstärker. Insbesondere der Bau des Verstärkers war sehr zeitaufwendig, denn die damals noch daumendicken Elektronenröhren hatten die unangenehme Eigenschaft zu oszillieren, sodass am am Schluss meist ein Sender herauskam. Diese "Radiobastelei" bei ML ging mir gewaltig auf die Nerven; ich war einfach nicht der Typ für derlei Aufgaben.

Nun, durch allerlei Abschirmtricks konnte ich das Schwingungsproblem beheben und endlich die eigentlichen Messungen an den Alphastrahlen erledigen. Mein Chef Maier-Leibnitz schien einigermassen zufrieden zu sein, denn mit zehn Semestern liess er mich zur Hauptdiplomprüfung zu und bot mir danach sogar eine Doktorarbeit auf einem ähnlichen Gebiet an. Damit hatte ich insgeheim gerechnet, ich war aber entschlossen abzulehnen und hatte mir dafür bereits eine Strategie zurecht gelegt: ich bedankte mich höflich für sein Angebot, fragte aber keck, ob ich nicht ein Thema aus der Festkörperphysik bearbeiten dürfe - zur Erweiterung meiner Physikkenntnisse. ML war etwas überrascht, ging aber auf den Vorschlag ein und schickte mich zu seinem Kollegen Professor Riehl, dem ich meinen Wunsch vortragen sollte.

Das war mir sehr recht, denn für Riehl hatte ich eine weitere Strategie parat.

Sonntag, 7. November 2010

Deportiert in die Sowjetunion

Als die alliierten Truppen 1945 in Deutschland einrückten, befanden sich die meisten Laboranlagen für das Projekt "Uranmaschine" in der sog. Westzone; die Fabriken zur Herstellung des Urans waren jedoch in der "Ostzone", also im Einzugsbereich der Sowjets, lokalisiert. Wenige Tage vor Eintreffen der russischen Besatzungstruppen bombardierten die Amerikaner das in Oranienburg, nördlich von Berlin, gelegene Werk der Auergesellschaft, einer Tochterfirma der Degussa, und schlugen alles kurz und klein. Der Plan der Sowjets, diese Anlagen zum Aufbau eines eigenen Atomprogramms zu nutzen, war damit fürs erste verhindert. Der "Kalte Krieg" hatte begonnen.

In der Folge demontierten die Russen trotzdem alles, was von dem Werk übrig geblieben war. Alle Restmaterialien bis zur (buchstäblich) letzten Schraube wurden auf Eisenbahnwaggons verladen und in die UdSSR befördert. Zur gleichen Zeit wurden die Wissenschaftler, welche im Osten am deutschen Uranprogramm mitgewirkt hatten, ausfindig gemacht und in Berlin interniert. Dies waren u. a. Gustav Hertz, Manfred von Ardenne, Günther Wirths, K. G. Zimmer, H. J. Born und Nikolaus Riehl. Letzterer war den Besatzern besonders wichtig, denn der 38-jährige Riehl war der technische Direktor des Uranbetriebs bei der Auergesellschaft gewesen. . Er sprach perfekt russisch, weil er als Sohn eines deutschen Siemensdirektors und einer russischen Mutter die ersten 17 Jahre (bis zum Ausbruch der Oktoberrevolution) in St. Petersburg verbracht hatte. Später studierte Riehl Physik in Berlin, wo er bei Otto Hahn promovierte und habilitierte. Er galt als einer der ersten Festkörperphysiker in Deutschland und hatte sich einen internationalen Ruf auf dem Gebiet der Lumineszenz und der Leuchtstoffröhren erworben.

Die genannten Wissenschaftler wurde neben Dutzenden weiterer - zusammen mit ihren Frauen und Kindern(!) - in die Sowjetunion deportiert und auf verschiedene Orte in diesem riesigen Land verteilt. Riehl und seine Kollegen waren in einer ehemaligen Munitionsfabrik 70 Kilometer östlich von Moskau untergebracht. Ihnen wurde unmissverständlich befohlen aus den Überbleibseln der Oranienburger Anlage auf dem schnellsten Weg eine Fabrik zur Gewinnung von Uranmetall und Uranoxid aufzubauen. In diesem jämmerlichen Provinzort namens Ferrostal - der aus Geheimschutzgründen auf keiner Landkarte verzeichnet war - standen sie während der folgenden fünf Jahre unter direkter Aufsicht des sowjetischen Atomministers Sawenjagin, welcher früher Stellvertreter des gefürchteten Geheimdienstchefs Beria war.


Nikolaus Riehl versucht sich als Reiter

Der Druck der Moskauer Politiker auf die deutschen Wissenschaftler war enorm. Sie sollten möglichst umgehend Uran im Tonnenmassstab produzieren, hatten aber angesichts der allseitigen Materialknappheit dafür nicht die notwendigen Ressourcen. Auf einen dringend benötigten Transformator zur Metallschmelze mussten sie beispielsweise acht Monate lang warten, da er 75 Kilogramm Kupfer enthielt, was damals ein sehr rares Element in der UdSSR war. Trotzdem ergaben sich in dieser Zwangslage immer wieder skurrile, ja humorvolle Situationen. Einige davon hat mir Nikolaus Riehl selbst erzählt, mit dem ich später in eine enge Verbindung kommen sollte.

Einmal besuchte der Atomminister Sawenjagin das primitive Laboratorium in der Munitionsfabrik. Er liess sich von dem russischen Laborpersonal, das ehrerbietig um ihn herum stand, erklären, woher die verschiedenen Geräte stammten. Auf alle seine Fragen erhielt er die Antwort, dass es sich um Kriegsbeute aus Deutschland handele. Als dann plötzlich eine Ratte vorbei huschte meinte er grimmig: "Die wird wohl von uns sein."

Sehr negativ wirkte sich auch die bürokratische sowjetische Planwirtschaft aus. Einmal bestellte Riehl zwei Kilogramm Kaliumpermanganat, das aber ewig nicht geliefert wurde. Als es schliesslich nach zwei oder drei Jahren ankam - und längst vergessen war - wurden statt der zwei Kilo zwei volle Güterwaggons dieser Chemikalie geliefert. Irgendjemand hatte in der Zwischenzeit, wohl versehentlich (und ohne nachzudenken), Planübererfüllung betrieben.

Als die Riehl-Gruppe dickwandige Vakuumgummischläuche benötigte musste sie sich hilfesuchend an Moskau wenden. Dort wurde ein Regierungsbeschluss(!) herbeigeführt und eine Fabrik, welche gewöhnlich Gummistiefel herstellte, mit der Produktion beauftragt. Das Ergebnis war von miserabler Qualität. Minister Sawenjagin war wütend und schickte den armen Direktor der Galoschenfabrik für fünf Jahre ins Gefängnis. Die deutsche Gruppe hatte Erbarmen mit ihm und übte daraufhin grösste Zurückhaltung bei Beschwerden.

Zweimal hatte Riehl persönlichen Kontakt mit dem allmächtigen KGB-Geheimdienstchef Beria., dem Organisator der gefürchteten Gulag-Arbeitsläger. Er war im persönlichen Umgang äusserst liebenswürdig; aber es ist wohlbekannt, dass Leute seines Schlags im privaten Verkehr sehr nett sein können. (Auch Himmler soll ein charmanter Gesellschafter gewesen sein.) Beria liess sich von Riehl den Stand der Arbeiten erklären und schien mit den Fortschritten zufrieden zu sein. Trotzdem hinterliess er einen schriftlichen Befehl, dass sich die Bewacher der Deutschen niemals mehr als eineinhalb Meter (!) von der zu begleitenden Person entfernen dürften. (Riehl waren tagsüber zwei und sogar noch nachts ein Bewacher zugeteilt). Übrigens: Beria wurde 1953, nach dem Ende der Stalin-Ära, urplötzlich als "Verräter der Sowjetunion" erkannt und standrechtlich erschossen.

Eine bedrohliche Situation entwickelte sich, als im produzierten Uran eines Tages eine zu hohe Konzentration an Bor festgestellt wurde. Das Element Bor ist bekanntlich der Feind Nr. 1 für die Verwendung im Reaktor. Die Moskauer Nomenklatura drohte der Gruppe bereits mit der Einlieferung in ein Arbeitslager, als schliesslich die Erklärung gefunden werden konnte: Bei der Demontage des Oranienburger Werkes hatten die Arbeiter selbst den Dreck auf dem Boden zusammen gekratzt, der aber mit Borsäure für die Leuchtstoffherstellung vermischt war. Nachdem man dieses Fremdmaterial aus dem Prozess entfernt hatte, verschwand auch das Borproblem und die Funktionäre beruhigten sich.

Im Jahr 1950, fünf Jahre seit der Deportation, war es so weit, dass die Fabrik pro Tag eine Tonne Uran abliefern konnte. Die Sowjets waren zufrieden und beauftragten eigene Wissenschaftler und Ingenieure mit dem weiteren Routinebetrieb. Über die Deutschen ergoss sich ein wahrer Ordens- und Prämiensegen, wo auf Riehl der grösste Anteil abfiel. Er bekam den "Stalinpreis", wurde "Held der sozialistischen Arbeit" und erhielt ausserdem den prestigeträchtigen "Leninorden". Darüberhinaus erhielt er eine "Datscha" geschenkt in einer hübschen bewaldeten Gegend westlich von Moskau, wo sich die Häuser der Regierungsmitglieder befanden.


Der Leninorden (links) und der Stalinpreis (als Briefmarke)

Diese Überhäufung mit Ehrungen und Gütern brachte das Ehepaar Riehl und seine beiden Töchter in arge Bedrängnis. Denn damit verbunden war der dringende Wunsch der russischen Seite, dass die Riehls für immer in der Sowjetunion bleiben sollten. Das kam für die Deutschen aber nicht in Frage. Sie machten deutlich, dass sie nach Deutschland - u. zw. nach Westdeutschland - zurückkehren wollten.

Die russischen "Gastgeber" waren verschnupft und konterten, indem sie Riehl (samt Familie) auf "Quarantäne" setzten. Sie mussten weitere fünf Jahre in der Sowjetunion bleiben, bevor sie ausreisen durften. Die ersten zwei Jahre verbrachten die Riehls mit den befreundeten Kollegen Zimmer, Born, Wirths und Katsch östlich des Urals, also in Sibirien, wo er Leiter eines Instituts für radioaktive Isotope wurde. Die folgenden drei Jahre "genoss" Riehl an der kaukasischen Küste des Schwarzen Meeres; hier durfte er sich mit Festkörperphysik beschäftigen und konnte somit Themen ausserhalb der Geheimhaltung bearbeiten.

Schliesslich, im Jahr 1955, zehn Jahre nach der Deportation in die UdSSR, durfte Nikolaus Riehl mit seiner Familie ausreisen. Bei der Durchfahrt durch die DDR versuchte ihn Walter Ulbricht in einem persönlichen Gespräch noch einmal zum Bleiben zu überreden - aber vergeblich. (Manfred von Ardenne beschloss zu bleiben und wurde zu einen strammen Kommunisten.) Riehl aber war auf dem Weg nach München und niemand konnte ihn mehr aufhalten. Zwei Jahre darauf checkte er an der Technischen Hochschule als Professor für Festkörperphysik und Stellvertreter von Maier-Leibnitz ein.

Ich wurde sein erster Doktorand.

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