Die mangelnde Pflege registriert man bereits bei der Skulptur Architektur, gestaltet vom Künstler Michael Schoenholtz, die gewissermassen das Entree zum Skulpturengarten bildet. Vier Hände heben einen grossen steineren Querbalken als Metapher des Aufbaus und des Gemeinsinns. Der Balken, indes, ist längst vergammelt; Strassenschmutz und Pilzbewachsung haben ihn unansehnlich werden lassen. Dass auch Kunstwerke - und nicht nur Autos - gelegentlich der Reinigung bedürfen, darauf ist wohl noch keiner gekommen.
Die Skulptur "Architektur" am Eingang des Gartens, reichlich verschmutzt und bemoost
Im Inneren des Garten wuchert der Efeu. Natur und Kunst scheinen in einem Kampf zu liegen, wobei letztere wohl unterliegen wird. Manche Objekte sind kaum mehr sichtbar, auch die dazugehörenden Schilder sind so verwittert, dass weder der Name der Skulptur noch ihres Schöpfers identifizierbar sind.
Was ist das? Schilder nicht zu lesen
Im besonderen Masse ist mir das aufgefallen beim Maskenmund , einer Plastik aus Aluminium von Wilhelm Lot. Sie ist an der Nordwand der ehemaligen Schule für Kerntechnik angebracht und war bis vor kurzem kaum noch sichtbar, obwohl sie ein Ausmass von ca. 0,5 auf 2 Metern besitzt. Ursächlich war allerlei wildwachsendes Gebüsch, welches das Kunstwerk nahezu vollständig verdeckte. Meine kürzliche kritische Bemerkung gegenüber einen Mitarbeiter der Hofkolonne hat da offensichtlich Besserung bewirkt. Nun liegt diese Skulptur wieder frei sichtbar da, wobei man die Natur, für mein Empfinden, etwas zu brutal abgeräumt hat.
Der "Maskenmund" vor der gärtnerischen Enthüllung (oben) und danach (unten)
Nach einem anderen Kunstwerk, die grossen Sitzende mit Zopf, von Christopf Voll habe ich vergeblich Ausschau gehalten. Das Namensschild ist zwar noch vorhanden, aber die Figur ist verschwunden. Dass sie gestohlen wurde, ist eher unwahrscheinlich, denn die Skulptur ist nach meiner Erinnerung aus Granit gehauen und sicherlich mehrere Zentner schwer. Zur Zeit meines Besuchs hatte sich eine Sitzende aus Fleisch und Blut am einstigen Standplatz von Volls Aktfigur nieder gelassen.
Auch eine "Sitzende", aber nicht die mit dem Zopf
Ein anderer (männlicher) Besucher des Skulpturengartens vertiefte sich gerade in das neu herausgekommene Mitarbeitermagazin "KIT-Dialog" Darin kann man in der Tat Erstaunliches lesen. Auf Seite 2, wird Dr. Reinhard Breuer, der Chefredakteur des renommierten Wissenschaftsmagazin Spektrum der Wissenschaften zu seiner Meinung über KIT befragt. Er hält mit massiver Kritik nicht hinter dem Berg. So lobt er das frühere Forschungszentrum als erste Adresse für herausragende wissenschaftliche Ergebnisse, wohingegen die Universität nur am Rande bemerkbar war. Seit Gründung des KIT sei das FZK aber von seinem "Radarschirm" leider verschwunden und dem KIT untergeordnet worden. Ein KIT-Image sieht Breuer noch nicht; seiner Meinung nach wird es noch Jahre dauern, bis ein internationaler Ruf aufgebaut ist.
Der "KIT-dialog" macht klug
Die Exzellenzinitiative beurteilt Breuer sehr negativ und sieht dahinter mehr Aktionismus und Selbstprofilierung als Neustrukturierung. Gleiches gilt für die Antragsarien, bei denen mit viel Aufwand um geringe zusätzliche Finanzmittel gerungen wird. Wenn es nach ihm ginge, würde der Exzellenzwettbewerb sofort eingestellt. Er halte ihn für ein reines Showunternehmen und den untauglichen Versuch, die grossen Universitäten der USA zu imitieren.
Ein ganz besonderer "Hammer" ist der Artikel auf Seite 5 des KIT-Dialog. Unter der Überschrift 100. Geburtstag von Karl Wirtz, wurde des früheren Institutsleiters im Kernforschungszentrum gedacht. In einem kurzen Artikel ist folgender Satz zu lesen: "Ab 1937 war er in einer Arbeitsgruppe von Werner Heisenberg am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin tätig und nahm während des 2. Weltkriegs am deutschen Uranprojekt zur Entwicklung einer Atombombe teil." Potzblitz! Wirtz und Heisenberg als Atombomberbauer? Das widerspricht aller geschichtlichen Forschung - sofern man nicht die Entwicklung von schwerwassermoderierten Reaktoren mit Bomben gleich setzt. Oder ist die inkriminierte Phrase nur ein Flüchtigkeitsfehler? Auch das ist kaum zu glauben. Immerhin hat man sich mit der Erstellung dieser Ausgabe des Mitarbeitermagazins - gemäss dem Editorial des Chefredakteurs - ein volles halbes Jahr Zeit gelassen und - gemäss Impressum - haben neben den 4 Redakteuren noch 12 weitere Experten mitgewirkt.
Also doch die volle Absicht? Das wäre infam und liesse den Verstorbenen im Grabe rotieren.
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