Sonntag, 13. April 2008

Rotter Stammtisch Gespräche 2

Hallo Freunde,

heute ist der 12. April und Joschka Fischer feiert seinen 60. Geburtstag... schade, dass er nicht Mitglied unseres Stammtischs ist, müsste bös blechen... mit seiner Rente als Aussenminister würden wir ihn nicht in Verlegenheit bringen... schon toll, wie sich dieser Bursche hochgearbeitet hat... als Sohn eines ungarisches Metzgers... mit Migrationshintergrund, gewissermassen...
aber im Schwabenland geboren... wer weiss das schon... ja im hohenlohischen Gerabronn... und dort viele Jahre braver Ministrant... Weihrauch war seine Einstiegsdroge... Haschisch und Marihuana kamen später hinzu... auf die Penne ist er auch gegangen... im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Gymnasium... allerdings nur bis zur Untersekunda... die Sechser in Physik und Mathematik konnte er nicht ausgleichen... behinderten aber nicht seine Karriere als späterer Umweltminister... erklären aber seine technischen Äusserungen zur Sicherheit der Kernkraftwerke Biblis und Kalkar... soweit sind wir noch nicht, Kollegen... vorher versuchte sich Klein-Joschka noch als Azubi bei einem Fotografen... gewissermassen in der Medienbranche... und heiratete seine 17jährige Edeltraut, ganz romantisch, im schottischen Gretna Green... sinnigerweise war sie die Tochter eines Stuttgarter Polizisten... aber dann wurde ihm Stuttgart doch zu eng und er ging nach Frankfurt... in eine WG mit Daniel Cohn-Bendit... Dany le Rouge, dem Ober-Sponti... spontifex maximus... und hörte Gastvorlesungen bei Adorno und Habermas... es geht eben nichts über eine gediegene Halbbildung... zum Broterwerb übersetzte er auch Edelpornos... und demonstrierte mit den 68ern... und prügelte sich mit Polizisten... gelegentlich nur, wie er später einräumte...aber schliesslich brachte er es doch zu einem ehrbaren Beruf...als geprüfter Taxifahrer... kurvte 5 Jahre lang durch alle Frankfurter Ecken... zumeist als Nachtfahrer... bis 1980 die Grünen aufkamen... und in der Karlsruher Stadthalle ihre Partei gründeten... und Joschka bei den vorgezogenen Bundestagswahlen 1983 als Abgeordneter ins Bonner Parlament einziehen durfte... wo er gleich einige bedeutsame Reden hielt... zum Beispiel gegen den NATO-Doppelbeschluss...und dabei den Bundestagspräsidenten Richard Stücklen mit dem später gefügelten Wort attackierte: "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch"... aber schon nach 2 Jahren war die spannende Zeit in Bonn zu Ende und Joschka musste einem unbekannten Nachrücker weichen... denn damals galt bei den Grünen noch das strikte Rotationsprinzip!



Joszef Fischer war frustriert... aber nicht lange... denn in Hessen... seinem eigentlichen Heimatland... regierte seit 18 Monaten... geschäftsführend nur... der Ministerpräsident Holger Börner... auch bekannt als Dachlatten-Börner... ja, und der entschloss sich endlich die Grünen als Koalitionspartner in die Regierung zu nehmen... wo man unter anderem einen Umweltminister brauchte... und das wurde eben Joschka Fischer... der auch gleich republikweit Aufsehen erregte als er bei der Vereidigung in neuen, weissen Turnschuhen erschien... womit die Medien ihren "Turnschuhminister" hatten... für den aber auch sonst alles neu war... denn das Umweltministerium war eben erst gegründet worden... ohne personellen Unterbau... und ohne juristisch geschulte Referenten... das heisst, es ging dort ziemlich chaotisch zu... und 5 Monate später explodierte auch noch der russische Reaktor in Tschernobyl... wozu von den Grünen wenig Substanzielles kam... ausser eben "Atomkraft, nein danke"... zumeist operierte man in der Umweltpolitik mit der kollektiven Angst der Menschen... Angst vor dem Waldsterben, vor der Volkszählung, vor dem BSE... und später vor der Vogelgrippe und den Mobilfunkstrahlen... weshalb die Amerikaner und Briten kopfschüttelnd von der "German angst" sprachen... und die Franzosen süffisant von "l ángst"... und Joschka hielt nach Kräften gegen all diese wirklichen und vermeintlichen Umweltgefahren... gegen die Umweltgifte des Chemiekonzerns Hoechst... mit der Folge, dass dieser nach Frankreich umsiedelte... und gegen die Plutoniumfertigung bei der Hanauer Firma Nukem/Alkem... denen wollte er keinesfalls die atomrechtliche Genehmigung zur Produktion von Mischoxidbrennstäben, sprich MOX, erteilen... und kam dabei übers Kreuz mit seinem Chef Holger Börner, der für diese Genehmigung war... was die beiden so aneinander geraten liess... dass Joschka aus dem Kabinett gefeuert wurde... nach kaum eineinviertel Jahren als Minister... denn der Ober sticht eben den Unter... womit aber auch die hessische Koalition zwischen der SPD und den Grünen geplatzt war.



Und so kam es im April 1987 zu Neuwahlen... aber die Hessen hatten Nase voll von der rotgrünen Chaostruppe... und wählten diesmal die CDU mit absoluter Mehrheit... womit Wallmann Ministerpräsident wurde... der Weimar als Umweltminister bestellte... und Dr. Manfred Popp als Staatssekretär, insbesondere für nukleare Fragen... Popp, den späteren Chef des Karlsruher Kernforschungszentrums?... Richtig, er wurde aus dem Bonner Forschungsministerium geholt und sollte Weimar zur Hand gehen, denn Wallmann hatte wenig Ahnung von kerntechnischen Dingen... obwohl er doch der Erfinder des sogenannten Wallmann-Ventils war... ja, damit wollte man bei Störfällen den Reaktorkessel entlasten... was aber eine ziemliche Kateridee war... aber die neue Regierung stand der MOX-Technologie in Hanau natürlich positiv gegenüber... war ja auch sinnvoll, das in Leichtwasserreaktoren zwangsweise erzeugte Plutonium nicht teuer zu lagern... sondern nach Beimischung von Uran zu Mischoxidbrennstäben zu verarbeiten... und in LWR und Brütern abzubrennen... so machte sich eben Popp zügig ans Werk... mit seinem personell aufgestockten Ministerium... und siehe da, im Laufe der nächsten 4 Jahre war die atomrechtliche Genehmigung für die MOX-Stäbe ausgearbeitet und erteilt... und der Alkem-Chef Stoll hätte mit der Produktion seiner Brennstäbe beginnen können.



Hätte! Aber dazu kam es nicht... denn bei der Landtagswahl 1991 wechselte wieder mal die Regierung in Hessen... denn es kam zu einer Neuauflage der rotgrünen Koalition... diesmal aber mit Hans Eichel als Ministerpräsidenten... und wieder mit Joschka Fischer als Umweltminister... und der hatte mächtig aus seinen früheren Fehlern gelernt... denn die Feinheiten des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens waren ihm nicht mehr fremd... weshalb er sich gleich Popp´s Mox-Genehmigung vornahm... und sie nach allen Regeln der Kunst zerpflückte... denn Popp waren offensichtlich eine Reihe verfahrenstechnischer Fehler unterlaufen, insbesondere im Bereich der Dokumentation... und das war dann schon das Ende vom Lied... die MOX-Genehmigung war nicht gerichtsfest und musste aufgehoben werden... womit das Ende der Plutoniumtechnologie bei Alkem gekommen war... denn die Hanauer Firma musste die bereits fertig gestellte Anlage stilllegen... und durfte sie bis heute nicht mehr in Betrieb nehmen... obwohl der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder sie nach China verscherbeln wollte... was aber sein Vizekanzler Fischer zu verhindern wusste.


Aber zurück ins Jahr 1991 und zu ex-Staatssekretär Dr. Popp... dieser aus dem Amt Gedrängte brauchte nun einen neuen Job... in Bonn wollte man ihn wohl nicht mehr... und so wurde er nach Karlsruhe abgeschoben... auf den einträglichen Posten eines Vorstandsvorsitzenden des Kernforschungszentrums... obwohl die Medien skeptisch waren... denn Popp hatte sich durch die fehlgeschlagene Alkem-Genehmigung ja keineswegs mit Ruhm bekleckert... was auch die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ in einem vielbeachteten Artikel monierte... wonach Popp nicht die hinreichende Qualifikation für diese Position habe... und in die Alkem-Nukem-Affäre verstrickt sei... aber egal, die Bonner drückten seine Ernennung eben durch... und Popp gerierte sich in Karlsruhe bald wie ein Grüner... indem er die Kerntechnikprogramme scharf reduzierte... und sogar den Namen Kernforschungszentrum abschaffte... unter dem die KfK international bekannt war... zugunsten der sterilen Bezeichnung Forschungszentrum... und beim Fest zum 50jährigen Jubiläum erwähnte er die Grossprojekte Wiederaufarbeitung, Brüter und Entsorgung überhaupt nicht mehr... und kaum einen seiner Vorgänger im Vorstand... stattdessen fing er die Schäkerei mit KIT an, dem Karlsruhe Institute of Technology... nach dem Motto "wir wollen heiraten"... denn die Karlsruher Uni, diese passable, aber eher mittelmässige Institution, hatte sich im Rahmen der Exzellenzinitiative um Höhergruppierung beworben... konnte aber nur eine mickrige Graduiertenschule in Photonik und ein Nano-Cluster mit der FZK vorweisen... aber das Forschungszentrum, pardon Popp, war grosszügig genug, der Uni die Fusion mit der FZK anzubieten... was dann schliesslich aus der simplen Uni eine Elite-Uni machte... und das Forschungszentrum degeneriert immer mehr zum Campus-Nord... von Hipplers Gnaden... seitdem meinen einige Profs ihre aufs Doppelte geschwollene Institution sei das Massachusett Institute of Technology... aber vermutlich gilt auch hier Goethes Wort "Getretener Quarck wird breit nicht stark"... und Popp, bald nach dem oben genannten Jubiläum in die Rente geschickt... und nicht mit dem ersehnten Beratervertrag verlängert... und auch nicht mit dem Bundesverdienstkreuz behängt... ist endlich verdienterweise Privatmann.



Zurück zum Jubilar Joschka Fischer... der war bekanntlich ab 1991 zum 2. Mal Umweltminister in Hessen... aber er hielt es dort nicht lange aus... denn 1994, nach der Bundestagswahl, liess er sich in Berlin zum Fraktionsvorsitzenden der Grünen wählen... und löste sofort eine heftige innerparteiliche Debatte aus, als er sich zu militärischen Massnahmen in Bosnien bekannte... was ihm die Ökopaxe seiner Partei bis heute nicht verziehen haben... und sogar mit Farbbeutel gegen sein Ohr revanchierten... doch wer hätte damals gedacht, dass Joschkas eigentliche Karriere noch bevorstehen würde... in der er 1998 zum Aussenminister und Vizekanzler in der rotgrünen Regierung Schröder berufen wurde... und es blieb bis zum Rücktritt Schröders 1995... nach der Wahlsieg von Angela Merkel... wobei wir nicht verhehlen wollen, dass er mit der sogenannten Visa-Affäre nochmal eine schwierige Sitaution zu überstehen hatte, die ihm einige Beliebtheitspunkte kostete... aber egal, im September 2006 legte er auch sein Bundestagsmandat nieder... und übergab es an seinen allseits bekannten Nachrücker Omid Nouripour... immerhin brachte es der Privatmann Fischer bislang auf 5 Ehen... nach eigenem Eingeständnis ist er eifersüchtig wie ein Sizilianer... und ist immer noch Mitglied der katholischen Kirche... die er als älteste Machtinstitution respektiert... und von der er sagt: "da bin ich nicht eingetreten, da trete ich auch nicht aus"... nun tourt Joschka seit 2 Jahren um den Globus als vielgefragter Gastredner... hat sogar die Beraterfirma "Joschka Fischer Consulting" gegründet... was sicherlich gut ist für seine Steuererklärung... und sammelt in aller Welt Ehrendoktorate und Professorentitel... aber als besonderen Dank für seinen Einsatz als hessischer Umweltminister haben die Biologen eine fossile Schlange nach ihm benannt:

"Palaeopython Fischeri"

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