Bei einem kürzlichen Interview zu KIT, das der Uni-Rektor Hippler und der FZK-Chef Umbach der BNN-Korrespondentin Elvira Weisenburger gegeben haben, konnte man zwischen den Zeilen deutlich herauslesen, dass es bei der geplanten Fusion der Technischen Universität mit dem Forschungszentrum Karlsruhe noch an vielen Stellen hapert.
Vorallem die ursprünglichen Terminvorstellungen scheinen sich in Luft aufzulösen. Wie erinnerlich, wollte man bei der Verkündigung von KIT (mitte 2006) die Vereinigung im Laufe des darauffolgenden Jahres 2007 vollzogen haben. Davon ist heute keine Rede mehr. Offensichtlich gibt es derzeit für KIT überhaupt keinen Zeitplan, denn Magnifizenz verweist bei entsprechenden Fragen vage in das Jahr 2009. Also: irgendwann. Das ist kaum verwunderlich. Denn für die Fusion der Bundes-GmbH FZK mit der Universität als Anstalt des öffentlichen Rechts benötigt man (als Folge der Föderalismusreform) ein eigenes Landesgesetz und dessen Entwurf wird immer noch auf der relativ niedrigen Referentenebene beraten. Wann er in die Ausschüsse des Landtags gelangt und danach schliesslich vom Parlament beschlossen wird, weiss zur Zeit niemand.
Mittlerweile hat sich auch der Betriebsrat des Forschungszentrums mit allerlei Bedenken zu Wort gemeldet. Es scheint, als kämen auf die dortigen Bundesbediensteten beachtliche Nachteile zu, insbesondere im Bereich der Zulagen. Die Chefs versuchen zwar zu beschwichtigen, aber bei der FZK ist man allgemein der Ansicht, dass sie die Verlierer der KIT-Fusion sein werden. Viele sehen das Zentrum zur "verlängerten Werkbank" der Uni degenerieren.
Um die Meinung der 8.000 Uni- und FZK-Mitarbeiter zu KIT festzustellen, wurde die Unternehmensberaterfirma Boston Consulting von Rektor und Vorstand mit einer - vertraulichen - Internetumfrage beauftragt. Das Ergebnis war mager und aufschlussreich zugleich: nur 30% der künftigen Belegschaft beantworteten überhaupt die gestellten Fragen. Von denen waren nur 43 %, also eine klare Minderheit mit KIT voll einverstanden, die restlichen 57 % gar nicht oder nur zu Teilen. Boston Consulting verkaufte dieses mickrige Resultat trotzdem als Zeichen voller Zustimmung der Belegschaft, wohl nach dem Motto: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing."
Vor wenigen Wochen wurde der Uni die Nutzung des KSC-Stadions angedient. Durch den Bundestagsabgeordneten Wellenreuther, der dafür aber gar nicht zuständig ist. Professor Hippler sagte trotzdem sofort zu, wohl eingedenk des Spruchs "Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul" und ungeachtet der Tatsache, dass die wenigen hundert Sportstudenten ein bundesligataugliches Stadion nie und nimmer sinnvoll nutzen können und dass für das umgebende Gelände ein Bebauungsverbot existiert. Die Sache ist noch am Kochen, aber jetzt schon kann man sagen, dass sich Magnifizenz mit dieser schnellen Zusage weder bei Minister Frankenberg noch bei Oberbürgermeister Fenrich sonderlich beliebt gemacht hat.
Einige tüchtige Gruppen- und Abteilungsleiter des Forschungszentrums machen sich Hoffnungen in den nächsten Jahren zu (Junior-)Professoren aufzusteigen, denn die Massenuniversität Karlsruhe muss dringend ihr Verhältnis von Lehrenden zu Studenten verbessern. Den alteingesessenen Fakultätsmitgliedern sind solche "Seiteneinsteiger" jedoch suspekt. Wahrscheinlich schiebt man die Applikanden in den Praktikums- und Übungsbetrieb ab und ob dafür Professorentitel winken, ist durchaus fraglich.
Ein grosses Thema unter den arrivierten Professoren ist derzeit ihre künftige Gehaltseinstufung. Bisher erhielten alle Ordinarien (von Zulagen abgesehen) in etwa die gleiche Bezahlung. Das soll sich in Zukunft ändern. Die "geistigen Spitzenreiter" werden - nach Hippler - bald mit einer signifikanten Erhöhung ihrer Bezüge rechnen können, z. T. aus der Hektorstiftung, z. T. aus Landesmitteln und Drittmitteln. Es wird demnächst also "first-class" und "sub-prime" Professoren geben.
Da die menschliche Psyche - Scheel und Neid - sich aber kaum ändern wird, kann man auf interessante Debatten innerhalb der Professorenschaft gespannt sein. Insbesondere beim "Anwerben" von internationalen Geistesheroen könnte es bald zugehen wie im Fussballgeschäft. Gelingt es der Elite-Uni Karlsruhe die ebenfalls elitäre ETH Zürich zu überbieten, dann schwebt der "Physiker-Klinsmann", samt Mitarbeiter und sonstigem Gefolge,eben nach Karlsruhe ein - für einige Jahre. Einen leichtenVorgeschmack erlebte man vor einigen Jahren bereits im Nanobereich des Forschungszentrums. Dort wurde - auf dem Briefbogen - ein leibhaftiger Nobelpreisträger aus Strassburg als Institutsleiter ausgewiesen. Zu Gesicht bekommen haben ihn bei FZK nur wenige.
Hellhörig macht, dass Hippler und Umbach in dem erwähnten Interview ankündigen, dass sie demnächst in die USA fahren würden, um dort mit dem Firmen IBM und Hewlett Packard Forschungskooperationen zu vereinbaren. Ausgerechnet mit diesen genuin US-amerikanischen Unternehmen HP und IBM! Wo bleibt da der Nutzen für die Bundesrepublik Deutschland? Warum soll der deutsche Steuerzahler die Forschungen dieser US-Riesen mitfinanzieren, nur damit diese demnächst mit den so generierten Produkten unsere inländischen Firmen an die Wand drücken?
Nein, da macht es die Universität Heidelberg - seit kurzem ebenfalls elitär - schon besser. Diese hat sich vor wenigen Monaten mit der Uni Mannheim und den regionalen deutschen Industrieunternehmen SAP, BASF, Merck, Heidelbergdruck sowie weiteren zu einem Forschungsverbund zusammen geschlossen. In enger Kooperation will man organische Leuchtdioden, OLED genannt, entwickeln. Als druckfähige Dünnstschichtzellen haben die OLEDs das Potential, die derzeitigen Siliziumsonnenzellen abzulösen, womit sich ein gigantischer Markt auftut. Im Erfolgsfalle könnte Nordbaden zu einem deutschen Silicon Valley werden.
Hoffenheim lässt grüssen.
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