Kinder, wie die Zeit vergeht!
Beim letzten Weihnachtsfest 2007 habe ich mit dem Bloggen begonnen und den ersten Post - wie man diese Essays nennt - ins Internet gestellt. Und jetzt, nach exakt 52 Wochen, ist dies - exakt - bereits mein 52. Post.
Die Themen finde ich zuhauf; ich brauche nicht lange danach zu suchen. Bei Gesprächen mit Freunden, beim Besuch von Gerichtsverhandlungen oder Seminaren an der Uni oder schlicht beim Zeitungslesen stosse ich immer wieder auf Themen, über die es sich lohnt zu schreiben. Die Liste der "Labels" ist vielfältig und auf der rechten Seite dieses Posts zusammen gestellt. Ich blogge eben,wie in der Überschrift angekündigt, "über Gott und die Welt". Meist befasse ich mich (gedanklich und über mehrere Wochen hinweg) mit zwei bis drei verschiedenen Themen gleichzeitig und entscheide erst gegen Wochenende, welches ich ausarbeite und am Sonntag abend ins Netz stelle, damit meine "Kundschaft" am Montag früh etwas zu lesen hat. Aktuelle Ereignisse, wie KIT, ITER oder CERN-LHC haben da natürlich den Vorrang. Die Recherche der Fakten und Hintergründe kostet die meiste Zeit. Ich versuche dabei so genau wie möglich zu sein, obwohl ich auf die Literaturangaben bewusst verzichte. Schliesslich schreibe ich ja keine Publikationen, sondern persönlich gehaltene Aufsätze.
Die Reaktionen der Leser erreichen mich zumeist über Telefonate oder persönliche Emails; selten über Kommentare am Ende des Posts. Dies gilt insbesondere bei Themen, die das Forschungszentrum berühren, also z.B. bei KIT, wo aber gleichzeitig das Interesse, gemessen an den Zugriffszahlen, am höchsten ist. Da kann man sich schon so seine Gedanken machen.
Es freut mich, dass der "Rentnerblog" inzwischen auch über die Suchmaschine Google - ganz oben - gefunden und angeklickt werden kann. Die etwas umständliche Internetadresse
http://rentnerblog.blogspot.com gilt zwar weiterhin, aber "googln" ist wohl einfacher. Wie lange ich dieses Hobby des Bloggens noch weiter betreiben werde, vermag ich derzeit nicht zu sagen. Ich setze mich da nicht unter Druck. Sobald es mir keinen Spass mehr macht oder mir die Ideen ausgehen sollten, höre ich einfach auf. Ich bin mein eigener Herr. Aber für einige Monate habe ich noch ein wohlgefülltes "cache".
In der nächsten Woche bricht ein Neues Jahr an, das - wegen der Finanzkrise - spannend aber gleichzeitig auch etwas unheimlich zu werden verspricht. Meiner treuen Lesergemeinde wünsche ich trotzdem von Herzen alles Gute, insbesondere Gesundheit und Zufriedenheit.
In dieser Reihenfolge.
Mittwoch, 24. Dezember 2008
Freitag, 19. Dezember 2008
Diese Nobelpreisträger
Da tourt der Wirtschaftsprofessor Paul Krugmann durch Europa, legt einen Kurzstopp in Deutschland ein und wirft in einem Spiegel-Interview der Bundeskanzlerin Merkel und der deutschen Regierung "Dummheit" beim Umgang mit der Finanzkrise vor. Starker Tobak, der wohl kaum Qualm ausgelöst hätte, wäre Krugmann nicht gleichzeitig der diesjährige Nobelpreisträger für Wirtschaft.
Wenn Banken, Anleger, Ratingagenturen und Regierungen so global und total versagt haben, dann lohnt es sich möglicherweise unseren Top-Wissenschaftlern zuzuhören. Praktischerweise gibt es für die Wirtschaftswissenschaften einen eigenen Nobelpreis, den zwar nicht Alfred Nobel, sondern (erst vor 40 Jahren) die Schwedische Reichsbank gestiftet hat. Damals hatten die Banken noch Geld!
Die Liste der bisherigen Nobelpreisträger ist sehr heterogen. Von den 62 Laureaten kommt die Mehrzahl aus den USA (41) und aus Grossbritannien (7). Deutschland ist, wie Österreich und Indien, nur ein einziges Mal in dieser Nationenliste vertreten. Seltsam, könnte man meinen und Seltsam bzw. Professor Dr. Reinhard Seltsam heisst auch unser Mann, der zum Zeitpunkt der Preisverteilung an der Universität Bonn lehrte. Eigentlich ist er studierter Mathematiker, der die Erkenntnisse der Spieltheorie später auf die Volkswirtschaft anwendete. Mittlerweile (da Jahrgang 1930) ist er emeritiert, will aber trotzdem nächstes Jahr bei der Europawahl als Spitzenkandidat bei der bislang obskuren Liste "Europa - Demokratie - Esperanto" antreten. Letzteres deutet auf sein zweites Hobby hin: die Verbreitung der Kunstsprache Esperanto.
Durchmustert man das Portfolio der Themen, mit denen sich unsere Nobelpreisträger vorrangig beschäftigt haben, dann kommt man auf ein gutes Dutzend Bereiche. Immer wiederkehrend sind die Titel Wachstum, Konjunkturzyklen, Märkte und Beschäftigung, um die sich vielfältige Theorien ranken. Nahezu reine Mathematik sind die ökonometrischen Modelle und die Spieltheorien, mit denen man die Verhaltensweisen der Marktteilnehmer simulieren will. Deutlich im Vordergrund steht die Real- und Güterwirtschaft; Begriffe wie Derivate, Zertifikate oder gar "sub-prime" sucht man jedoch vergebens. Was, der Himmel, haben unsere Nobelwissenschaftler geforscht, als sich - so ab dem Jahr 2004 - die globale Finanzkrise über unseren Köpfen zusammenbraute? Warum haben sie nicht die Sturmglocke geläutet und uns Nichtsahnende gewarnt? Vermutlich, weil der Finanz- und Börsensektor in ihren Überlegungen eben nur eine geringe Rolle spielte.
Mit einer bemerkenswerten Ausnahme: der Amerikaner James Tobin erhielt 1981 den Nobelpreis für die Analyse spekulativer Währungstransaktionen. Zur Lenkung dieser Geldströme schlug er eine Steuer vor, die sogleich als "Tobin-Tax" von den Börsianern heftig angegriffen wurde, weswegen es auch nie zu deren Einführung kam. Übrigens hat sie vor einigen Jahren ein Jülicher Professor - der Kernphysiker(!) Otto Schult - wieder aufgegriffen und im Rahmen seiner sehr interessanten "Dämpfungstheorie" auf die Gesamtheit der weltweiten Geldtransaktionen übertragen.
Kehren wir zurück zu Paul Robin Krugmann, welcher den deutsch klingenden Namen seinem jüdischen Grossvater verdankt, der aus Weissrussland in die USA einwanderte. Den Nobelpreis 2008 erhielt Krugmann für seine Arbeiten zur "ökonomischen Geografie", in denen er sich detailliert mit Aussenhandel und Transportkosten auseinander setzte. Kapitalströme und Konjunkturpolitik - mit denen er sich in die gegenwärtige Politikdebatte einmischt - sind nicht eigentlich sein Ding. Aber was soll's. Als Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Princeton ist er sozusagen allrounder. Und ein Zubrot verdient er sich noch als Kolumnist der "New York Times". Für diese, bekanntermassen nicht immer deutschfreundliche Zeitung, schreibt er jede Woche einen (knackigen) Artikel zur Weltwirtschaft.
Da kann Frau Merkel - siehe oben - schon mal ne Schramme abbekommen.
Wenn Banken, Anleger, Ratingagenturen und Regierungen so global und total versagt haben, dann lohnt es sich möglicherweise unseren Top-Wissenschaftlern zuzuhören. Praktischerweise gibt es für die Wirtschaftswissenschaften einen eigenen Nobelpreis, den zwar nicht Alfred Nobel, sondern (erst vor 40 Jahren) die Schwedische Reichsbank gestiftet hat. Damals hatten die Banken noch Geld!
Die Liste der bisherigen Nobelpreisträger ist sehr heterogen. Von den 62 Laureaten kommt die Mehrzahl aus den USA (41) und aus Grossbritannien (7). Deutschland ist, wie Österreich und Indien, nur ein einziges Mal in dieser Nationenliste vertreten. Seltsam, könnte man meinen und Seltsam bzw. Professor Dr. Reinhard Seltsam heisst auch unser Mann, der zum Zeitpunkt der Preisverteilung an der Universität Bonn lehrte. Eigentlich ist er studierter Mathematiker, der die Erkenntnisse der Spieltheorie später auf die Volkswirtschaft anwendete. Mittlerweile (da Jahrgang 1930) ist er emeritiert, will aber trotzdem nächstes Jahr bei der Europawahl als Spitzenkandidat bei der bislang obskuren Liste "Europa - Demokratie - Esperanto" antreten. Letzteres deutet auf sein zweites Hobby hin: die Verbreitung der Kunstsprache Esperanto.
Durchmustert man das Portfolio der Themen, mit denen sich unsere Nobelpreisträger vorrangig beschäftigt haben, dann kommt man auf ein gutes Dutzend Bereiche. Immer wiederkehrend sind die Titel Wachstum, Konjunkturzyklen, Märkte und Beschäftigung, um die sich vielfältige Theorien ranken. Nahezu reine Mathematik sind die ökonometrischen Modelle und die Spieltheorien, mit denen man die Verhaltensweisen der Marktteilnehmer simulieren will. Deutlich im Vordergrund steht die Real- und Güterwirtschaft; Begriffe wie Derivate, Zertifikate oder gar "sub-prime" sucht man jedoch vergebens. Was, der Himmel, haben unsere Nobelwissenschaftler geforscht, als sich - so ab dem Jahr 2004 - die globale Finanzkrise über unseren Köpfen zusammenbraute? Warum haben sie nicht die Sturmglocke geläutet und uns Nichtsahnende gewarnt? Vermutlich, weil der Finanz- und Börsensektor in ihren Überlegungen eben nur eine geringe Rolle spielte.
Mit einer bemerkenswerten Ausnahme: der Amerikaner James Tobin erhielt 1981 den Nobelpreis für die Analyse spekulativer Währungstransaktionen. Zur Lenkung dieser Geldströme schlug er eine Steuer vor, die sogleich als "Tobin-Tax" von den Börsianern heftig angegriffen wurde, weswegen es auch nie zu deren Einführung kam. Übrigens hat sie vor einigen Jahren ein Jülicher Professor - der Kernphysiker(!) Otto Schult - wieder aufgegriffen und im Rahmen seiner sehr interessanten "Dämpfungstheorie" auf die Gesamtheit der weltweiten Geldtransaktionen übertragen.
Kehren wir zurück zu Paul Robin Krugmann, welcher den deutsch klingenden Namen seinem jüdischen Grossvater verdankt, der aus Weissrussland in die USA einwanderte. Den Nobelpreis 2008 erhielt Krugmann für seine Arbeiten zur "ökonomischen Geografie", in denen er sich detailliert mit Aussenhandel und Transportkosten auseinander setzte. Kapitalströme und Konjunkturpolitik - mit denen er sich in die gegenwärtige Politikdebatte einmischt - sind nicht eigentlich sein Ding. Aber was soll's. Als Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Princeton ist er sozusagen allrounder. Und ein Zubrot verdient er sich noch als Kolumnist der "New York Times". Für diese, bekanntermassen nicht immer deutschfreundliche Zeitung, schreibt er jede Woche einen (knackigen) Artikel zur Weltwirtschaft.
Da kann Frau Merkel - siehe oben - schon mal ne Schramme abbekommen.
Mittwoch, 10. Dezember 2008
Fehlstart bei ITER
Beim Fusionsreaktor ITER, mit dem das "Sonnenfeuer auf die Erde" geholt werden sollte, hat man sich einen kapitalen Fehlstart geleistet. Statt - wie bisher beabsichtigt - im kommenden Jahr 2009 endlich mit dem Bau dieser Maschine im südfranzösischen Cadarache zu beginnen, ist man jetzt gezwungen, wesentliche Teile der Anlage von Grund auf neu zu konzipieren. Mit horrenden Auswirkungen auf die Baukosten und den Terminplan des Projekts.
Kurz vor Baubeginn nämlich machten die Physiker eine unliebsame Entdeckung: ausgerechnet in der Nähe der zu schützenden Reaktorwand zeigte das höllenheisse Plasma nicht tolerierbare Instabilitäten. Nervöse Zuckungen des überhitzten Wasserstoffgases hätten die sog. Erste Wand im Betrieb weitaus stärker angegriffen, als bisher vermutet. Um diese Instabilitäten im Zaum zu halten, erwägt man nun den Einbau zusätzlicher Magnetspulen. Das aber kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern zieht auch einen ganzen Rattenschwanz von Änderungen nach sich. Wahrscheinlich muss die Auslegung der Reaktorkammer (des Tokomak) von Grund auf überarbeitet werden.
Nicht ausreichend bedacht hatte man auch die Erdbebensicherheit des Reaktorgebäudes und seiner Einbauten. Das muss jetzt nachgeholt werden und verursacht einen hohen Aufwand. Vorallem deswegen, weil die Experten für solch komplexe Rechnungen weltweit sehr knapp sind und die Analysen sehr viel Zeit benötigen. Hinzu kommt, dass für die Kraftableitungen eine Vielzahl sperriger Dämpfer und Hänger erforderlich sein werden, wofür bei dem jetzt schon herrschenden Gedränge der Komponenten kaum ausreichend Platz vorhanden ist.
Beachtliche Mehrkosten zeichnen sich auch beim atomrechtlichen Genehmigungsverfahren ab. Hiervor hat die ITER-Gemeinde bisher weitgehend die Augen verschlossen - nach dem Motto: "wir produzieren doch nur saubere Energie". (Im Gegensatz zu den Kerntechnikern!) Aber davon kann natürlich keine Rede sein. Ein ausgewachsenes Fusionskraftwerk erzeugt mindestens genau so viel Radioaktivität - möglicherweise sogar um ein Vielfaches mehr - wie ein gleichgrosses Kernkraftwerk. Es produziert, zugegebenermassen, keine Transurane; aber der Umgang mit dem volatilen Tritium will auch gelernt sein. Ein grosses Manko ist, dass die ITER-Mannschaft bisher nur über wenige Strahlenschutzexperten verfügt, während die Genehmigungsseite eine Vielzahl erfahrener Fachleute aufbieten kann, welche heikle Fragen stellen werden.
Eine unabhängige, internationale Gruppe prüft seit mitte d. J. die Auswirkungen dieser Mehraufwendungen (zu denen noch gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie kommen) auf die Baukosten des Projekts und seinen Terminplan. Das Ergebnis ist offensichtlich schaudererregend, weswegen man es noch unter der Decke zu halten versucht. Aber, wie nicht anders zu erwarten bei einem Projekt mit so vielen Partnern: es ist bereits einiges durchgesickert. So wird - unwidersprochen - der deutsche (stellvertretende) ITER-Direktor damit zitiert, dass sich die Gesamtkosten des Fusionsreaktors von 5 auf 10 Milliarden Euro "verdoppeln könnten". und die renommierte englische Fachzeitschrift "Nature" berichtet von einer absehbaren Terminverzögerung von 3 Jahren.
Bei Euratom in Brüssel ist man bereits in heller Aufregung. Der dort für ITER zuständige Forschungsdirektor Octavi Quintana-Trias sagte kürzlich bei einer Fachtagung in Rostock unverblümt:
"Wenn ITER scheitert, dann ist die Kernfusion tot."
Kurz vor Baubeginn nämlich machten die Physiker eine unliebsame Entdeckung: ausgerechnet in der Nähe der zu schützenden Reaktorwand zeigte das höllenheisse Plasma nicht tolerierbare Instabilitäten. Nervöse Zuckungen des überhitzten Wasserstoffgases hätten die sog. Erste Wand im Betrieb weitaus stärker angegriffen, als bisher vermutet. Um diese Instabilitäten im Zaum zu halten, erwägt man nun den Einbau zusätzlicher Magnetspulen. Das aber kostet nicht nur Zeit und Geld, sondern zieht auch einen ganzen Rattenschwanz von Änderungen nach sich. Wahrscheinlich muss die Auslegung der Reaktorkammer (des Tokomak) von Grund auf überarbeitet werden.
Nicht ausreichend bedacht hatte man auch die Erdbebensicherheit des Reaktorgebäudes und seiner Einbauten. Das muss jetzt nachgeholt werden und verursacht einen hohen Aufwand. Vorallem deswegen, weil die Experten für solch komplexe Rechnungen weltweit sehr knapp sind und die Analysen sehr viel Zeit benötigen. Hinzu kommt, dass für die Kraftableitungen eine Vielzahl sperriger Dämpfer und Hänger erforderlich sein werden, wofür bei dem jetzt schon herrschenden Gedränge der Komponenten kaum ausreichend Platz vorhanden ist.
Beachtliche Mehrkosten zeichnen sich auch beim atomrechtlichen Genehmigungsverfahren ab. Hiervor hat die ITER-Gemeinde bisher weitgehend die Augen verschlossen - nach dem Motto: "wir produzieren doch nur saubere Energie". (Im Gegensatz zu den Kerntechnikern!) Aber davon kann natürlich keine Rede sein. Ein ausgewachsenes Fusionskraftwerk erzeugt mindestens genau so viel Radioaktivität - möglicherweise sogar um ein Vielfaches mehr - wie ein gleichgrosses Kernkraftwerk. Es produziert, zugegebenermassen, keine Transurane; aber der Umgang mit dem volatilen Tritium will auch gelernt sein. Ein grosses Manko ist, dass die ITER-Mannschaft bisher nur über wenige Strahlenschutzexperten verfügt, während die Genehmigungsseite eine Vielzahl erfahrener Fachleute aufbieten kann, welche heikle Fragen stellen werden.
Eine unabhängige, internationale Gruppe prüft seit mitte d. J. die Auswirkungen dieser Mehraufwendungen (zu denen noch gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie kommen) auf die Baukosten des Projekts und seinen Terminplan. Das Ergebnis ist offensichtlich schaudererregend, weswegen man es noch unter der Decke zu halten versucht. Aber, wie nicht anders zu erwarten bei einem Projekt mit so vielen Partnern: es ist bereits einiges durchgesickert. So wird - unwidersprochen - der deutsche (stellvertretende) ITER-Direktor damit zitiert, dass sich die Gesamtkosten des Fusionsreaktors von 5 auf 10 Milliarden Euro "verdoppeln könnten". und die renommierte englische Fachzeitschrift "Nature" berichtet von einer absehbaren Terminverzögerung von 3 Jahren.
Bei Euratom in Brüssel ist man bereits in heller Aufregung. Der dort für ITER zuständige Forschungsdirektor Octavi Quintana-Trias sagte kürzlich bei einer Fachtagung in Rostock unverblümt:
"Wenn ITER scheitert, dann ist die Kernfusion tot."
Sonntag, 7. Dezember 2008
Die Sache mit der Grundlast
In der Energiediskussion geht seit Jahren vieles durcheinander. Die Annahme, man könne im Laufe der nächsten 10-12 Jahre alle deutschen Kernkraftwerke stillegen und durch erneuerbare Energie, insbesondere Windstrom ersetzen, hält sich hartnäckig. Dies ist ein bedauerliches Missverständnis, denn es trägt nicht den Bedürfnissen der Grundlastversorgung Rechnung.
Was ist die elektrische Grundlast? Es ist diejenige Netzbelastung, die während eines 24-Stunden-Tages im Stromnetz nicht unterschritten wird. Die Schweizer bezeichnen sie sehr anschaulich als "Band-Energie". Da der niedrigste Stromverbrauch meist nachts auftritt, wird die Grundlast bestimmt von Industrieanlagen, die nachts produzieren, von der Strassenbeleuchtung sowie von den Dauerverbrauchern in Gewerbe und Haushalt, z.B. den Kühlschränken. Die Stromschwankungen im Tagesverlauf bezeichnet man als Mittellast; aussergewöhnliche Verbrauchsspitzen stellen die Spitzenlast dar.
Ca. 60% des Stroms in den elektrischen Netzen ist Grundlaststrom. Er wird zur Hälfte (50%) von den Kernkraftwerken erzeugt, 44% liefern die Braunkohlekraftwerke und die restlichen 6% steuern die Laufwasserkraftwerke an den Flüssen bei. Die zentrale Frage ist: "Kann man bis zum Jahr 2020 diese Kernkraftwerke abschalten und den fehlenden Atomstrom aus regenerativen Anlagen (Windräder, Solaranlagen) ersetzen"? Die Sonnenfreunde werden mit einem freudig schallenden "Ja" antworten, ich setze ein bedächtiges "Nein" dagegen und will es erläutern.
Im Kern liegt meine Skepsis darin begründet, dass man Kraftwerke nur durch gleichartige Kraftwerke ersetzen kann. Grundlastkraftwerke (Atom, Braunkohle, Laufwasser) kann man nur durch Grundlastkraftwerke ersetzen; Mittellastkraftwerke (z.B. Gas, Steinkohle) und Spitzenlastkraftwerke (z.B. Pumpspeicherkraftwerke) muss man durch Mittellast- bzw. Spitzenlastkraftwerke ersetzen. Die deutschen Kernkraftwerke sind "Dauerläufer", welche normalerweise 8.000 und mehr Stunden pro Jahr mit nomineller Leistung (z.B. 1.200 MW) in Betrieb sind. Windräder schalten gewöhnlich mehrmals am Tag (ungeplant) ab und von Solarmoduls brauchen wir gar nicht erst zu reden. Ihre Stromausbeute ist so gering, dass sie derzeit nur mit 0,3 % zum deutschen Stromangebot beitragen. Man sollte sie, angesichts ihrer hohen Kosten, besser als Kapitalvernichtungsmaschinen bezeichnen.
In Deutschland sind gegenwärtig Windmühlen mit einer Gesamtleistung von 21.000 MW aufgebaut. Das ist ziemlich genau die Leistung der abzuschaltenden Kernkraftwerke. Aber die Leistung der Windräder steht nur auf dem Papier. Die wirklich ins Netz eingespeiste Leistung ist gerade mal 10 % der installierten Leistung! Und an dieser unsteten Stromlieferung wird sich auch in Zukunft nichts ändern, denn der Wind weht nun mal wie er will. So lieferten beispielsweise die Windmühlen im Oktober 2007 gerade mal an 2 Tagen über wenige Stunden etwa ein Drittel der nominellen Leistung, an weiteren 2 Tagen knapp ein Fünftel. Obwohl der daraufolgende November sehr windreich war gab es Tage, an denen die Windradleistungen drastisch abfielen. Noch schlechter sah es zum Jahreswechsel 2007/2008 aus: wegen der grossräumigen Inversionslage tendierte die Netzeinspeisung gegen Null.
Trotzdem gingen die Lichter nicht aus, weil konventionelle Kraftwerke bereit standen, um dieses Windmanko auszugleichen. Dabei müssen Steinkohlekraftwerke, selbst bei hoher Windeinspeisung, ständig mit gedrosselter Leistung - d.h. mit schlechtem Wirkungsgrad - parat stehen, um bei Windflauten hochgefahren zu werden.
Und diese sinnlose Förderung des Windstroms soll weiter gehen. Nach den Vorgaben der Bundesregierung sollen im Jahr 2020 über 30.000 MW an installierten Windrädern bereit stehen, eine Reihe davon (unerprobt) off-shore in der Nordsee. Aber selbst wenn BMU Gabriel auf 100.000 MW zielen würde, das grundsätzliche Problem der unzuverlässigen Stromlieferung könnte er damit nicht beseitigen. Im Gegenteil, immer drängender wird der Bau neuer Stromtrassen von der Küste zu den industriellen Grossverbrauchern im Westen und Süden - bei der gegenwärtigen Genehmigungspraxis eine Aufgabe für Jahrzehnte. Da es den Energieversorgungsunternehmen (EVU) gestattet ist, alle Kosten der erneuerbaren Energieerzeugung auf die Stromverbraucher umzulegen, darf man sich auf jährlich steigende Stromrechnungen geafsst machen.
Zusammenfassend muss man leider sagen, dass die deutsche Energiepolitik seit 10 Jahren von einer Schar von Ideologen und Laienspielern bestimmt wird. Mit der Ersatzreligion "Klimakatastrophe" haben sich unsere Politiker in eine ausweglose Falle manöveriert. Wird am Atomausstieg festgehalten, so sind die EVU gezwungen Strom aus französischen und tschechischen (!) Kernkraftwerken zu importieren. Und wir Endkunden dürfen uns auf unablässig steigende Preise einstellen.
Was ist die elektrische Grundlast? Es ist diejenige Netzbelastung, die während eines 24-Stunden-Tages im Stromnetz nicht unterschritten wird. Die Schweizer bezeichnen sie sehr anschaulich als "Band-Energie". Da der niedrigste Stromverbrauch meist nachts auftritt, wird die Grundlast bestimmt von Industrieanlagen, die nachts produzieren, von der Strassenbeleuchtung sowie von den Dauerverbrauchern in Gewerbe und Haushalt, z.B. den Kühlschränken. Die Stromschwankungen im Tagesverlauf bezeichnet man als Mittellast; aussergewöhnliche Verbrauchsspitzen stellen die Spitzenlast dar.
Ca. 60% des Stroms in den elektrischen Netzen ist Grundlaststrom. Er wird zur Hälfte (50%) von den Kernkraftwerken erzeugt, 44% liefern die Braunkohlekraftwerke und die restlichen 6% steuern die Laufwasserkraftwerke an den Flüssen bei. Die zentrale Frage ist: "Kann man bis zum Jahr 2020 diese Kernkraftwerke abschalten und den fehlenden Atomstrom aus regenerativen Anlagen (Windräder, Solaranlagen) ersetzen"? Die Sonnenfreunde werden mit einem freudig schallenden "Ja" antworten, ich setze ein bedächtiges "Nein" dagegen und will es erläutern.
Im Kern liegt meine Skepsis darin begründet, dass man Kraftwerke nur durch gleichartige Kraftwerke ersetzen kann. Grundlastkraftwerke (Atom, Braunkohle, Laufwasser) kann man nur durch Grundlastkraftwerke ersetzen; Mittellastkraftwerke (z.B. Gas, Steinkohle) und Spitzenlastkraftwerke (z.B. Pumpspeicherkraftwerke) muss man durch Mittellast- bzw. Spitzenlastkraftwerke ersetzen. Die deutschen Kernkraftwerke sind "Dauerläufer", welche normalerweise 8.000 und mehr Stunden pro Jahr mit nomineller Leistung (z.B. 1.200 MW) in Betrieb sind. Windräder schalten gewöhnlich mehrmals am Tag (ungeplant) ab und von Solarmoduls brauchen wir gar nicht erst zu reden. Ihre Stromausbeute ist so gering, dass sie derzeit nur mit 0,3 % zum deutschen Stromangebot beitragen. Man sollte sie, angesichts ihrer hohen Kosten, besser als Kapitalvernichtungsmaschinen bezeichnen.
In Deutschland sind gegenwärtig Windmühlen mit einer Gesamtleistung von 21.000 MW aufgebaut. Das ist ziemlich genau die Leistung der abzuschaltenden Kernkraftwerke. Aber die Leistung der Windräder steht nur auf dem Papier. Die wirklich ins Netz eingespeiste Leistung ist gerade mal 10 % der installierten Leistung! Und an dieser unsteten Stromlieferung wird sich auch in Zukunft nichts ändern, denn der Wind weht nun mal wie er will. So lieferten beispielsweise die Windmühlen im Oktober 2007 gerade mal an 2 Tagen über wenige Stunden etwa ein Drittel der nominellen Leistung, an weiteren 2 Tagen knapp ein Fünftel. Obwohl der daraufolgende November sehr windreich war gab es Tage, an denen die Windradleistungen drastisch abfielen. Noch schlechter sah es zum Jahreswechsel 2007/2008 aus: wegen der grossräumigen Inversionslage tendierte die Netzeinspeisung gegen Null.
Trotzdem gingen die Lichter nicht aus, weil konventionelle Kraftwerke bereit standen, um dieses Windmanko auszugleichen. Dabei müssen Steinkohlekraftwerke, selbst bei hoher Windeinspeisung, ständig mit gedrosselter Leistung - d.h. mit schlechtem Wirkungsgrad - parat stehen, um bei Windflauten hochgefahren zu werden.
Und diese sinnlose Förderung des Windstroms soll weiter gehen. Nach den Vorgaben der Bundesregierung sollen im Jahr 2020 über 30.000 MW an installierten Windrädern bereit stehen, eine Reihe davon (unerprobt) off-shore in der Nordsee. Aber selbst wenn BMU Gabriel auf 100.000 MW zielen würde, das grundsätzliche Problem der unzuverlässigen Stromlieferung könnte er damit nicht beseitigen. Im Gegenteil, immer drängender wird der Bau neuer Stromtrassen von der Küste zu den industriellen Grossverbrauchern im Westen und Süden - bei der gegenwärtigen Genehmigungspraxis eine Aufgabe für Jahrzehnte. Da es den Energieversorgungsunternehmen (EVU) gestattet ist, alle Kosten der erneuerbaren Energieerzeugung auf die Stromverbraucher umzulegen, darf man sich auf jährlich steigende Stromrechnungen geafsst machen.
Zusammenfassend muss man leider sagen, dass die deutsche Energiepolitik seit 10 Jahren von einer Schar von Ideologen und Laienspielern bestimmt wird. Mit der Ersatzreligion "Klimakatastrophe" haben sich unsere Politiker in eine ausweglose Falle manöveriert. Wird am Atomausstieg festgehalten, so sind die EVU gezwungen Strom aus französischen und tschechischen (!) Kernkraftwerken zu importieren. Und wir Endkunden dürfen uns auf unablässig steigende Preise einstellen.