Jeder weiss, dass Planeten um unsere Sonne kreisen. Weniger kennen die Namen dieser neun Planeten. Und ganz wenige wissen, in welcher Reihenfolge - von der Sonne her gesehen - sie im Weltall aufgereiht sind.
Nun, die Planeten unseres Sonnensystems heissen: Merkur (sonnennächst), Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto (sonnenfernst). Aber wer kann sich diese Abfolge merken? Dafür haben die Hobbydichter unter den Astronomen gesorgt, mit folgenden Abzählreim:
"Mein Vater Erklärt Mir Jeden Samstag Unsere Neun Planeten.
Problem gelöst? Nicht ganz, denn vor drei Jahren hat die Internationale Astronomische Union (IPU) bei ihrem Kongrerss in Prag dem Pluto seinen Rang als "Planet" aberkannt. Seitdem gibt es in unserem Sonnensystem nur noch acht klassische Planeten, dazu Zwergplaneten und Kleinkörper. Pluto zählt ab sofort zu den "Zwergplaneten" und führt die Nummer 134340. Asteroiden, Kometen und andere Objekte (die keine Monde sind) oder die Sonne umkreisen, sind "Kleinkörper".
Die Entscheidung der IPU hat eine längere Geschichte. Schon als der Amateurastronom Clyde Tombaugh im Jahr 1930 Pluto als letztes "Gestirn" in unserem Sonnensystem entdeckte, regten sich Zweifel, ob er wirklich den Status eines Planeten verdient. Er ist viel kleiner als die vier (klassischen) Jupitermonde, ja sogar als der Erdmond und ausserdem noch masseärmer. Seine Bahn um die Sonne ist exzentrisch und hat grosse Ähnlichkeit mit einer Kometenumlaufbahn. Aber egal, die Astronomen akzeptierten ihn schliesslich als 9. Mitglied der Planetenfamilie. Sie gaben ihm den Namen Pluto, in Anlehnung an den Gott der Unterwelt in der griechischen Mythologie, womit sie gleichzeitig auch auf die extreme Sonnenferne dieses Himmelskörpers hinweisen wollten.
Nachdem der Pluto jahrelang im Sonnensystem als Aussenseiter gegolten hatte, fand er schliesslich zu seiner eigentlichen Rolle als Mitglied des sog. Kuiper-Gürtels. Dies ist ein scheibenförmiger Bereich jenseits der Neptunbahn, in dem sich viele, wahrscheinlich hunderttausende von Gesteinsbrocken aufhalten und gemeinsam in hundert bis tausend Jahren um die Sonne kreisen. Wahrscheinlich ist der Kuiper-Gürtel auch die Heimat kurzperiodischer Kometen, wie des Halleyschen Komet. Allesamt sind sie Überreste aus einer Zeit vor 5 Milliarden Jahren, als sich die Sonne und die Planeten bildeten.
Aber die Entdeckung des Kuiper-Gürtels relativierte auch die Rolle des Pluto. Durch immer leistungsstärkere Teleskope entdeckte man immer mehr transneptunische Objekte, von denen einige sogar die Grösse des Pluto hatten bzw. ihn überboten. In der jüngeren Vergangenheit gab es bereits mehrere Forschergruppen, welche die Entdeckung eines "zehnten Planeten" für sich reklamierten. Es war abzusehen, dass es bald Dutzende von Planeten in unserem Sonnensystem geben würde.
Dies war für die internationale Vereinigung der Astronomen der Anlass, eine neue Definition für Planeten zu verabschieden. Sie bestimmte, dass ein Planet vorallem drei Eigenschaften erfüllen müsse: erstens soll er auf einer kreisnahen Bahn die Sonne umlaufen und zweitens soll er ausreichend Masse besitzen, damit ihn die eigene Schwerkraft zu einer annähernd kugelförmigen Gestalt zusammen zieht. Drittens - und das ist für Pluto von Bedeutung - soll der Planet seine Nachbarschaft von kosmischen Material frei geräumt haben, d.h. seine Masse muss die Gesamtmasse aller anderen Himmelskörper in seinem Bahnbereich übertreffen. Letzteres ist bei Pluto nicht der Fall, denn er bewegt sich im Kuiper-Gürtel gemeinsam mit einer Anzahl ähnlich grosser Objekte.
Die Degradierung des Pluto ging nicht ohne Schmerzen ab. Viele Astronomen bemühten sich (zumeist aus emotionalen Gründen) ihn in der Planetenfamilie zu belassen. Einige schlugen sogar vor, eine eigene Klasse der "Plutone" zu etablieren. Aber das Präsidium der IPU blieb hart und so kam es wie es kommen musste. Tröstlich ist, dass unsere Astrodichter - kaum ,dass die Entscheidung für zukünftig 8 Planeten (ohne Pluto) gefallen war - schon wieder einen neuen Reim für deren Reihenfolge gefunden hatten:
Mein Vater Erklärt Mir Jeden Samstag Unseren Nachthimmel.
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