Utz Claassen ist eine Art Paradiesvogel innerhalb der deutschen Managerkaste. Dazu trägt nicht nur sein kernig-putziger Vorname bei, sondern auch der Umstand, dass er für Talkshows aller Art stets bereitwillig zur Verfügung steht. Ein Promi also, den auch die Boulevardmedien kennen und lieben. Vier Jahre lang, von 2003 bis 2007 dirigierte er als Vorstandsvorsitzender das Karlsruher Energieversorgungsunternehmen EnBW und behauptete - weitgehend als Einziger - dieses Unternehmen als "Sanierungsfall" übernommen und durch sein Engagement vor Schlimmeren bewahrt zu haben. Da war es schon verwunderlich, dass er, noch vor Auslaufen seines Fünfjahresvertrags den Bettel hinwarf und die EnBW vorzeitig verliess. Böse Zungen behaupten allerdings, dass er mit diesem Schritt nur seinem eigenen Rauswurf zuvor gekommen sei.
Danach verbrachte Claassen eine geraume Zeit in den USA, wo er für einen Finanzdienstleister mit dem aufschlussreichen Namen "Cerberus" arbeitete. Sein Status bei dieser "Heuschrecke" blieb weitgehend geheim, weswegen es zu mehreren Prozessen mit seinem früheren Arbeitgeber EnBW kam, die bis zum Bundesgerichtshof führten. Zwischendurch liess sich Claassen unter dem Label "UC Utz Claassen" Markenrechte für diverse Produkte eintragen, darunter Uhren, Schmuck, Klebstoff - und Pferdepeitschen.
Ende vergangenen Jahres überraschte Utz die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, dass er ab 1. Januar 2010 die Position des Vorstandsvorsitzenden bei der Erlanger Firma Solar Millenium AG (SM-AG) einnehmen werde, bei einem Unternehmen, das sich der Nutzung der Sonnenenergie verschrieben hat. Das tat er denn auch - aber schon nach zweieinhalb Monaten war Schluss. Claassen schickte Mitte März ein Fax an seinen Aufsichtsratsvorsitzenden und teilte ihm den sofortigen Austritt aus der Firma mit. Den Dienstwagen und die Firmenkreditkarte liess er per Kurier nach Erlangen bringen. Wow!
Mit dieser Entscheidung war Claassen ein ähnlicher Coup gelungen wie vor Jahren Oskar Lafontaine, der im März 1999 Knall auf Fall den Posten des Bundesfinanzministers hinschmiss. Und wie bei Oskar rätselt man auch bei Utz über die Gründe, wobei bisher nur bekannt ist, dass Claassen sich auf eine Ausstiegsklausel in seinem Anstellungsvertrag berufen konnte, also zumindest formell das Recht zur Kündigung hatte.
In Wirtschaftskreisen war man von Anfang an verwundert, dass sich Claassen als ehemaliger Konzernlenker mit der Firma Solar Millenium einliess, die man allenfalls als "mittelständisch" bezeichnen kann (um das Wort "Klitsche" zu vermeiden). Nach eigenen Angaben beschäftigte SM-AG im Jahr 2008 lediglich 103 Mitarbeiter und erzielte bei einem Umsatz von 12,3 Millionen Euro den bescheidenen Gewinn von 300.000 Euro. Kein Vergleich mit EnBW, die im gleichen Jahr mit 20.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 16.3 Milliarden und einen Gewinn von 2 Milliarden machten.
Das Geschäftsmodell der SM-AG ist die Planung, der Bau und der Betrieb von Solarkraftwerken im südspanischen Andalusien. Die Technologie beruht auf parabelförmig gekrümmten Spiegeln, welche die einfallenden Sonnenstrahlen bündeln und damit ölgefüllte Linearkollektoren erhitzen. Die so gewonnene Wärme wird in einer Dampfturbine zur Stromerzeugung genutzt. Da Solar Millenium die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft nicht stemmen kann, offeriert es im Rahmen geschlossener Fonds Aktien und stellt eine Rendite von 8 % (!) in Aussicht. Vom spanischen Staat wird über eine Art Energieeinspeisegesetz die Abnahme des Stroms und seine Subvention erwartet. SM-AG ist also ein sogenanntes "start-up-Unternehmen", bei dem es zum Geschäftsmodell gehört, dass die Projekte weit grösser sind als das Unternehmen selbst. Dementsprechend volatil ist der Aktienkurs; beim Abgang von Claassen fiel er von 44 auf 21. Im nächsten Jahr will Solar Millenium satte 350 Millionen Euro an Publikumsgeldern einsammeln, was nicht leicht sein dürfte.
An der Börse wird gemunkelt, dass Claassen erst beim Blick in die Geschäftsbücher die Risiken dieser Firma voll bewusst wurden. Wenn er die Schädigung seines Rufs durch einen schnellen Rücktritt in Kauf nahm, so kann das eigentlich nur bedeuten, dass er darum fürchtete, seinem Ruf noch mehr zu schaden, wenn er bei Solar Millenium geblieben wäre. Hinzu kommt, dass die "Wirtschaftswoche" seit einiger Zeit über "Unregelmässigkeiten bei der Bilanzierung" berichtet und dem Unternehmen "kreative Buchführung" unterstellt. Auch diese Medienberichte führten zu Dellen im Aktienkurs und verschreckten die Anleger.
Nun, Utz braucht das nicht mehr zu kümmern. Bei den oben genannten Prozessen und dem anschliessenden Vergleich mit der EnBW hat er von seinem früheren Arbeitgeber eine Abfindung von 2.5 Millionen Euro herausgeholt.
Damit lässt sich im heimatlichen Hannover eine Zeitlang gut leben.
Danach verbrachte Claassen eine geraume Zeit in den USA, wo er für einen Finanzdienstleister mit dem aufschlussreichen Namen "Cerberus" arbeitete. Sein Status bei dieser "Heuschrecke" blieb weitgehend geheim, weswegen es zu mehreren Prozessen mit seinem früheren Arbeitgeber EnBW kam, die bis zum Bundesgerichtshof führten. Zwischendurch liess sich Claassen unter dem Label "UC Utz Claassen" Markenrechte für diverse Produkte eintragen, darunter Uhren, Schmuck, Klebstoff - und Pferdepeitschen.
Ende vergangenen Jahres überraschte Utz die Öffentlichkeit mit der Ankündigung, dass er ab 1. Januar 2010 die Position des Vorstandsvorsitzenden bei der Erlanger Firma Solar Millenium AG (SM-AG) einnehmen werde, bei einem Unternehmen, das sich der Nutzung der Sonnenenergie verschrieben hat. Das tat er denn auch - aber schon nach zweieinhalb Monaten war Schluss. Claassen schickte Mitte März ein Fax an seinen Aufsichtsratsvorsitzenden und teilte ihm den sofortigen Austritt aus der Firma mit. Den Dienstwagen und die Firmenkreditkarte liess er per Kurier nach Erlangen bringen. Wow!
Mit dieser Entscheidung war Claassen ein ähnlicher Coup gelungen wie vor Jahren Oskar Lafontaine, der im März 1999 Knall auf Fall den Posten des Bundesfinanzministers hinschmiss. Und wie bei Oskar rätselt man auch bei Utz über die Gründe, wobei bisher nur bekannt ist, dass Claassen sich auf eine Ausstiegsklausel in seinem Anstellungsvertrag berufen konnte, also zumindest formell das Recht zur Kündigung hatte.
Utz Claassen pfeift auf Solar Millenium
In Wirtschaftskreisen war man von Anfang an verwundert, dass sich Claassen als ehemaliger Konzernlenker mit der Firma Solar Millenium einliess, die man allenfalls als "mittelständisch" bezeichnen kann (um das Wort "Klitsche" zu vermeiden). Nach eigenen Angaben beschäftigte SM-AG im Jahr 2008 lediglich 103 Mitarbeiter und erzielte bei einem Umsatz von 12,3 Millionen Euro den bescheidenen Gewinn von 300.000 Euro. Kein Vergleich mit EnBW, die im gleichen Jahr mit 20.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 16.3 Milliarden und einen Gewinn von 2 Milliarden machten.
Das Geschäftsmodell der SM-AG ist die Planung, der Bau und der Betrieb von Solarkraftwerken im südspanischen Andalusien. Die Technologie beruht auf parabelförmig gekrümmten Spiegeln, welche die einfallenden Sonnenstrahlen bündeln und damit ölgefüllte Linearkollektoren erhitzen. Die so gewonnene Wärme wird in einer Dampfturbine zur Stromerzeugung genutzt. Da Solar Millenium die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft nicht stemmen kann, offeriert es im Rahmen geschlossener Fonds Aktien und stellt eine Rendite von 8 % (!) in Aussicht. Vom spanischen Staat wird über eine Art Energieeinspeisegesetz die Abnahme des Stroms und seine Subvention erwartet. SM-AG ist also ein sogenanntes "start-up-Unternehmen", bei dem es zum Geschäftsmodell gehört, dass die Projekte weit grösser sind als das Unternehmen selbst. Dementsprechend volatil ist der Aktienkurs; beim Abgang von Claassen fiel er von 44 auf 21. Im nächsten Jahr will Solar Millenium satte 350 Millionen Euro an Publikumsgeldern einsammeln, was nicht leicht sein dürfte.
Aufbau und Betrieb von Solarfeldern in Andalusien
An der Börse wird gemunkelt, dass Claassen erst beim Blick in die Geschäftsbücher die Risiken dieser Firma voll bewusst wurden. Wenn er die Schädigung seines Rufs durch einen schnellen Rücktritt in Kauf nahm, so kann das eigentlich nur bedeuten, dass er darum fürchtete, seinem Ruf noch mehr zu schaden, wenn er bei Solar Millenium geblieben wäre. Hinzu kommt, dass die "Wirtschaftswoche" seit einiger Zeit über "Unregelmässigkeiten bei der Bilanzierung" berichtet und dem Unternehmen "kreative Buchführung" unterstellt. Auch diese Medienberichte führten zu Dellen im Aktienkurs und verschreckten die Anleger.
Nun, Utz braucht das nicht mehr zu kümmern. Bei den oben genannten Prozessen und dem anschliessenden Vergleich mit der EnBW hat er von seinem früheren Arbeitgeber eine Abfindung von 2.5 Millionen Euro herausgeholt.
Damit lässt sich im heimatlichen Hannover eine Zeitlang gut leben.
Egal wo Claassen eincheckt, er nimmt nach kurzer Zeit ein Menge Geld mit. Auch bei Solar Millenium haben sie ihm - vielleicht durch nachlässige Vertragsgestaltung - zehn Millionen nachgeworfen, die man jetzt mühsam wieder zurück holen will. Obs gelingt?
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